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Hightech-Partner: Strukturiert kreativ

In der Hightechschmiede Silicon Wadi ergänzen sich deutsches und israelisches Know-how.

22.01.2014
© picture-alliance/dpa - High-Tech

Israel und Deutschland verbindet viel – vor allem, wenn es um innovative Technologien geht. Zum einen ist Israel inzwischen ein wichtiger Hightech-Handelspartner für Deutschland. Zum anderen arbeiten die beiden Länder in Forschung und Entwicklung eng zusammen.

Gemessen an der Zahl der Patentanmeldungen und der Start-ups im Technologiesektor gehört Israel inzwischen zu den führenden Wirtschafts- und Forschungsnationen der Welt. Das hat die Hightech-Branche längst auf den Plan gerufen: Ähnlich wie die amerikanischen Branchengrößen Apple, Microsoft, IBM und Google haben auch die deutschen Riesen SAP, Software AG und Deutsche Telekom ihre eigenen Forschungs- und Entwicklungszentren in der liebevoll „Silicon Wadi“ genannten Region aufgebaut. Israel gilt in seiner Bedeutung als Hightech-Schmiede inzwischen nach dem „Silicon Valley“ in Kalifornien als Nummer Zwei der Welt.

„Der Hauptgrund, warum die großen Hightech-Unternehmen nach Israel kommen, ist, dass die israelischen Entwickler ganz eigene Qualitäten haben“, erläutert Mickey Steiner, Leiter der SAP Labs Israel in Ra’anana. „Sie brauchen die Herausforderung. Also sagt man ihnen am besten, dass etwas unmöglich ist, dann brennen sie darauf, es zu schaffen. Und es kommt ein völlig anderes Ergebnis heraus, als man je gedacht hätte – im positiven Sinn.“

Wenn man eine kreative Lösung will, ist man seiner Meinung nach in Israel an der richtigen Stelle. Deshalb sei die Kombination aus den deutschen und israelischen Ingenieurtugenden ideal, findet der SAP-Forscher. Die deutsche Herangehensweise sei sehr methodisch, „man durchläuft den geplanten Prozess von Anfang bis Ende. Der Weg ist sehr strukturiert“, beobachtet Mickey Steiner. „Israelische Tüftler schauen lieber einfach mal, wohin der Weg führt.“

Auch in kultureller Hinsicht birgt die deutsch-israelische Kooperation seiner Meinung nach Vorteile. „Viele Israelis haben das Gefühl, dass die Zusammenarbeit mit Amerikanern besonders gut funktioniert. Immerhin ist die USA ein Riesenland, in dem man nur eine Sprache spricht, während Europa ein Flickenteppich aus unterschiedlichen Kulturen, Regierungen und Sprachen ist“, so Mickey Steiner. Seiner Meinung nach sind sich Israelis und Deutsche aber auf zwischenmenschlicher Ebene sehr viel näher – etwa in ihrer Einstellung und in ihrer Kommunikationskultur. „Beide sind relativ direkt und kommen schnell auf den Punkt.“

In einigen Projekten arbeitet das rund 120-köpfige SAP-Forschungsteam in Israel mit den Kollegen in Deutschland, den USA und Indien zusammen, in anderen Projekten sucht es alleine nach Lösungen. „Wir in Israel sind zum Beispiel auf das Thema Sicherheit spezialisiert, was angesichts unserer Nachbarschaft nicht sonderlich verwunderlich ist“, so der Leiter des SAP Labs. Je mobiler die Welt werde und je mehr Informationen in die virtuelle Datenwolke Cloud gelangten, desto wichtiger sei der Schutz vor Cyberkriminalität. Darüber hinaus beobachtet das SAP-Team in Israel auch die Start-up-Szene im „Silicon Wadi“ ganz genau: „Wenn bereits gute Lösungen für unsere Kunden entwickelt worden sind, brauchen wir sie ja nicht noch einmal zu erfinden und können die jungen Unternehmen dabei unterstützen, sie auf den Markt zu bringen.“

Auch die Deutsche Telekom AG ist mit einem Innovationslabor an der Ben-Gurion- Universität des Negev (BGU) in Israel präsent. Mehr als hundert Studenten und Forscher arbeiten in den „BGU-T-Labs“ in der Wüste Negev an verschiedenen Projekten zur Netzwerksicherheit und Kundenanalyse. Ende 2012 erhielt der damalige Telekom-Chef René Obermann dafür den „Ben Gurion Leadership Award“. Die Auszeichnung ehrt jene Wirtschaftsführer, „die das Potenzial für Wachstum und Entwicklung in Ideen sehen, die gerade erst am Anfang sind und die den Augenblick für die Zukunft festzuhalten vermögen“, hieß es in der Laudatio. Obermann berichtete in seiner Dankesrede, dass von 40 Innovationen, die die Telekom auf einer Messe kurz zuvor ausgestellt habe, viele oder zumindest Teile davon in den israelischen T-Labs entstanden seien – insbesondere in der Sicherheitsforschung sei Israel ein wichtiger Partner.

Die Bekämpfung der „Cyber-Kriminalität“ ist eines von vielen Themen, denen sich deutsch-israelische Kooperationen widmen. Insgesamt sieht der ehemalige Telekom-Chef Obermann in Israel eine „globale Quelle der Innovation, Forschung und Erfindung“. Darin stimmen ihm viele andere deutsche Unternehmer sicher zu. ▪

Sybille Wilhelm