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Herausforderung für die Ohren

Die vielen unterschiedlichen Strömungen der Neuen Musik sind für Zuhörer oft gewöhnungsbedürftig. Der Wissenschaftler, Musiker und Mediziner Eckart Altenmüller weiß Rat.

14.03.2017
© Anne Van Aerschot - New Music

Deutschland. Wie klingt das denn? Bei aller Vielfalt der Neuen Musik gibt es oft eine Gemeinsamkeit: Sie macht es ihren Hörern nicht leicht. Manchen sträuben sich die Nackenhaare, andere wenden sich erschrocken ab. Dass sich Neue Musik aber absolut genießen lässt, weiß Eckart Altenmüller, Direktor des Instituts für Musikphysiologie und Musikermedizin an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover.

Eckart Altenmüller

Herr Professor Altenmüller, Sie sind nicht nur begeisterter Musiker, Forscher und Dozent, sondern auch promovierter Mediziner. Wie verträglich ist Neue Musik?

Die Neue Musik ist eine Herausforderung, aber zugleich hochverträglich: Wenn zum Beispiel ein Patient Neue Musik positiv belegen kann, dann kann sie genauso heilsame Wirkung entfalten wie die Musik von Bach, Mozart oder Beethoven. Der entscheidende Punkt ist die Gewöhnung: Man muss bereit sein, sich auf Neue Musik einzulassen und sie häufiger hören. Das zeigt: Es müsste noch viel mehr Neue Musik gespielt werden.

Man kann also das Hören Neuer Musik lernen?

Absolut. Jeder Hörvorgang, von den Radio-Nachrichten bis zu einer Komposition von Pierre Boulez, ist zugleich Gehörbildung. Auch beim Hören von Neuer Musik bilden sich Erinnerungsspuren in unserem Gehirn. Die helfen uns mit der Zeit, Orientierung in dem Werk zu finden. Wenn das gelingt, bedeutet das eine regelrechte Freude für unseren Wahrnehmungsapparat. Wir erleben tiefe Befriedigung, wenn wir im scheinbarem Chaos einer Komposition Neuer Musik auf einmal Orientierung finden. Dafür muss man aber auch bereit sein, die Unsicherheit zu suchen und sie aushalten können.

Will Neue Musik überhaupt gefallen?

Sicherlich gibt es auch Komponisten, denen es vor allem wichtig ist, sinnliche Freude zu vermitteln. Grundsätzlich geht es bei der Neuen Musik aber viel stärker darum, Dinge in Frage zu stellen, Wahrnehmungsmuster neu zu definieren und aufzubrechen – und darum, dass wir so unsere Erfahrungswelt erweitern und letztlich besser erklären können. 

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