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Zukunftsmodell: Genossenschaften

Genossenschaften haben in Deutschland eine lange Tradition. Aber auch aktuelle Herausforderungen lassen sich mit den „Gemeinschaftsunternehmen“ gut lösen.

21.02.2017
© Ingo Bartussek/fotolia - Cooperatives

Eine deutsche Erfolgsgeschichte: Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts gründeten Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Herman Schulze-Delitzsch etwa zeitgleich die ersten Genossenschaften, also Zusammenschlüsse von Menschen, die ein gemeinsames Ziel nach den Grundsätzen der Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung verfolgen. Heute zählt Deutschland mehr als 7.500 Genossenschaften mit rund 20 Millionen Mitgliedern – und es werden immer mehr. Denn im Gegensatz zu anderen Gesellschaftsformen arbeiten Genossenschaften nicht nur für den wirtschaftlichen Erfolg. Vor allem soziale Gerechtigkeit und Ökologie treiben die Menschen in der Solidargemeinschaft an. Dabei sind sie häufig als Mitglieder einer Genossenschaft Angestellte oder Kunden zugleich. Heute funktioniert das Modell nicht nur in der Landwirtschaft, im Bereich der Banken oder im Handel. Es verspricht auch Lösungen für die Energiewende, den Flüchtlingszustrom und die Wohnungsknappheit. Drei Beispiele.

Friedrich-Wilhelm Raiffeisen Energie eG, Eichenzell

Im Jahr 2016 hat die eingetragene Genossenschaft (eG) im Landkreis Fulda den Windpark Hofbieber in Betrieb genommen, der jährlich rund 18 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen soll. Davon profitieren die Umwelt, die Genossenschaftsmitglieder durch die Erlöse und auch die Gemeinde. Hofbieber kann sich über etwa 2,6 Millionen Euro freuen, die für Pacht und Gewerbesteuer in den nächsten Jahren in die Gemeindekasse fließen. Die Idee war so überzeugend, dass innerhalb kürzester Zeit knapp 190 Genossenschaftsmitglieder 2,7 Millionen Euro investierten. Der Plan, einen finanzstarken Partner hinzuzuziehen, konnte verworfen werden.

SprInt eG, Wuppertal

Das ursprünglich von der Diakonie Wuppertal entwickelte Projekt der Sprach- und Integrationsvermittlung (SprInt) hat sich Ende 2015 auf Grund der immer größer werdenden Nachfrage als Genossenschaft organsiert. Ziel ist es, noch effektiver Zugewanderten Möglichkeiten zur Teilhabe und Zugang zu Arbeit und Bildung zu verschaffen. Inzwischen nutzen mehr als 450 Behörden und Einrichtungen die Dienste der speziell ausgebildeten und zertifizierten Sprach- und Integrationsmittler – darunter neben öffentlichen Verwaltungen, Arbeits- und Gesundheitsämtern beispielsweise auch Jugendhilfeeinrichtungen, Kliniken, Schulen oder Gerichte. Das kommt den Kunden ebenso zu Gute wie den Genossenschaftsmitgliedern, die als Angestellte arbeiten.

Wogeno eG, München

Bereits 1993 hat sich die Wogeno in München gegründet, um für ihre Mitglieder sozialen, ökologischen und inzwischen vor allem auch bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Wie überzeugend die Idee ist, zeigen schon die Zahlen: Vor vier Jahren verzeichnete die Genossenschaft 1.900 Mitglieder, für die 239 Wohnungen geschaffen wurden. Inzwischen sind es doppelt so viele: 3.800 Mitlieder und 540 Wohnungen.

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