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Wie Familien in Deutschland leben

Warum viele Deutsche erst spät Eltern werden und wie Familien vom Staat unterstützt werden. 

Tanja Zech, 15.05.2020
Happy Family
© Jacob Lund - stock.adobe.com

Ein Ehepaar mit einem oder zwei Kindern – das ist die deutsche Durchschnittsfamilie. Aber die Familienmodelle werden vielfältiger: Laut dem aktuellsten Familienreport gab es 2015 in Deutschland rund acht Millionen Familien mit minderjährigen Kindern. Der überwiegende Teil der Eltern sind zwar miteinander verheiratet (5,5 Millionen), doch auch die uneheliche Lebensgemeinschaft (843.000) ist keine Seltenheit mehr. Neben der Durchschnittsfamilie gibt es auch viele alleinerziehende Eltern (1,6 Millionen). Der überwiegende Teil davon ist weiblich (1,5 Millionen), denn nur etwa 11 Prozent der Kinder Alleinerziehender leben bei ihrem Vater. Die Zahl der Regenbogenfamilien mit gleichgeschlechtlichen Paaren ist in Deutschland zwar noch vergleichsweise gering, hat sich aber seit 1996 von 3.000 auf 7.000 mehr als verdoppelt. Großfamilien mit mehreren Generationen unter einem Dach sind dagegen seit 1995 von 351.000 auf 209.000 zurückgegangen.

Die Mehrheit der Familien empfindet ihre wirtschaftliche Lage heute als gut bis sehr gut. Tatsächlich sind die durchschnittlichen (bedarfsgewichteten) Pro-Kopf-Einkommen von Familien laut Report zwischen 2004 und 2014 um knapp 23 Prozent gestiegen.

 

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Späte Familiengründung

Vor allem viele junge Akademiker schieben die Familiengründung lange auf – erst möchten sie ihr Studium absolvieren und dann im Beruf durchstarten. Deshalb sind Mütter bei der Geburt des ersten Kindes im Durchschnitt schon knapp 30 und Väter 35 Jahre alt. Auch das ist ein Grund für die niedrige Kinderzahl pro Familie. Denn 53 Prozent der Familien in Deutschland haben nur ein Kind.

So fördert der Staat Familien

Deutschland braucht mehr Kinder, denn nach Japan ist es das Land mit der ältesten Bevölkerung. Die Geburtenrate ist mit 1,5 Kindern pro Frau auf dem Höchststand seit der Wiedervereinigung, liegt aber immer noch unter dem EU-Durchschnitt von 1,58.

Deshalb gibt es eine Vielzahl staatlicher Hilfen zur Förderung von Familien. Die wichtigsten sind Kindergeld, Elterngeld, Steuervergünstigungen sowie Zuschüsse für Schwangere und Familien, deren Einkommen nicht reicht, um die Grundbedürfnisse ihrer Kinder zu erfüllen. Hinzu kommt gebührenfreie Schulbildung.

Trotzdem gehören Alleinerziehende zu den Bevölkerungsgruppen mit dem höchsten Armutsrisiko, wenn der andere Elternteil sich weigert, Unterhalt für sein Kind zu zahlen.

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Eltern zwischen Familie und Job

Kinder oder Karriere? Frauen und Männer sollen es leichter haben, beides miteinander zu vereinbaren. Seit 2013 gilt für jedes Kind ab dem ersten Lebensjahr ein Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz. Die Bundesländer haben stark in den Ausbau von Betreuungsangeboten für Kleinkinder und Schulkinder investiert.

Seit 2007 können Mütter und Väter eine bezahlte Auszeit vom Beruf nehmen. Für insgesamt 14 Monate zahlt der Staat Elterngeld in Höhe von 65 Prozent des Nettoeinkommens.

Rollenbilder

Der Vater verdient das Geld, die Mutter ist zuhause bei den Kindern – dieses Rollenmuster gilt als überholt, ist aber durchaus noch anzutreffen. Zwar gehen 70 Prozent der Mütter arbeiten, allerdings 40 Prozent nur in Teilzeit. Es zeichnet sich ein Wandel ab: Die junge Vätergeneration möchte mehr Zeit mit den Kindern verbringen und sich stärker an der Erziehung zu beteiligen. Derzeit nimmt jeder dritte Vater immerhin zwei bis drei Monate Elternzeit.

Wusstest du, dass…

… die beliebtesten Kindernamen 2019 in Deutschland Hanna und Noah waren?

… die meisten Kinder in Deutschland im Juli geboren werden?

… ab dem dritten Lebensjahr 93 Prozent der Kinder in einer Kindertagesbetreuung angemeldet sind?