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Deutsche Schule in Dublin

An der „St. Kilian’s Deutsche Schule“ in Dublin lernen Kinder aus mehr als 15 Ländern – ein Interview mit Schulleiterin Alice Lynch.

12.08.2014
© St. Kilian's German School, Dublin

Frau Lynch, Ihre Schule gibt es seit mehr als 60 Jahren, sie wurde im Jahr 1952 gegründet. Warum brauchte Irland damals eine Deutsche Auslandsschule?

Im Zweiten Weltkrieg erlebten deutsche Kinder schreckliche Dinge, die sie stark traumatisierten. Viele von ihnen hatten ihre Eltern verloren, ihnen drohte der Hungertod. In der sogenannten Operation Shamrock des Irischen Roten Kreuzes wurden mehr als 1000 hilfsbedürftige Kinder aus Deutschland und Frankreich nach Irland gebracht. Irische Gastfamilien nahmen sie auf und versorgten sie liebevoll. Viele der Kinder verlernten ihre Muttersprache. Deshalb wurde die St. Kilian´s Deutsche Schule gegründet: Die Kinder sollten ihre sprachlichen und kulturellen Wurzeln nicht verlieren.

In der Zeit nach der Gründung wurden zunächst nur Deutschkurse angeboten. Wie entwickelte sich Ihre Einrichtung zu einer richtigen Schule?

Die Kurse waren so beliebt, dass die Idee eines umfassenden Bildungsangebots heranreifte. Zunächst nahm die Grundschule 1954 den Unterricht auf. In Irland umfasst sie übrigens die Klassen 1 bis 6. Zehn Jahre später wurden dann die Sekundarstufen I und II eröffnet. Heute unterrichten 56 Lehrerinnen und Lehrer 647 Schüler.

Neben der sprachlichen Ausrichtung gibt es weitere Bereiche, in denen sich Ihre Schule von irischen Einrichtungen unterscheidet.

Die St. Kilian´s importiert „Bildung made in Germany“ – damit verbinde ich persönlich in erster Linie eine große Qualität. Wir haben das Beste aus dem deutschen Bildungssystem übernommen. Das fängt bei Dingen wie der Kleidung und der Konfession an: Unsere Schüler tragen keine Schuluniform und sie gehören unterschiedlichen Religionen an. Beides ist in Irland nicht selbstverständlich. Ebenso unüblich ist eine kontinuierliche Leistungskontrolle durch Klassenarbeiten wie sie es bei uns gibt. Ein Thema, mit dem wir in Irland absolutes Neuland betreten haben, ist das pädagogische Qualitätsmanagement. Wir evaluieren Lehren und Lernen – so entwickeln wir uns ständig weiter.

Woher stammen die Kompetenzen dafür?

Überwiegend von unseren Lehrern aus Deutschland. Die deutsche Regierung entsendet traditionell drei Lehrkräfte an unsere Schule und unterstützt uns finanziell. Unsere deutschen Lehrer wissen aus ihrem Heimatland, wie man den Unterricht und die Leistungen der Schüler analysiert. Inzwischen haben auch andere irische Schulen die große Bedeutung des Themas erkannt.

Neben irischen und deutschen Schülern unterrichten Sie Kinder 15 weiterer Nationalitäten. Was macht die St. Kilian´s außerdem zu einer „Begegnungsschule“?

2005 gründeten wir gemeinsam mit einer französischen Schule hier in Dublin, der Lyceé Francais d’Irlande, einen „Eurocampus“: Die Unterstufen beider Schulen schlossen wir zusammen und bereiten die Klassen 7 bis 9 seitdem gemeinsam auf das Junior Certificate vor, das der Mittleren Reife entspricht. Wir haben eine Lernumgebung geschaffen, in der unsere Schüler anderen Nationen, Kulturen und Sprachen begegnen. Sie lernen Respekt vor dem Anderssein, das gilt nicht nur für die Herkunft eines Menschen. Als inklusive Schule nehmen wir auch behinderte Kinder auf. Und in unserem Projekt „Grüne Schule“ bringen wir unseren Schülern bei, wie sie zu mehr Umweltbewusstsein beitragen können.

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