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Die „Energiewende“ kommt in Fahrt

Vor 25 Jahren begann die stürmische Entwicklung der Windindustrie in Deutschland.

20.08.2012
© Haasch/getty images

Die deutsche „Energiewende“ kommt in Fahrt. Der Ökostrom-Anteil hat die Marke von 25 Prozent erreicht. Die Windkraft ist der wichtigste Pfeiler – mit viel Potential. Eine atemberaubende Entwicklung: Genau 25 Jahre ist es her, dass der erste kommerzielle Windpark in Deutschland startete - in Kaiser-Wilhelm-Koog an der Westküste von Schleswig-Holstein. 32 Wind-Rotoren mit je zehn bis 25 Kilowatt Leistung speisten dort ab dem 25. August 1987 Strom ins öffentliche Netz ein. Es war ein bescheidener, aber wegweisender zweiter Start.

Der „Park“ ersetzte nämlich die damals noch zu hochfliegenden „Alternativenergie“-Visionen. Das Bundesforschungsministerium hatte Anfang der 1980er-Jahre eine gigantische Versuchsanlage bauen und in Kaiser-Wilhelm-Koog aufstellen lassen, den „Growian“ (Großwindanlage). Der Drei-Megawatt-Koloss floppte – falsch konstruiert, mit zu schweren Stahl-Rotoren. Er lief nur vier Jahre, 1983 bis 1987. Trotzdem war Growian quasi die Keimzelle der deutschen Windindustrie. Die Ingenieure der jungen Firmen lernten daraus. Heute würde die größte derzeit gebaute Maschine den Growian längst in den Schatten stellen – sie leistet 7,5 Megawatt und deckt den Stromverbrauch von 15.000 Menschen.

Entscheidend für den Windkraft-Boom war 1991. Damals erließ der Bundestag das inzwischen von vielen Ländern kopierte Stromeinspeisungsgesetz. Es verpflichtete die Netzbetreiber, Ökostrom vorrangig abzunehmen und mit erhöhten Sätzen zu vergüten. Heute stehen in Deutschland über 23.000 Windkraft-Anlagen, zumeist in Küsten-Bundesländern, zunehmend aber auch in Mittelgebirgen. Im ersten Halbjahr 2012 lieferten sie bereits 9,2 Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms. Und die Branche ist ein Export- und Jobmotor; sie bietet rund 100.000 Arbeitsplätze in Deutschland.

In den Energiewende-Plänen spielt der weitere Ausbau der Windkraft die zentrale Rolle. Sie soll bis 2025 bereits 25 Prozent der Stromversorgung sichern. Der Masterplan sieht unter anderem eine Reihe Offshore-Windparks in Nord- und Ostsee vor, von denen der erste („Alpha Ventus“) 2009 ans Netz ging. Sie sind zwar teuer und technisch schwieriger als gedacht, aber leistungsstark - und vermeiden die oft kritisierte „Verspargelung“ der Landschaft. Zudem wird das Stromnetz ausgebaut, um den Windstrom aus dem Norden in die Verbrauchszentren im Süden bringen zu können.

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