Zum Hauptinhalt springen

Deutschlands Stimme für Japan

Ole Bischof ist einer der erfolgreichsten deutschen Judoka. Seine Karriere, seine Liebe zu Japan und seine Pläne für die Olympischen Spiele 2020.

23.01.2014
© picture-alliance/dpa - Ole Bischof

Ole Bischof hielt einen Vortrag als Berater bei der Deutschen Bank, als die Olympischen Spiele 2020 nach Tokyo vergeben wurden. So erreichte ihn die Nachricht erst mit Verspätung. Dafür war die Freude umso größer. Gleich wurden Erinnerungen in ihm wach – und Ideen für 2020 entwickelt. Denn Ole Bischof ist der erfolgreichste deutsche Judoka der jüngeren Vergangenheit und durch den Sport Japan sehr verbunden. Bischof gewann bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking die Goldmedaille, 2012 in London Silber – und ist seit Jahren bekennender Japan-Fan. „Japan ist das Mutterland des Judo, alleine deshalb gefällt es mir dort gut“, sagt er. „Aber da Judo nicht nur eine Sportart ist, sondern eine Lebenseinstellung, mag ich auch die Kultur und die Rituale.“

Bei den Philosophen unter den Kampfsportlern gelten Prinzipien wie das gegenseitige Helfen und Verstehen zum beiderseitigen Fortschritt und Wohlergehen sowie der bestmögliche Einsatz von Körper und Geist. „Der Sport fordert Mut, Respekt und Disziplin“, beschreibt Ole Bischof die Werte, die auch das Leben beeinflussen. Dank dieser Fairplay-Lebenseinstellung verschmerzt er auch die verpasste Goldmedaille in London: „Kim Jae-Bum und ich haben einfach die Plätze getauscht“, sagt er – denn im Finale in Peking vier Jahre zuvor unterlag ihm der Südkoreaner noch.

Ole Bischof, 34, war in seiner rund 15 Jahre dauernden Karriere als Leistungssportler etwa zwei bis drei Mal jährlich in Japan, um zu trainieren. „Das nationale Trainingszentrum in Tokyo ist die weltweit beste und modernste Einrichtung für Judo. Ich bin dankbar, dass ich dort trainieren durfte und auch Freunde gefunden habe“, berichtet Bischof. Dort traf er beispielsweise den Judo-Olympiasieger von Sydney 2000 im Halbschwergewicht: „Ich bin ein großer Bewunderer von Kōsei Inoue. Seine Art und sein Charisma sind überzeugend. Und obwohl er ein paar Jahre älter und etwas schwerer ist, hatte ich das Glück, mit ihm auf der Matte zu stehen“, berichtet Bischof, der selbst als Halbmittelgewicht in der Gewichtsklasse bis 81 Kilo kämpfte.

Auch im März 2011 während der Katastrophe von Fukushima trainierte er in Japan. „Uns ist nichts passiert, wir waren im Training in der Universitätsstadt Tenri und somit weit weg“, erinnert er sich. „Wir sind dann ausgeflogen worden – unsere Angehörigen hatten Angst um uns und wir machten uns große Sorgen um die Japaner.“ Japanisch spricht der Olympiasieger nicht, „leider“, wie er sagt – außer der sportlichen Fachsprache.

Nachdem Ole Bischof 2012 die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in London gewann, beendete er seine Sportkarriere und wandte sich anderen Aufgaben zu. Schon während seiner aktiven Laufbahn hatte er an der Universität zu Köln Volkswirtschaft studiert. So konnte er Ende 2012 bei dem internationalen Beratungsunternehmen PricewaterhouseCoopers anheuern, wo er sich nun in der Hamburger Dependance mit dem Thema Exportfinanzierung beschäftigt. „Judo als typisch japanischer Sport und Volkswirtschaft haben mehr gemeinsam, als man denken mag. Es geht in beiden Bereichen um Effizienz, der Interaktion miteinander und dass man Abläufe auf den Punkt bringt“, so der junge Berater. Nach der Vergabe der Olympischen Spiele im September 2013 kam aber gleich wieder der Sportsmann in ihm raus. Er liebäugelt mit einem Job als Kommentator bei den Spielen 2020. Dann könnte er den Deutschen Japan noch näher bringen. ▪

Sybille Wilhelm