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Deutschlernen in Riad – „schnell und intensiv“

Die Nachfrage nach Deutschkursen in Saudi-Arabien ist groß. Das neue Institutsgebäude des Goethe-Instituts in Riad bietet nun Platz für 400 Schüler.

01.12.2016
© Goethe-Institut - Deutschlernen

Deutschlernen boomt in Saudi-Arabien: Neun helle Klassenräume mit Platz für 400 Sprachschüler bietet nun das neue Institutsgebäude des Goethe-Instituts in Riad, das Anfang November 2016 eröffnet worden ist. Ein Gespräch mit Dr. Susanne Baumgart, Leiterin der Spracharbeit Kairo und Verantwortliche für das „Goethe-Institut Deutschkurse und Prüfungen“ in Riad, über Herausforderungen, Chancen und den kulturellen Austausch.

Dr. Susanne Baumgart

Frau Baumgart, Anfang November 2016 hat das Goethe-Institut seine neuen Räume in Riad in Betrieb genommen. Wie lange haben Sie auf diesen Schritt hingearbeitet?

Susanne Baumgart : Deutsch-Sprachkurse gibt es in Riad an der Deutschen Botschaft seit 2009, seit 2012 betreuen wir die Prüfungen in Riad von Kairo aus. 2013 fiel die Entscheidung, dass das Goethe-Institut die sogenannten Botschaftskurse übernehmen würde und in Eigenregie, aber unter dem Schirm der Deutschen Botschaft, Sprachkurse und Prüfungen anbieten würde. 2014 wurde die Leitung des Hauses erstmalig mit einem Fachmann aus Kairo besetzt. Zunächst waren die Kurse in einer Villa untergebracht, später dann im selben Gebäude wie die Deutsche Internationale Schule Riad. Das Modell war: „morgens Klassenzimmer – abends Kursraum“. Das war eine sehr gute Partnerschaft – auch wenn die Stühle für unsere erwachsenen Teilnehmerinnen und Teilnehmer manchmal etwas klein ausfielen. Doch bald waren die Kapazitäten der Schule ausgeschöpft.

Sie haben dann eine Villa im ziemlich zentral gelegenen Stadtteil Umm Al Hammam gefunden – und am 1. November 2016 eröffnet. Welche Vorteile bietet das neue Institut im Vergleich zu den Räumen auf dem Al Bustan Compound?

Ein Compound ermöglicht es, dass beispielsweise Ausländer einen anderen Lebensstil leben können, als sonst in Riad üblich. Also wird so ein Compound durch Sicherheitskräfte von der Außenwelt abgeschirmt. Doch auf unsere Sprachkursteilnehmer wirkte es eher abschreckend, täglich Kontrollen passieren zu müssen. Das neue Gebäude ist gut zugänglich und wir beschäftigen unseren eigenen Wachdienst, der unsere Kunden gut behandelt. Wir haben nun genug Platz für unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer – und angemessen große Stühle.

In den vergangenen Monaten haben Sie sich lange in Riad aufgehalten. Unterscheidet sich das Deutschlernen in Saudi-Arabien von anderen Orten auf der Welt? Und wer lernt hier aus welchen Gründen Deutsch?

Das Deutschlernen unterscheidet sich in Riad vor allem in seiner Intensität von den anderen Goethe-Instituten, die ich kennengelernt habe. Die Kursteilnehmer kommen an fünf Tagen in der Woche und haben dann jeweils drei Zeitstunden Unterricht . Sie lernen sehr schnell und intensiv. Die Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer kommen zu uns, weil sie in Deutschland studieren oder sich weiterbilden wollen, in Einzelfällen auch, weil sie sich für die deutsche Kultur interessieren und häufiger nach Deutschland reisen. Etwa 20 Prozent der Lernenden sind saudische Staatsangehörige, die anderen kommen aus Ägypten, Syrien, dem Libanon, der Türkei, Pakistan, Indien und dem Rest der Welt. Ähnlich bunt ist das Lehrerkollegium zusammengesetzt: Lehrkräfte aus Deutschland, dem Libanon, Jordanien und demnächst aus Saudi-Arabien unterrichten in den Kursen. Die meisten haben Deutsch als Muttersprache, Männer und Frauen sind etwa gleich vertreten. Die meist schwarzen Abayas der Frauen werden im Haus abgelegt, wenn es den Damen so lieber ist, auch sonst bietet das eigene Haus manchen Freiraum. Das wird von den Teilnehmern sehr geschätzt.

Zur Eröffnung reiste die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, Claudia Roth, nach Saudi-Arabien, ebenso der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland, Dieter W. Haller, und der Kaufmännische Direktor des Goethe-Instituts München, Bruno Gross. Warum ist das neue Institutsgebäude auch für Deutschland bedeutend?

Als im Februar 2016 das Janadriyah-Festival in Riad mit dem Schwerpunktland Deutschland stattfand, war durch das große Interesse des allgemeinen Publikums und von Partnern sehr schnell deutlich, dass das Publikum in Saudi-Arabien die Präsenz eines Goethe-Instituts Deutschkurse und Prüfungen sehr zu schätzen wissen würde. Die Nachfrage nach Kursen und Prüfungen stieg danach sehr schnell. Die Begegnung der Lernenden mit der deutschen Kultur und Lebensweise vor einem Studienaufenthalt in Deutschland oder vor einer Reise ist natürlich auch im deutschen Interesse. Unser neues Gebäude ermöglicht es den Teilnehmern somit, Deutschland schon aus der Ferne kennenzulernen.

Interview: Sarah Kanning

Kulturaustausch im Exil

Goethe Institut Saudi-Arabien