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Neu programmiert

Nicht nur für Computerfreaks: Die neue „Code University“ in Berlin will die kreative Digitalklasse der Zukunft ausbilden.

12.06.2017
© Manuel Dolderer

Deutschland. Thomas Bachem hat die Universität gegründet, an der er selbst gern studiert hätte: Weil ihm die Informatik-Studiengänge damals zu theoretisch waren, zog der 31-Jährige die Betriebswirtschaft vor. Das Programmieren hatte er sich ohnehin schon selbst beigebracht. Er entwickelte unter anderem ein Portal für Lebensläufe und verkaufte es an XING, ein Netzwerk für Berufstätige. Jetzt verwirklicht er seinen Traum: Anfang Oktober hat in Berlin die „Code University“ eröffnet. Vier Fragen an den Internet-Unternehmer:

Herr Bachem, in letzter Zeit wird viel über das Programmieren als neue Kulturtechnik gesprochen. Muss jeder programmieren können?
Jeder sollte ein Grundverständnis davon haben, weil es so wichtig für alle Lebensbereiche ist und in Zukunft noch bedeutsamer wird. Auf der anderen Seite ist Softwareentwicklung ein hochkomplexes Feld. Um das beruflich betreiben zu können, braucht man eine Ausbildung oder ein Studium.

Das bekommt man demnächst an der „Code University“. Dort sollen allerdings nicht nur IT-Interessierte studieren, sondern zum Beispiel auch Künstler. Warum?
Natürlich gibt es bei der Entwicklung von digitalen Produkten sehr mathematische Disziplinen, aber es ist auch Kreativität gefordert. Wir bieten drei Studiengänge an, übrigens alle auf Englisch: Software-Engineering, Interaktionsdesign und Produktmanagement. Das sind auch die drei typischen Jobprofile bei Internetunternehmen. Gerade die Design- und Produktmanager haben im Alltag nicht unbedingt mit Softwareentwicklung zu tun, trotzdem sind sie wichtig fürs Team.

Viele Anbieter von IT-Studiengängen haben Schwierigkeiten, weibliche Studierende zu gewinnen. Wie attraktiv ist Ihre Hochschule für junge Frauen?
Wir haben im Moment knapp 25 Prozent weibliche Bewerber, möchten aber langfristig bei 50 Prozent plus x landen. Auch für uns ist das nicht einfach. Das Problem liegt vor allem darin, dass Mädchen Technik als Hobby nicht besonders hip finden. Wenn sie sich später über ein Studium Gedanken machen, haben sie das Gefühl, schon sehr weit hinter den Jungen zurückzuliegen. Hinzu kommt, dass Mädchen sich oft vorsichtiger einschätzen als Jungs. Und sie fragen sich: Technik – wofür? Sie möchten damit etwas bewirken, auch gesellschaftlich. Deshalb betonen wir, was man mit digitalen Produkten alles erreichen kann.

Was kostet das Studium?
Wir bieten ein Modell an, das wir einen „umgekehrten Generationenvertrag“ nennen. Das Studium ist zunächst kostenfrei. In den ersten zehn Jahren danach zahlen die Absolventen einen gewissen Prozentsatz ihres Einkommens zurück. Und das auch nur, wenn sie eine bestimmte Einkommensschwelle überschreiten. Wir wollen die größten Talente, und nicht jene, deren Eltern den größten Geldbeutel haben. Alternativ ist auch eine direkte Bezahlung möglich, dann kostet das dreijährige Studium knapp 27.000 Euro.

 

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