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Kohlrabi statt Papaya

Das thailändische Ex-Model Dalad Kambhu verzaubert die Berliner Gastro-Szene. 

Franz Michael Rohm, 03.08.2017
Dalad Kambhu: Aus Bangkok über New York nach Berlin
Dalad Kambhu: Aus Bangkok über New York nach Berlin © Franz Michael Rohm

Die Enttäuschung bei den Fans von „Edd’s“ war groß, als „Berlins bester Thailänder“ nach 30 Jahren schloss. Aber sie hielt nicht lange, denn es kam noch besser: Das ehemalige thailändische Model Dalad Kambhu machte das Hobby zum Beruf und übernahm den Laden. Jetzt schwärmen die Gastro-Kritiker (wieder). „Ein Ex-Model revolutioniert die thailändische Küche“, titelte die Tageszeitung „Die Welt“. „Best Thai restaurant outside of Thailand“, schrieb ein Gast auf der Facebook-Seite des Restaurants. Und der Gastro-Blog berlinfoodstories.com hievte das neue „Kin Dee“ gleich unter die „Top Eateries 2017“. Das Erfolgsrezept in drei Worten: frische exotische Hausmannskost.

Aromen der Kindheit

Dalad Kambhu ist keine gelernte Köchin, aber Kochen ist ihre große Leidenschaft. Schon als Schulkind kam sie in Bangkok nicht an den an den kleinen Garküchen vorbei. „Es gab ja bald Mittagessen. Aber ein Glasnudelsalat oder gegrillter Fisch mit selbstgemachter, scharfer Soße, das musste einfach sein“, sagt sie. Diese Aromen und Geschmäcker hat sie mit nach New York genommen, als sie mit zwanzig Jahren zum Studium von internationalem Handel, Marketing und Mode in die US-Metropole zog. Neben dem Studium jobbte sie als Kellnerin und in Galerien.

The most refined Thai food in Berlin right now
berlinfoodstories.com

Next Stop New York

Allerdings fehlte ihr in New York authentische Thai-Küche. „Es gab jede Menge Thai-Food-Läden, aber mit der Küche, die ich kannte, hatte das nichts zu tun.“ Also begann Dalad für Freunde und Bekannte zu kochen. „Der Erfolg war umwerfend“, erinnert sie sich. Es dauerte nicht lange bis Szenegänger auf sie aufmerksam wurden. Die Menschen waren nicht nur von ihrer Kochkunst angetan. Auch ihr Aussehen erregte Aufmerksamkeit. Es gab Anfragen, ob sie modeln würde. „Meine Eltern waren strikt dagegen. Aber ich sage ihnen: So bin ich wirtschaftlich unabhängig.“ Bald zählten Weltkonzerne wie Nike und Oil of Olaz zu ihren Auftraggebern.

Vom Empfang in die Küche

Nach dem Abschluss des Studiums mit der Auszeichnung Cum Laude ging es ins hippe Restaurant „Omar“ im Szeneviertel Greenwich Village. „Ich stand vorne am Empfang. Aber bald merkte ich, ich will nach hinten, in die Küche. Doch das ging dort nicht.“ Im „Omar“ lernte sie den international gefeierten thailändischen Künstler Rirkrit Tiravanija kennen. Der empfahl ihr einen Ortswechsel „in eine spannendere Stadt“.

Für ein Pop up nach Berlin

So kam Dalad Ende 2015 nach Berlin. Der Künstler hatte Kontakte zu Moritz Erstermann, Stefan Landwehr und Boris Radczun, die mit dem Grill Royal, dem Sterne-Restaurant Pauly Saal, dem Café Einstein Unter den Linden und dem Le Petit Royal zu den angesagtesten Gastromomen der Hauptstadt zählen. Dalad kochte für sie, machte ein Thai-Restaurant-Pop-Up, bei dem Räume temporär gastronomisch bespielt werden. Und überzeugte. „Als das ,Edd’s‘ schloss, fragten sie mich, ob ich dort nicht kochen will.“ Dalad Kambhu überlegte nicht lange. „Das Unternehmertum liegt in meiner Familie. Also habe ich zugesagt.“ Ein neuer Name war schnell gefunden, „Kin Dee“ bedeutet auf Deutsch „Iss gut“.

Asiatisches Essen
© Franz Michael Rohm

Thai-Küche Berliner Art

Zusammen mit Geschäftspartner Moritz Estermann entwickelte sie für das Restaurant im Bezirk Tiergarten verschiedene Gerichte, die in Form eines 5-Gang-Menüs für 45 Euro auf der Karte stehen. Ihr Hauptaugenmerk gilt selbstgemachten Soßen, Currys, Dips, mit denen sie Klassikern der Thai-Küche ihre eigene Note verleiht. Großen Wert legt sie auf gute, gesunde Produkte. Außerdem verpasst sie klassischen Thai-Gerichten ihre sehr eigene Handschrift. So verwendet sie statt Papaya im scharfen Salat lieber Kohlrabi, oder einheimische Pilze wie Pfifferlinge für eine würzige Brühe statt „haltbar gemachter Ware aus Asien“. Grandios ist ihr roher Lachs, kurz abgeflammt, mit scharf-fruchtiger Soße. Und auch saftige Streifen vom Schweinekotelett mit einer feurigen Tomaten-Pflaumensoße und Klebereis sind ein Traum. 

Nach dem furiosen Einstieg hofft Dalad Kambhu nun auf eine wenig mehr Zeit. „Berlin ist eine so spannende Stadt. Ich will noch mehr von den abwechslungsreichen Kultur- und Gastronomie-Angeboten kennenlernen.“ 

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