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Deutsch-französische Freundschaft an Schulen

An Deutsch-Französischen Gymnasien wird in beiden Sprachen unterrichtet und gelebt. Wir stellen euch eine dieser zweisprachigen Schulen vor.

18.01.2024
Das Deutsch-Französische Gymnasium in Freiburg
Das Deutsch-Französische Gymnasium in Freiburg © Manuel Madey

Der ständige Wechsel zwischen zwei Sprachen ist an dieser Schule Alltag. Es sei „ganz normal, dass ständig auf allen Ebenen, im Lehrerzimmer, in der Direktion, im Sekretariat, in den Klassenzimmern, immerzu die Sprache gewechselt wird“, sagt Joachim Schmelz, Schulleiter des Deutsch-Französischen Gymnasiums in Freiburg im Breisgau. Die komplette Gleichberechtigung beider Sprachen spiegelt sich auch in der Schulleitung wider, die sich Schmelz mit seinem französischen Kollegen Miguel Rubio teilt. Und Rubio ergänzt, dass es nicht nur um die beiden Sprachen geht: „Es ist sehr spannend, ein bikulturelles Gymnasium zu leiten mit einer Mischung beider Kulturen.“

Deutsch-Französische Gymnasien im Élysée-Vertrag begründet

Fünf Deutsch-Französische Gymnasien gibt es in den beiden Nachbarländern. Drei von ihnen liegen in Deutschland, in den Städten Freiburg, Saarbrücken und Hamburg. Hinzukommen zwei Schulen in Frankreich, in der Gemeinde Buc in der Nähe von Paris und in Straßburg. Der Anstoß für dieses besondere Angebot geht auf den historischen Élysée-Vertrag zurück, den am 22. Januar 1963 der damalige deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer und der französische Präsident Charles de Gaulle unterzeichneten. Das Abkommen gilt als wegweisend für die Aussöhnung und die enge Partnerschaft der beiden Länder innerhalb Europas. Ein besonderes Augenmerk richtete der Vertrag auf die Jugend, der eine „entscheidende Rolle bei der Festigung der deutsch-französischen Freundschaft“ zugesprochen wurde.

Joachim Schmelz und Miguel Rubio vor ihrer Schule in Freiburg
Joachim Schmelz und Miguel Rubio vor ihrer Schule in Freiburg © privat

In dieser Tradition stehen die Deutsch-Französischen Gymnasien bis heute. Zum Deutsch-Französischen Tag, der jährlich zum Jubiläum des Elysée-Vertrags gefeiert wird, richtet das Freiburger Gymnasium etwa zahlreiche Veranstaltungen aus: von historischen Vorträgen zu den deutsch-französischen Beziehungen über Berufsberatungen für zweisprachige Jobs bis hin zu Podiumsdiskussionen zur Rolle einer europäischen Identität. Der Deutsch-Französische Tag sei einerseits etwas sehr Besonderes für die Schulen, erklären die beiden Direktoren. Zugleich betont Rubio: „Andererseits ist vom 1. Januar bis 31. Dezember durchgängig Deutsch-Französischer Tag bei uns.“

Die Kultur des Nachbarlands kennenlernen

Erst Schüler, jetzt Lehrer in Freiburg: Manuel Madey
Erst Schüler, jetzt Lehrer in Freiburg: Manuel Madey © privat

Manuel Madey kennt das Deutsch-Französische Gymnasium in Freiburg inzwischen aus zwei Perspektiven. Vor 20 Jahren absolvierte er dort das deutsch-französische Abitur, heute ist er Lehrer für Deutsch, Geschichte und Gemeinschaftskunde. Je älter er werde, desto mehr realisiere er, wie bereichernd und prägend der Besuch einer bikulturellen Schule für ihn gewesen sei, sagt Madey. Das versucht er, auch seinen Schülerinnen und Schülern zu vermitteln. „Man profitiert vor allem durch Freundschaften. Und wenn man jeden Tag mit französischen und deutschen Schülerinnen und Schülern in der Klasse ist, entstehen auch Verbindungen und Affinitäten für die Kultur.“

Fragt man die Schülerinnen und Schüler von heute, sprechen sie von Sprache und Kultur, aber auch von den Freundschaften, die dort entstehen. „Der spezielle ‚DFG-Dialekt – ein Mix aus Deutsch und Französisch innerhalb des Satzes – ist ein Beleg dafür, wie sich die beiden Sprachen und Kulturen innerhalb unserer Schule vermischen“, sagt Noah Mekic. Jasmina Abo betont: „Es ist eine gute Gelegenheit, mehr über uns alle zu lernen und Freundschaften zu bilden mit Leuten, die andere Kulturen haben.“ Und Lena Brunelière, Ana Valverde, Louann Peyre erklären das Besondere ihrer Schule übereinstimmend so: „Auch wenn es erstmals oft Verständigungsschwierigkeiten gibt, lernt man im Laufe der Zeit, sich zu verstehen, die Sprachbarrieren zu überwinden und zu einer Gemeinschaft zusammenzuwachsen."

Auch nach der Schule können die Schülerinnen und Schüler von ihrem bikulturellen Schulabschluss profitieren. Wer das Deutsch-Französische Abitur absolviert hat, spricht mindestens zwei Sprachen nahezu fließend und hat beste Chancen auf dem internationalen Arbeitsmarkt. Frühere Schülerinnen und Schüler arbeiten in den unterschiedlichsten Branchen in Deutschland und Frankreich, aber zum Beispiel auch in Kanada oder in den USA.

Schulleiter Joachim Schmelz sieht nicht nur praktische Vorteile für die Schülerinnen und Schüler, er betont auch die gesellschaftliche Bedeutung der Zusammenarbeit in zwei Sprachen und Kulturen: „Gerade im aktuellen politischen Kontext ist das Tolle an dieser Art von Struktur, dass es zur Normalität wird, über den Tellerrand hinauszuschauen. Und das ist das, was unsere Gesellschaft ganz dringend braucht.“