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Im Einsatz für die Expo

Erol Altunay organisiert, wie sich Deutschland auf der Expo in Mailand präsentiert.

Manfred Köhler, 18.06.2015

Nichts ist klein bei der Weltausstellung in Mailand. Das Gelände nicht, der deutsche Pavillon nicht, und auch, wenn jemand für die Weltausstellung Worte findet, geht es um nicht weniger als um die Ernährung der Welt, um die Energieversorgung der Zukunft. 150 Länder ringen um die Aufmerksamkeit von Millionen Besuchern, und doch steht mittendrin ein Mann, der das Understatement in Person ist, der kein Aufhebens um sich macht, der seiner anspruchsvollen Aufgabe stets etwas Leichtes abgewinnt.

Erol Altunay, geboren in Istanbul, aufgewachsen in Frankfurt am Main, ist der Direktor des deutschen Pavillons, er ist der Chef von 250 Frauen und Männern, die den temporären Bau als Mitarbeiter bevölkern, die die Besucher durch die Ausstellung leiten, die dafür sorgen, dass das Licht nicht ausgeht und das Wasser fließt, die Politiker und Wirtschaftsdelegationen durch den Pavillon führen und darauf achten, dass nachts nichts wegkommt. Altunay muss, mit einem Wort, dafür sorgen, dass sich Deutschland mit jener Präzision und Perfektion präsentiert, die viele Besucher von dieser Nation erwarten. Es soll ja niemand enttäuscht nach Hause gehen. Die Aufgabe ist knifflig. Die Warteschlangen zum Beispiel werden lang und länger, da muss sich Erol Altunay etwas einfallen lassen. Aber dem Direktor ist noch immer eine Idee gekommen und die gute Laune noch selten vergangen. Er lacht gerne und erzählt unbefangen von der Weltausstellung. Altunay lebt die Expo. Mitte März 2015 hat er sein Zuhause im Taunusort Schwalbach für mehr als ein halbes Jahr gegen das Leben in der Metropole Mailand eingetauscht, bei seinem Arbeitgeber, der Messe Frankfurt, schaut er seitdem nur noch vorbei, wenn er einmal auf Stippvisite daheim ist.

Die Bundesregierung hat die Messe Frankfurt GmbH damit beauftragt, den Auftritt Deutschlands auf der Weltausstellung zu organisieren. Das hat gute Tradition; auf der spektakulären Expo in Schanghai vor fünf Jahren hatte zum Beispiel die Kölner Messe diese Aufgabe wahrgenommen. Dass die Wahl auf Erol Altunay fiel, als innerhalb der Messe Frankfurt der Posten des Direktors des deutschen Pavillons zu vergeben war, mag nicht allein daran liegen, dass sich der 49-Jährige so sympathisch und weltoffen zeigt, sondern auch schlicht auch an seiner internationalen Erfahrung. Schon als Student arbeitete er für die Messe Frankfurt, seit 1998 ist er fest angestellt, ist viel herumgekommen, gerade auf dem Posten, den er vor seiner Berufung an die Spitze des Expo-Teams bekleidete: Damals kümmerte sich Altunay um die Präsentation von kleineren und mittelgroßen Unternehmen aus Deutschland auf Fachmessen im Ausland. Konzerne müssen sich selbst um solche Auftritte kümmern, einige können sich aber auf Sammel-Messeständen präsentieren, die die Bundesregierung bezuschusst, eine sehr praktische Form der Wirtschaftsförderung. Auch bei solchen Vorhaben sucht die Regierung dann wieder eine Messegesellschaft, die die praktische Arbeit erledigt, und wenn dies die Frankfurter übernahmen, reiste Altunay, nach Hongkong und Hanoi, nach Tokio und Taschkent.

Das Internationale ist ihm schon in die Wiege gelegt worden. Seine Eltern zogen einst von Anatolien nach Istanbul, wo der Vater als Schneidermeister für den früheren Frankfurter Chemie- und Pharmaproduzenten Hoechst arbeitete. Als seine Familie nach Frankfurt zog, war Erol Altunay gerade drei Monate alt. Seit 17 Jahren hat er einen deutschen Pass, er hat in Frankfurt studiert und lebt nun mit seiner Frau und drei Kindern nicht weit von der Mainmetropole entfernt.

Es sei denn, dass er gerade eine Führungsaufgabe bei einer Weltausstellung bekleidet, die ihn dann doch für einige Monate in die Ferne zieht. Ein Traumjob, möchte man sagen, etwas, wovon er noch seinen Enkeln erzählen wird – von dem aufregenden Sommer in Mailand, von den Gästen, die durchweg begeistert sein sollen, von einer Völkergemeinschaft, wie man sie sonst kaum je findet. Aber Altunay bleibt bescheiden. Es sei schon einer der spannendsten Jobs, den er je gemacht habe, meint er zuerst. Aber dann fügt er rasch hinzu: Eigentlich habe er ja bisher alle Jobs spannend gefunden. Nicht einfach, bei einem Ereignis wie der Weltausstellung auf dem Boden zu bleiben, aber Erol Altunay scheint es zu gelingen.