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Menschenrechtspreis für „Caesar“

Der syrische Fotograf und seine Unterstützer haben unter Lebensgefahr drastische Beweise für Folter aus dem Land geschmuggelt.

Sarah Kanning, 26.09.2017
Gedenkstätte „Straße der Menschenrechte“ in Nürnberg
Gedenkstätte „Straße der Menschenrechte“ in Nürnberg © dpa

Deutschland. Seine Fotos zeigen Folter, Leid und Tod. Sie dokumentieren Morde „in industriellem Ausmaß“, wie es ein ehemaliger Chefankläger der Vereinten Nationen nannte. Unter dem Decknamen „Caesar“ schmuggelte ein ehemaliger syrischer Militärfotograf mehr als 50.000 Fotos aus Syrien heraus. Mehr als die Hälfte davon zeigt Menschen, die in syrischen Gefängnissen durch Folter, Hinrichtungen, Krankheiten, Unterernährung oder andere Misshandlungen getötet wurden. Für diesen mutigen Einsatz sind „Caesar“ und seine Unterstützer am 24. September mit dem Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis 2017 ausgezeichnet worden.

„,Caesar‘ und seine Kollegen wurden von dem Verlangen angetrieben, dass die dokumentierten Menschenrechtsverbrechen nicht straflos bleiben. Dafür nahmen sie große Gefahren auf sich“, heißt es in der Jury-Begründung. „Mit der Verleihung des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises an die Gruppe ‚Caesar‘ will die Jury auch an die Geschichte Nürnbergs als Wiege des modernen Völkerstrafrechts anknüpfen.“

Ich habe so etwas noch nie gesehen.
„Caesar“, syrischer Militärfotograf

Nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien 2011 war es „Caesars“ Aufgabe, die Leichen von syrischen Soldaten und Oppositionellen zu fotografieren und die Bilder systematisch zu archivieren. Eine Arbeit, die ihn zunehmend belastete. „Ich habe so etwas noch nie gesehen“, sagte er später in einem Interview der französischen Journalistin Garance Le Caisne, deren Beharrlichkeit großen Anteil daran hatte, dass „Caesars“ Bilder den Weg in die Öffentlichkeit fanden.

Mut zum Handeln

„Caesar“ entschied sich, nicht länger stumm zu dokumentieren, sondern zu handeln: Etwa zwei Jahre lang kopierte er seine Bilder heimlich auf USB-Sticks und schmuggelte sie mit Hilfe von Freunden aus dem Land. Dabei schwebte er ständig in Lebensgefahr.

Im Januar 2014 wurden „Caesars“ Fotos im Internet veröffentlicht und von einer Untersuchungskommission aus ehemaligen Chefanklägern internationaler Strafgerichte als „verlässlich“ eingestuft. „Caesar“ flüchtete aus Syrien und lebt heute nach eigenen Angaben in Europa.

Weil sein Leben immer noch in Gefahr ist, konnte der Fotograf nicht an der Ehrung im Nürnberger Opernhaus teilnehmen. Stellvertretend nahm Garance Le Caisne den Preis entgegen.

Garance Le Caisne
© Stadt Nürnberg/Christine Dierenbach

Symbol für Frieden

Der Internationale Nürnberger Menschenrechtspreis ist eine Antwort der Stadt auf die dort 1935 verabschiedeten nationalsozialistischen Rassengesetze. Er soll „aller Welt ein Symbol dafür sein, dass von Nürnberg niemals mehr andere Signale ausgehen dürfen als solche des Friedens, der Versöhnung, der Verständigung und der Achtung der Menschenrechte“, erklären die Initiatoren. Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre an Einzelpersonen oder Gruppen verliehen, die sich „in vorbildlicher Weise und unter hohem persönlichem Risiko für die Wahrung der Menschenrechte einsetzten und einsetzen“.

Internationaler Nürnberger Menschenrechtspreis: Preisträger im Überblick

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