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Energiewende in Lateinamerika

Viele Länder in Lateinamerika wollen stärker auf Erneuerbare Energien setzen – Deutschland unterstützt sie dabei. Drei Beispiele für die erfolgreiche Zusammenarbeit.

Verena Kern, 15.05.2017
© dpa - Energy transition

Mexiko – Das Sonnenland

Wenn es um Sonnenstunden geht, ist Mexiko ein glückliches Land. Es liegt im sogenannten „Sunbelt“, die durchschnittliche Sonneneinstrahlung ist fast doppelt so hoch wie in Deutschland. Für die Nutzung von Solarenergie sind das ideale Voraussetzungen. „Doch das riesige Potenzial  ist nicht einmal annähernd ausgeschöpft“, sagt Stephan Opitz von der Entwicklungsbank KfW.

Zwar gibt es viele Photovoltaikanlagen auf Hausdächern. Doch sie sind nicht ans Netz angeschlossen und dienen nur dem Eigenverbrauch. Gerade mal zwei Solarkraftwerke liefern in Mexiko Strom. Das aufstrebende Ölland produziert nach wie vor den Großteil seiner Energie aus fossilen Energieträgern. Bei der Stromproduktion sind es gut 80 Prozent.

Das soll sich nun ändern – auch mit deutscher Unterstützung. Mit einer Energiereform und einem Energiewendegesetz hat Mexiko die Grundlagen geschaffen, um Erneuerbare stärker zu fördern. Das Ziel: Bis 2024 soll der Anteil an sauberen Energien auf 35 Prozent steigen. Allerdings zählt Mexiko dazu auch die Kernenergie. Die beiden Atomreaktoren des Landes tragen derzeit knapp fünf Prozent zur Stromproduktion bei.

Mit einem Kreditpaket der KfW-Bank von 220 Millionen Euro sollen nun solare Modellkraftwerke entstehen, die zeigen, dass Solarenergie in Mexiko technisch möglich und wirtschaftlich tragfähig ist. Auch das staatliche Ökohausprogramm „EcoCasa“ wird gefördert. „Mit unserem Engagement begleiten wir das Land auf seinem Weg zu einer Energiewende“, sagt Opitz. Ein Erfolg des Projekts nutzt allen: Mexiko gehört zu den zehn Ländern mit dem größten Treibhausgas-Ausstoß.

Brasilien – Wasserkraft ist nicht genug

Die Zahlen sind beeindruckend: 40 Prozent seiner Energie bezieht Brasilien bereits aus erneuerbaren Quellen. Beim Strom sind es sogar 75 Prozent. Damit erreicht das fünftgrößte Land der Welt schon heute fast die Zielmarke, die Deutschland sich für 2050 vorgenommen hat. Gründe dafür sind das enorme Wasserkraftpotenzial und die Nutzung von Biokraftstoffen im Transportsektor. Energie aus Wind und Sonne spielen dagegen bislang kaum eine Rolle.

Doch in den vergangenen Jahren erlebte Brasilien lange Dürreperioden, die für die Wasserkraft zum Problem werden. Die Regierung will daher nun zunehmend auch andere erneuerbare Energiequellen ausbauen. Bis 2030 sollen sie 28 bis 33 Prozent der Energie und mindestens 23 Prozent des Stroms beisteuern.

Deutschland will Brasilien dabei unterstützen. Die beiden Länder verbindet schon seit 2008 eine strategische Partnerschaft. 2015 haben sie eine gemeinsame Erklärung zum Klimaschutz unterzeichnet. Rund 550 Millionen Euro hat die Bundesregierung zugesichert. Gemeinsame Projekte sollen den Ausbau erneuerbarer Energien fördern und dem Schutz des Amazonas-Regenwaldes dienen.

Denn die – oftmals illegalen – Rodungen in dem Tropenwald machen mit 35 Prozent den größten Anteil an den brasilianischen Treibhausgas-Emissionen aus. Noch vor dem Energiesektor liegen sie damit auf Platz eins. Gemeinsames deutsch-brasilianisches Ziel ist, die illegale Abholzung, die zuletzt wieder stark anstieg, bis 2020 zu beenden.

Argentinien – Land im Umbruch

„Argentinien ist als nächste G20-Präsidentschaft für uns ein wichtiger strategischer Partner“, sagt Jochen Flasbarth. Im Februar reiste der Staatssekretär im Bundesumweltministerium nach Buenos Aires, um auszuloten, wie Deutschland das südamerikanische Land dabei unterstützen kann, die umwelt- und klimapolitischen Initiativen der deutschen G20-Präsidentschaft fortzuführen.

Argentinien hat zwar schon seit 2006 ein Gesetz zum Ausbau der Erneuerbaren, muss aber fast bei Null anfangen. 2012 waren Windkraftanlagen mit einer Leistung von nur rund 130 Megawatt installiert, bei der Photovoltaik waren es lediglich sechs Megawatt. Von der Wasserkraft abgesehen, kamen 2014 nur 1,5 Prozent des Stroms aus regenerativen Quellen. Bis 2025 sollen es immerhin 20 Prozent sein.

Bislang dominieren die fossilen Energieträger, die stark subventioniert werden. Diese Subventionen abzubauen, erweist sich als schwierig. Bisherige Vorstöße der neuen Regierung, die seit Dezember 2015 im Amt ist, trafen auf heftigen Widerstand in der Bevölkerung. Umso mehr wäre eine langfristige Planung nötig, die die Energieeffizienz erhöht.

Dabei hat Bundeskanzlerin Angela Merkel Argentinien Unterstützung zugesagt. Als Schwerpunkte gelten die Modernisierung der Infrastruktur, unter anderem der maroden Stromnetze, sowie der Ausbau der Erneuerbaren.

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