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„Eine mehrsprachige Gesellschaft“

In Deutschland wachsen viele Kinder mehrsprachig auf. Die Sprachwissenschaftlerin Tanja Rinker erklärt, worauf Eltern achten sollten.

Carsten Hauptmeier, 25.04.2022
Expertin für Mehrsprachigkeit: Sprachwissenschaftlerin Rinker
Expertin für Mehrsprachigkeit: Sprachwissenschaftlerin Rinker © Constantin Schulte Strathaus

Millionen Kinder wachsen in Deutschland mehrsprachig auf. Die Sprachwissenschaftlerin Tanja Rinker ist Co-Direktorin des Mehrsprachigkeitszentrums in Tübingen und hat eine Professur für Deutsch als Fremdsprache an der Universität Eichstätt inne. Sie erklärt, wie Kinder zwei oder mehr Sprachen lernen.

Frau Professorin Rinker, wie verbreitet ist Mehrsprachigkeit in Deutschland?
Es gibt keine eindeutigen Zahlen. In der erwachsenen Bevölkerung haben rund 26 Prozent der Menschen einen Migrationshintergrund, bei den unter 18-Jährigen liegt der Anteil bei 39 Prozent. Mehrsprachigkeit und Migrationshintergrund sind zwar nicht das Gleiche, aber viele Eltern mit Migrationshintergrund haben sicher ihre Sprachen nach Deutschland mitgebracht. In diesen Familien besteht die Chance, dass die Kinder mehrsprachig werden.

Worauf sollten Familien achten, damit Kinder gut mit zwei oder mehr Sprachen aufwachsen?
Viele Eltern sind noch immer unsicher, ob sie zuhause besser Deutsch sprechen sollen. Aus der Forschung wissen wir aber, dass sie mit ihren Kindern in ihrer eigenen Herkunftssprache sprechen sollten. Da gibt es keine Wortschatzlücken, auch die Grammatik stimmt. Wenn beide Eltern zum Beispiel ihre Sprache mit den Kindern sprechen, können diese in Kindergärten, Kindertagesstätten und Schulen sehr gut Deutsch lernen.

Wie gut sind Kindergärten oder Schulen auf Mehrsprachigkeit eingestellt?
Es gibt sehr große Unterschiede. Der zentrale Punkt ist die Ausbildung etwa von Erzieherinnen und Erziehern. In diesem Punkt hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. Die Förderung von Sprache spielt heute eine größere Rolle. Auch der herkunftssprachliche Unterricht in Schulen ist sehr wichtig. Die Schülerinnen und Schüler entwickeln dadurch einen besseren Bezug zu ihrer Herkunftssprache und -kultur. Es hat zudem nachweislich Vorteile, in allen Sprachen, die man spricht, alphabetisiert zu werden.

Wie hat sich die Einstellung zur Mehrsprachigkeit in Deutschland entwickelt?
Ich denke, es ist inzwischen angekommen, dass Deutschland eine zunehmend mehrsprachige Gesellschaft ist. Es hat sich schon viel geändert, etwa in Kindertagesstätten oder Schulen. Aber es gibt immer noch Raum nach oben.

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