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„Das Smartphone ist der Schlüssel“

Wie sieht die Mobilität der Zukunft aus? Worin ist Deutschland weltweit Pionier? Mobilitätsforscher Andreas Knie hat Antworten.

Interview: Maren van Treel, 04.05.2022
Mobilitätsforscher Andreas Knie
Mobilitätsforscher Andreas Knie © picture alliance/dpa

Andreas Knie ist Professor für Soziologie an der Technischen Universität (TU) Berlin. Er forscht unter anderem zu Verkehrspolitik. Seit 2020 leitet er außerdem die Forschungsgruppe „Digitale Mobilität und gesellschaftliche Differenzierung“ am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Wir haben ihn gefragt, wie die Zukunft der Mobilität aussieht.

Herr Professor Knie, wie sähe die perfekte Stadt in Bezug auf Mobilität und Klimaschutz aus?
In der perfekten Stadt wären Menschen nicht mehr in Verbrennerfahrzeugen, sondern in batterieelektrischen Fahrzeugen unterwegs. Diese Fahrzeuge würden mit erneuerbaren Energien betrieben. Natürlich würden auch Fahrräder und andere Fahrzeuge genutzt, die keine Verbrenner sind.

Wir besitzen dann keine Fahrzeuge mehr, sondern nutzen sie nur noch und teilen sie mit anderen. Das dient dem Klimaschutz, der Luftqualität, der sozialen Gerechtigkeit und schafft Platz in der Stadt. Wir checken morgens in den Verkehr ein und abends wieder aus. Den Tag über haben wir alle möglichen Fahrzeuge zur Verfügung.

Autonomes Fahren ist für Mobilitätsforscher Knie die Zukunft.
Autonomes Fahren ist für Mobilitätsforscher Knie die Zukunft. © scharfsinn86 - stock.adobe.com

Was ist der wichtigste Schritt hin zu dieser Vision?
Um dorthin zu gelangen, sollte Parkraum zunächst teurer und knapper werden. In der Stadt der Zukunft sollte es dann keine öffentlichen Parkplätze und keine parkenden Autos mehr geben. Wer ein Auto besitzen möchte, sollte dafür auch einen Stellplatz vorweisen müssen.

Welche Rolle spielt autonomes Fahren für die Mobilität der Zukunft?
Das Robotaxi, ein fahrerloses Taxi, ist die Zukunft. Deutschland ist weltweit Pionier auf diesem Gebiet. Mit dem Gesetz zum autonomen Fahren ermöglichen wir den Dienst solcher Fahrzeuge, jetzt muss dieser nur noch angeboten werden.

Wie würde sich jemand in Zukunft beispielsweise durch die Stadt bewegen?
Eine Nutzerin könnte morgens über Bikesharing ein Fahrrad nehmen, das in der Nähe ihrer Wohnung abgestellt war. Damit fährt sie zur U-Bahn, mit der sie eine Strecke fährt. Danach steigt sie auf einen Mietroller, um schneller zur Arbeit zu gelangen. Das Smartphone ist der Schlüssel der neuen Mobilität. Denn um all diese Verkehrsmittel zu nutzen, checkt die Nutzerin mit dem Smartphone ein. Sie muss für nichts ein Ticket ziehen, auf ihrem Smartphone sieht sie, wo sie welche Verkehrsmittel zur Verfügung hat. Ihr Smartphone hält fest, wie lang die Strecken sind, die sie fährt, und darüber wird auch abgerechnet. Wenn sie aufs Land fahren möchte, nutzt sie Carsharing.

In welcher deutschen Stadt gibt es gute Ansätze für neue Mobilität?
In Tübingen zahlen Anwohner mehr Parkgebühren als andernorts und für Fahrzeuge ab einem bestimmten Gewicht noch einmal mehr. Berlin hat innerhalb des S-Bahn-Rings ein flächendeckendes Nahverkehrssystem, wie es das kein zweites Mal auf der Welt gibt. Dort kommt man mit Bus, Bahn und Fähre in jede Ecke. In Hamburg gibt es technische Innovationen, die On-Demand-Verkehr zulassen. Und in Städten wie Freiburg und Münster versucht man, das Fahrrad als Hauptverkehrsmittel zu etablieren.

© www.deutschland.de

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