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Dynamischer Austausch

Israelis und Deutsche interessieren sich sehr für Kunst, Musik, Theater oder Literatur des andern Landes. Immer mehr, das zeigt die steigende Zahl der Veranstaltungen.

21.04.2016
© picture-alliance­/dpa - Museum Tel Aviv

Das Tel Aviv Museum of Art, eins der wichtigsten Museen Israels, öffnete im November 2011 die Pforten eines neuen Flügels. Mitfinanziert von einem deutschen Freundeskreis, ist der futuristische Neubau des Architekten Preston Scott Cohen zugleich ein sichtbarer Ausdruck der engen kulturellen Beziehungen zwischen Israel und Deutschland. Wie vielfältig diese Kontakte sind, wird in der Vielzahl der kulturellen Aktivitäten ebenso deutlich wie in der oftmals langen Geschichte der Beziehungspflege.

So gehen manche der mittlerweile mehr als 100 deutsch-israelischen Städtepartnerschaften auf persönliche Freundschaften zurück, die bereits seit dem Ende der 1950er-Jahre zwischen Deutschen und Israelis existierten. Berlin-Charlottenburg und Or Yehuda machten 1966 – ein Jahr nach der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen – schließlich den Anfang. Heute sind die Städtepartnerschaften ein wichtiger Rahmen im vielschichtigen und vitalen Geflecht des deutsch-israelischen Kulturaustauschs.

Faszination Berlin

Den braucht es auch, denn Interesse und Neugierde an der Kultur des jeweils anderen Landes wachsen kontinuierlich. Eines der Kultur-Highlights in Tel Aviv, die „Berlin Dayz“  2013, präsentierten über zwei Monate hinweg vollgepackt mit Filmen, Design und Musik die deutsche Hauptstadt als pulsierende Kunstmetropole deren Möglichkeiten nicht zuletzt viele junge kreative Israelis fasziniert.

Ebenso stark entwickelt sich das Interesse an israelischer Kultur in Deutschland. Israelische Filme werden auf allen großen deutschen Festivals gezeigt – preisgekrönte Werke wie „Beaufort“, „Waltz with Bashir“ oder „Ajami“ sind deutschen Cineasten längst ein Begriff.  Die deutsche Ballettszene wiederum feiert die Auftritte der großen israelischen Tanzensembles, etwa der Batsheva Dance Company oder der Kibbutz Contemporary Dance Company; bei den internationalen Buchmessen in Frankfurt am Main und Leipzig sind Autorinnen und Autoren aus Israel geschätzte Gäste. Amos Oz und David Grossman sind Träger der renommiertesten deutschen Literaturpreise; die Schriftstellerin Zeruya Shalev hat ein deutsches Millionenpublikum.

Viele Förderer

Ob Literatur oder Tanz, Musik oder Theater – der Kulturaustausch zwischen Israel und Deutschland hat auf vielen Ebenen Förderer. In Israel sind das die Deutsche Botschaft und das Goethe-Institut, in Deutschland die Kulturabteilungen der israelischen Botschaft in Berlin und des israelischen Generalkonsulats in München. 2014 eröffnete das Informationszentrum (IC) des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) in Tel Aviv – DAAD-Dozenten und -Lektoren arbeiten in Jerusalem, Haifa und Beer Sheva. Gleichzeitig unterhalten der DAAD und das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) Künstlerprogramme in Israel. Auch die deutschen politischen Stiftungen mit ihren großen Bildungsangeboten sowie die evangelische und die katholische Kirche sowie weitere kirchlich getragene Institutionen sind aktiv. Zusätzlich engagieren sich die deutschen Länder, Landkreise und Kommunen für den Kulturaustausch, daneben viele der großen Stiftungen als zivilgesellschaftliche Förderer.

Deutsch als Fremdsprache

Derzeit etabliert sich Deutsch als eine weitere Fremdsprache in Israel. Die historisch begründeten Vorbehalte gegenüber der deutschen Sprache sind im Alltag nur noch selten wahrnehmbar – zu diesem Ergebnis kam das Symposium „Deutsch in Israel“ der Gesellschaft für deutsche Sprache im Januar 2012 in Tel Aviv. Tatsächlich werden die Deutschkurse am Goethe-Institut Israel immer beliebter, die Kapazitäten sind nahezu ausgeschöpft. Im Rahmen seiner Bildungskooperation Deutsch organisiert das Goethe-Institut Israel zudem Fortbildungen für Deutschlehrende aller israelischen Bildungseinrichtungen, zum anderen startet es Kampagnen und Wettbewerbe zur Stärkung der deutschen Sprache.

In den Lehrplänen israelischer Schulen ist Deutsch als Schulfach bisher nicht verankert. Im Rahmen der Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“ (PASCH) des Auswärtigen Amts wird es zwischenzeitlich an fünf jüdischen und arabischen Schulen in Israel unterrichtet. Seit Herbst 2014 vergibt die Rabin-Oberschule in Eilat darüber hinaus erstmals das Deutsche Sprachdiplom der Stufe I (Niveau B1) an ihre Absolventen.

Ebenfalls seit Herbst 2014 ist Deutsch an vier Pilotschulen im Raum Tel Aviv neben Englisch, Französisch, Russisch, Arabisch ein Wahlpflichtfach. Das Pilotprojekt betreut die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA);  es geht auf eine gemeinsame Initiative der am „Netzwerk Deutsch“ beteiligten Mittlerorganisationen und des israelischen Bildungsministeriums zurück.

Junge Menschen für die Pflege der einzigartigen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel zu gewinnen – diesem Ziel widmet sich das 2007 gegründete „Deutsch-Israelische Zukunftsforum“. Die Idee für die gemeinsame Stiftung hatten die beiden Staatspräsidenten im Jahr 2005 anlässlich des 40. Jahrestags der deutsch-israelischen Beziehungen. Das Zukunftsforum fördert innovative, nachhaltige und zukunftsorientierte Projekte von Schülern, Jugendlichen und Fachkräften aus Kultur, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien und legt damit auch eine stabile Basis für die zukünftigen deutsch-israelischen Beziehungen.