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Wie junge Menschen Europas Zukunft gestalten

Das Netzwerk „Generation Europa“ bringt junge Menschen aus Deutschland und Frankreich zusammen. Zwei Teilnehmende sprechen über Erfahrungen und Erwartungen.

Annalena Dörner, 26.04.2023
Scholz und Macron im Gespräch mit der „Generation Europa“
Scholz und Macron im Gespräch mit der „Generation Europa“ © picture alliance/dpa

Das Netzwerk „Generation Europa“ soll junge Menschen aus Deutschland und Frankreich zusammenbringen, um die Beziehungen beider Länder zueinander weiterzuentwickeln. Die deutsche und französische Regierung riefen es an einem symbolischen Tag ins Leben: am 22. Januar 2023, dem 60. Jahrestag des Élysée-Vertrags. Das Abkommen gilt bis heute als Meilenstein für die deutsch-französische Freundschaft. Das Programm „Generation Europa: Deutsch-Französische Nachwuchskräfte“ bringt jedes Jahr rund 20 junge Menschen zusammen. Im Zentrum stehen dabei drei Treffen, die abwechselnd in Deutschland und Frankreich stattfinden. Zum Auftakt nahmen daran auch Bundeskanzler Olaf Scholz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron teil.

Julia Vasilieva und Fabien Baudelet gehören 2023 diesem besonderen Netzwerk an. Vasilieva ist Lektorin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) und Programmkoordinatorin eines deutsch-französischen Studiengangs zwischen Nizza und Regensburg an der Université Côte d’Azur in Nizza. Die 30-Jährige wurde in Odessa in der Ukraine geboren, wuchs aber in Deutschland auf. Baudelet arbeitet in Paris als Referent für europäische Politik bei einem Thinktank zur Energiewende. Der 32-Jährige stammt aus Amiens in Nordfrankreich. Die beiden sprechen darüber, was sie antreibt und was sie sich vom Dialog der „Generation Europa“ versprechen.

 

Frau Vasilieva, Herr Baudelet, was möchten Sie mit Ihrer Teilnahme an den Treffen des Netzwerks erreichen?

Julia Vasilieva
Julia Vasilieva © privat

Baudelet: Ich würde gerne ein gemeinsames Verständnis zum Klima über Grenzen hinweg erarbeiten. Ziel von „Generation Europa“ ist es, Brücken zwischen den verschiedenen Bereichen zu bauen. Unter uns sind zum Beispiel Ingenieure, Aktivisten oder Forscher. Das Netzwerk ist ein Bindeglied zwischen Zivilgesellschaft und Politik.

Fabien Baudelet
Fabien Baudelet © privat

Vasilieva: Das Besondere ist, dass wir der erste Jahrgang sind. Wir haben uns für das Programm beworben ohne genau zu wissen, was auf uns zukommt. Beispielsweise war das Treffen mit den Staatschefs im Januar für viele eine große Überraschung. Eine wichtige Aufgabe wird auch sein, eine Kontinuität zwischen den Ehemaligen und dem aktuellen Netzwerk zu schaffen.

 

Bei Ihrem ersten Treffen in Paris haben Sie sich mit Bundeskanzler Scholz und dem französischen Präsidenten Macron ausgetauscht. Was war für Sie das Wichtigste, was Sie dabei erfahren haben?

Vasilieva: Für mich war es das große Vertrauen, das uns zuteilwurde. Sie erwarten von uns etwas Konkretes. Natürlich ist das auch ein Druck – aber wir nehmen ihn als positiv wahr, weil wir wissen: Das, was wir machen, bringt etwas.

Baudelet: Bei mir gibt es zwei Sachen, die daran anknüpfen. Das Erste ist, das uns Scholz und Macron quasi dazu aufgerufen haben, sie herauszufordern. Das Zweite ist, dass wir meiner Ansicht nach 60 Jahre nach dem Elysée-Vertrag nun in eine ganz neue Phase der deutsch-französischen Zusammenarbeit gekommen sind. Es ist jetzt an der Zeit, dass sich die deutsch-französische Beziehung in einem EU-weiten Kontext entwickelt und nicht mehr nur alleine für sich steht.

Sie erwarten von uns etwas Konkretes. Natürlich ist das auch ein Druck – aber wir nehmen ihn als positiv wahr, weil wir wissen: Das, was wir machen, bringt etwas.
Julia Vasilieva

Bei ihrem ersten Netzwerktreffen wurden Sie in mehrere Arbeitsgruppen wie Umwelt oder Erinnerungskultur eingeteilt. Wie hat die Zusammenarbeit funktioniert?

Baudelet: Zuerst haben wir versucht zu definieren, was wir als Gruppe wollen. In einer zweiten Phase müssen wir versuchen, zwischen den Gruppen Brücken zu bauen. Das Netzwerk macht nur Sinn, wenn wir die Themen wie Kultur, Gesundheit oder europäische Souveränität zusammen bearbeiten.

Vasilieva: Das Ziel war nicht, sich in einer Gruppe zu spezialisieren. Wenn wir gemerkt haben, dass es an einer Stelle nicht weiter ging, durften wir in andere Gruppen wechseln. Das war interessant, weil man sofort gesehen hat, dass man manchmal über dieselben Schwierigkeiten gesprochen hat. Beispielsweise ist uns in der Gruppe Sprache und Kultur aufgefallen, dass es viele Vernetzungspunkte gibt zu den Gruppen Klima und Erinnerungspolitik.

 

Worauf freuen Sie sich bei den noch ausstehenden Treffen?

Vasilieva: Zuallererst darauf, das Netzwerk wiederzusehen. Die persönliche Begegnung ist einfach eine fundamentale Voraussetzung, um etwas auf die Beine stellen zu können. Das Zweite ist der Austausch mit anderen Akteurinnen und Akteuren.

Baudelet: Genau wie Julia freue ich mich, dass man sich ein bisschen besser kennenlernt. Worauf ich mich auch freue ist, dass wir uns konkret das Format unserer Empfehlungen überlegen und schauen, wie man eine Idee auf originelle Weise und effizient vermitteln kann.

 

Wie geht es für Sie nach „Generation Europa“ weiter?

Vasilieva: Für die Zeit nach unserem dritten Treffen im Dezember hat die Deutsch-Französische Parlamentarische Versammlung Interesse an unseren Ergebnissen und Empfehlungen bekundet. Wenn wir später das ehemalige Netzwerk sind, würde ich mich gerne mit der nächsten „Generation Europa“ vernetzen und schauen, wie man mit verschiedenen Netzwerken zusammenarbeiten kann.

Baudelet: Mich auch im Alumni-Verein zu engagieren, wäre eine Möglichkeit, unsere Arbeit zu verlängern und sicherzustellen, dass die Jahrgänge zusammenarbeiten und ihr Wissen sowie ihre Erfahrungen austauschen.