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Dramen der Menschheit modern erzählt

Holocaust, Flüchtlingstragödie im Mittelmeer, das Leben als Blinder – beim Grimme Online Award sind Web-Dokus nominiert, die harte Themen eindrucksvoll vermitteln.

23.06.2017
Grimme Online Award 2017, Rette sie, wer kann
Grimme Online Award 2017, Rette sie, wer kann © Christian Werner/Zeitenspiegel - Grimme Online Award 2017, Rette sie, wer kann

Deutschland. Blogs, Videos, 360-Grad-Filme – Symbole einer modernen Medienwelt. Die Nominierungen zum Grimme Online Award zeigen, dass gerade diese Zukunftsformate einen wichtigen Beitrag dazu leisten, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. In dem Wettbewerb für publizistisch hochwertige Online-Angebote sind auffallend viele Produktionen in der engeren Wahl, die auf eine zeitgemäße Erinnerungskultur setzen.

Zum Beispiel #uploading Holocaust: In dem interaktiven Online-Portal begleitet der Nutzer junge YouTuber auf dem Weg ins frühere Konzentrationslager Auschwitz und kann seine Gefühle beim Besuch der Gedenkstätte teilen. Die Web-Doku „Im Märkischen Sand – Nella Sabbia del Brandenburgo“ lenkt die Aufmerksamkeit auf ein wenig bekanntes Kapitel des Zweiten Weltkriegs: Im April 1945 erschoss die deutsche Wehrmacht im brandenburgischen Treuenbrietzen 127 italienische Zwangsarbeiter. Auch die Produktion „Inside Auschwitz 360°“ führt die Ausmaße des nationalsozialistischen Schreckens vor Augen: Die Bilder einer Drohne zeigen, wie gigantisch das Vernichtungslager war.

Diese drei und weitere Arbeiten sind in der Kategorie Wissen und Bildung für den Grimme Online Award nominiert. In der Kategorie Information steht die die Multimedia-Reportage „Rette sie, wer kann“ des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ zur Wahl. Die Geschichte nimmt den Zuschauer mit in ein Flüchtlingsboot – es ist eng, die Gischt spritzt, Rettungswesten werden verteilt. So nah war man der europäischen Flüchtlingskrise selten.

Deutsch sein – was heißt das?

Geflüchtete, die bereits in Deutschland sind, kommen in „Germania“ zu Wort, einer Video-Reihe des Jugendportals funk des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Zum Beispiel Hadnet Tesfai, die als Dreijährige mit ihren Eltern aus Eritrea floh. „Wir haben als Kinder immer in beiden Welten gelebt“, sagt Tesfai, die inzwischen selbst Mutter ist und ihren Kindern das Beste aus beiden Traditionen mit auf den Weg geben will. Deutsch sein – was heißt das? Mit dieser Frage setzen sich in der Porträtreihe zahlreiche weitere junge Menschen auseinander. Das Format ist in der Kategorie Kultur und Unterhaltung nominiert.

 „Die unglaublichste, tiefgründigste und schönste Beschreibung des Blindwerdens“, urteilte der Neurowissenschaftler Oliver Sacks über das Tagebuch des Schriftstellers John Hull, der sein Erblinden dokumentierte. Der TV-Sender Arte hat daraus die Virtual-Reality-App „Notes on Blindness“ gemacht. Sie ist ein Preis-Anwärter in der Kategorie Spezial.

Übersicht: www.grimme-online-award.de

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