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Zur WM ohne Leno, Tah, Sané und Petersen

Bundestrainer Joachim Löw benennt seinen endgültigen WM-Kader. Vor allem das Aus für Sané überrascht.

04.06.2018
Jogi Löw
© dpa

Den unangenehmsten Teil der WM-Vorbereitung hat Joachim Löw hinter sich. "Es gibt schönere Tage im Leben eines Bundestrainers", sagte Löw. "Die Entscheidung war sehr knapp, wie bei einem 100-Meter-Lauf. Da hätte man ein Zielfoto gebraucht." Heute morgen informierte er die vier Spieler, die nicht mit zur Weltmeisterschaft nach Russland reisen dürfen: Torwart Bernd Leno, die Verteidiger Jonathan Tah, Mittelfeldspieler Leroy Sané und Stürmer Nils Petersen. Die Spieler, so der Bundestrainer, seien "sehr, sehr enttäuscht. Das ist, als wenn man am Check-in für den Flug nach Moskau steht und darf am Ende nicht in die Maschine einsteigen".

Sané "noch nicht so ganz angekommen"

Dass Löw auf Leroy Sané verzichtet, kommt überraschend - ist aber zugleich eine konsequente Entscheidung. Der 22-Jährige hatte bei Manchester City eine gute Saison gespielt, allerdings bei seinen letzten beiden Länderspieleinsätzen enttäuscht. "Leroy hat riesiges Talent, absolut", sagte Löw und versprach: "Er wird auch bald wieder dabei sein." Jetzt, beim Griff nach dem fünften Stern, allerdings nicht. "Er ist vielleicht in den Spielen der Nationalmannschaft noch nicht so ganz angekommen. Das hat vielleicht auch ein bisschen den Ausschlag gegeben", sagte Löw. Er habe zwischen Sane und Julian Brandt in einer "harten Entscheidung" den Leverkusener gewählt.

Neuer: "Blick nach vorn"

Mit dem Aus für Bernd Leno steht auch fest, dass Manuel Neuer als Torwart Nummer eins nach Russland fährt. "Er hat uns nochmal bestätigt, dass er sich 100 Prozent fit fühlt und dass der Fuß keine Probleme gemacht hat", sagte Löw. Neuer hatte seinen ersten Belastungstest in einem Spiel nach langer Verletzungspause am Samstag beim 1:2 in Klagenfurt gegen Österreich bestanden. "Jetzt ist natürlich mein Blick nach vorne gerichtet, auf die WM", sagte Neuer. "Ich bin fest davon überzeugt, dass ich den Belastungen bei einem Turnier standhalte. Ich möchte so viele Spiele wie möglich machen."

Bis 12 Uhr MESZ hatte Löw seinen WM-Kader an die FIFA melden müssen. Sollte sich noch einer der 23 verbliebenen Spieler verletzen, kann der Bundestrainer noch bis 24 Stunden vor dem ersten WM-Spiel Ersatzspieler nachnominieren.

Stars fehlten nur wegen Verletzung

"Verdient hat es niemand, dass er nach Hause fahren muss", hatte Löw schon im Vorfeld erklärt. "Es bricht für die Spieler zunächst eine Welt zusammen." Für den Bundestrainer ist es allerdings fast schon Routine geworden, diese schlechte Botschaft zu überbringen. Schließlich ist die WM in Russland bereits das sechste große Turnier, in dem Löw die Verantwortung trägt. Prominente Spieler sortierte er nicht aus. Sie schieden höchstens durch Verletzungen aus, wie Kapitän Michael Ballack vor der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika oder Marco Reus vor der WM 2014 in Brasilien.

Dies waren die Spieler, die Löw zu Hause ließ, in der Mehrzahl (damals noch junge) Talente:

EM 2008 in Österreich/Schweiz: Jermaine Jones, Patrick Helmes, Marko Marin

WM 2010 in Südafrika: Andreas Beck (neben Ballack fielen Christian Träsch und Heiko Westermann verletzt aus)

EM 2012 in Polen und der Ukraine: Marc-André ter Stegen, Cacau, Julian Draxler. Sven Bender

WM 2014 in Brasilien: Marcel Schmelzer, Kevin Volland, Shkodran Mustafi (der später doch Weltmeister wird, weil er für Reus nachnominiert wird)

EM 2016 in Frankreich: Sebastian Rudy, Julian Brandt, Karim Bellarabi (Reus fehlt erneut wegen Verletzung)

sn/ck (sid, dpa)