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Deutschland – USA: Geeint in Sorge

Eine neue Studie macht deutlich: Bei allen Differenzen gibt es immer noch Gemeinsamkeiten von Deutschen und Amerikanern. 

Seda Serdar, Daniel Heinrich , 08.03.2019
Deutschland und die USA: Geeint in Sorge
© dpa

Rund 4500 Teilnehmer, Befragungen in den Vereinigten Staaten und in Deutschland: Das Pew-Forschungszentrum, ein nicht-staatliches Meinungsforschungsinstitut mit Sitz in Washington D.C, und die Körber Stiftung, eine gemeinnützigen Organisation mit Sitz in Hamburg, sind schon ein eingespieltes Team. Zum wiederholten Mal haben die beiden Organisationen zusammen eine Studie zum Stand der transatlantischen Beziehungen durchgeführt. Die Befragungen wurden im September 2018 durchgeführt, die Studie wurde zu Beginn der Woche veröffentlicht.

Sie kommt zu einem differenzierten Ergebnis: Zum einen wird deutlich, dass die Meinungen von Amerikanern und Deutschen in vielen Bereichen auseinander gehen. Besonders sichtbar wird dies bei der Einschätzung der bilateralen Beziehungen: Nur 24 Prozent der Deutschen sind der Auffassung, dass Deutschland ein gutes Verhältnis zu den USA habe. Im Jahr 2017 waren es mit 42 Prozent noch fast doppelt so viele. Dem gegenüber steht die positivere Auslegung der US-Amerikaner. Immerhin sieben von zehn Amerikanern sind der Meinung, dass die Beziehungen zu Deutschland positiv zu bewerten seien.

Auch beim Thema Migration gehen die Meinungen weit auseinander. Fast 60 Prozent der Deutschen sagen, dass sie entweder weniger oder gar keine Migranten im Land haben möchten. In den USA hat nicht einmal die Hälfte der Menschen diese Auffassung - trotz der harschen Rhetorik von US-Präsident Donald Trump gegenüber Migranten in den vergangenen Jahren.

Gemeinsame Sorgen und Ängste

Auf der anderen Seite gibt es auch eine ganze Reihe gemeinsamer Ansichten. Vor allem "globale Bedrohungen" wie Cyberattacken, die Terrormiliz "Islamischer Staat" und der Klimawandel wurden sowohl von Deutschen wie Amerikanern als die drei größten Bedrohungen wahrgenommen.

Ebenso sind die Menschen auf beiden Seiten des Atlantiks durch die finanzielle Situation einfacher Menschen beunruhigt. Fast die Hälfte der Amerikaner und Deutschen glaubt, dass sich die finanzielle Situation für diese Menschen verschlechtert habe. Nur ein Drittel der Befragten in beiden Ländern sind dagegen der Auffassung, dass sich deren Situation verbessert habe. Diese Sichtweise schlägt sich auch beim Blick auf die Zukunft nieder: Mehr als die Hälfte der Befragten in beiden Ländern macht sich Sorgen, dass ihre Kinder später finanziell schlechter gestellt sein werden als sie selbst. Nur ein Drittel glaubt, dass ihre Kinder später finanziell besser gestellt sein werden.

Trump bei AfD-Anhängern populär

Die Beziehungen zwischen den USA und Deutschland sind seit der Inauguration von Donald Trump als Präsident angespannt. Dies liegt zum einen an den erhöhten amerikanischen Zöllen für deutsche Produkte, dem wiederholten Beharren von Trump, dass sich Deutschland mehr in der NATO engagieren müsse, und seiner Kritik an der vermeintlichen Abhängigkeit Deutschlands von russischen Energielieferungen. Für eine Mehrheit der Deutschen hat sich das positive Bild, das die Deutschen von den USA unter Präsident Barack Obama hatten, in ein negatives Gefühl verwandelt.

Es gibt allerdings eine Ausnahme: Unter den Anhängern der rechtspopulistischen Partei Alternative für Deutschland (AfD) finden sich eine ganze Reihe von Trump-Unterstützern: 43 Prozent der Parteianhänger betrachten die USA positiv, ein Viertel der Anhänger hat ein positives Bild vom US-Präsidenten. Bei Anhängern anderer deutscher Parteien sieht das ganz anders aus: Dort unterstützen lediglich sechs bis acht Prozent die Politik Donald Trumps.

Demokraten gegen Republikaner

Allerdings gibt es nicht nur bei der deutschen Bevölkerung unterschiedliche Ansichten, auch in den USA gibt es zwischen den Anhängern der Demokraten und der Republikaner gehörige Unterschiede bei der Einschätzung internationaler Partner. Die größte Meinungsverschiedenheit gibt es beim Thema amerikanischer Zölle auf importierte Waren aus Deutschland und Europa. Über zwei Drittel der Republikaner und deren Anhänger stehen hinter den Zöllen. Bei den Demokraten und ihren Anhängern sind es lediglich rund ein Viertel. Demokraten haben im Gegensatz zu Republikanern auch mehr Vertrauen in die Fähigkeit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel, auf weltpolitischer Bühne das Richtige zu tun.

Die unterschiedliche Einschätzung spiegelt sich auch in der Haltung gegenüber anderen internationalen Partnern wider. Demokraten sind generell mehr daran interessiert, mit internationalen Partnern zu kooperieren als Republikaner. Eine Ausnahme gibt es jedoch: Zu mehr Kooperation mit Russland sind deutlich mehr Republikaner bereit als Demokraten.