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Obama: „Es hängt alles von den jungen Menschen ab“

Zehntausende bejubeln den ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama beim Evangelischen Kirchentag in Berlin. Aber er muss sich auch Kritik stellen.

26.05.2017
© dpa - Angela Merkel and Barack Obama

Deutschland. (dpa) - «We miss you», wir vermissen dich, steht auf einem Plakat. Als der ehemalige US-Präsident Barack Obama beim Evangelischen Kirchentag vor das Brandenburger Tor tritt, jubelt die Menge. Rund 70.000 Menschen feiern den bekennenden Protestanten wie die Katholiken ihren Papst.

Barack Obama Superstar - vier Monate nach seinem Auszug aus dem Weißen Haus erscheint der Ex-Präsident als Verkünder der Zuversicht und Hoffnungsträger. Seine Zuhörer sind entzückt. «Wir müssen glauben, dass wir die Welt verändern können», ruft er von der Bühne den Menschen zu, «dass wir unter einem gütigen Gott leben.» Fürchtet euch nicht, auch nicht vor Donald Trump, scheint Obama ihnen mitteilen zu wollen. Den Namen seines Nachfolgers nimmt er freilich nicht in den Mund.

Diplomatie statt Waffen

Der Ex-Präsident rief dazu auf, sich klar gegen Fremdenhass, Nationalismus und antidemokratische Strömungen zu positionieren. «Die Weltordnung befindet sich am Scheideweg.» Es sei das Wichtigste, sich hinter die Werte zu stellen, die «uns am wichtigsten sind», und sich gegen jene zu stellen, die diese Werte zurückdrängten. «Ich denke, das ist eine wichtige Schlacht, die wir austragen müssen», sagte Obama. Für Konflikte empfahl er die Mittel der Diplomatie. Es könne nicht sein, die Lösung «nur in militärischer Hardware» zu suchen.

Obamas Appell an die Jugend

Obama setzt seine Hoffnung in die junge Generation. «Es hängt alles von jungen Menschen ab, wie hier heute in Berlin - und deshalb möchte ich auch mein Wissen weitergeben», sagte er während einer Diskussionsrunde mit Kanzlerin Angela Merkel. Er wolle junge Menschen dazu motivieren, Führungsaufgaben zu übernehmen und sich den Herausforderungen der Welt zu stellen. Sie hätten heute Zugang zu Informationen und Chancen, die undenkbar gewesen seien, als er und Merkel geboren worden seien.

Merkel und Obama stellen sich der Kritik

Die Podiumsdiskussion stand unter dem Motto „Engagiert Demokratie gestalten – Zuhause und in der Welt Verantwortung übernehmen“. Obama lobte die Kanzlerin. Sie habe «hervorragende Arbeit geleistet, nicht nur hier in Deutschland, sondern in der ganzen Welt».

Am Beispiel ihrer Asylpolitik wies Merkel wies auf das «Dilemma» zwischen christlichem Mitgefühl und Realpolitik hin. Angesichts vieler Flüchtlinge ohne Bleiberecht in Deutschland gelte es, schnell Asyl-Entscheidungen zu treffen und solche Migranten gar nicht erst in Gemeinden und zu den ehrenamtlichen Helfern zu schicken. «Ich weiß, dass ich mich damit nicht beliebt mache», sagte die Kanzlerin nach einigen Buh-Rufen. Sie betonte: «Wir versuchen, sachgerechte Lösungen zu finden.» Die deutsche Asylpolitik müsse sich auf diejenigen Menschen in der Welt konzentrieren, die dringend Hilfe brauchten. Davon gebe es immer noch genug. Merkel und Obama waren sich einig, dass es wichtig sei, Hilfe vor Ort in den Fluchtländern zu leisten und «Menschenhändlern» das Handwerk zu legen.

Der ehemalige US-Präsident musste sich gegen Kritik gegen seine Anti-Terror-Strategie mit Drohneneinsätzen verteidigen. Er räumte ein: «Manchmal haben meine Entscheidungen zum Tod von Zivilisten geführt, weil es Fehler gab. Aber es gab keine anderen Wege, um an Terroristen zu kommen.»

Dennoch überwog bei den Kirchentagsbesuchern die Begeisterung für den Weltpolitiker. «Bei Obama hat man das Gefühl, dass er Menschlichkeit eher würdigt als andere Politiker. Er verkörpert die Werte Freiheit und Gleichheit», sagt Kai (19) aus Bogen im Bayrischen Wald. Und eine Gruppe aus Koblenz findet, dass Obama wunderbar in das Kirchentagsprogramm passe. «Er ist ja schließlich Friedensnobelpreisträger.»

Evangelischer Kirchentag 2017: Einander wahrnehmen und wertschätzen

Quelle: FSM mir Material von dpa