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Mut statt Zögern, Weiterentwicklung statt Stillstand

Der deutsche Baustoff-Hersteller Knauf modernisiert in Russland weiterhin Firmen – und treibt Industrie-Innovationen voran.

21.01.2014
© Knauff - Produktionstechnologie

Vor Kurzem hielt German Gref einen Vortrag in Moskau, es ging um die Beziehungen zwischen Russland und Deutschland. Der ehemalige russische Wirtschaftsminister lobte die engen wirtschaftlichen Verbindungen und erwähnte dabei vor allem ein Unternehmen: Knauf.

Kein Wunder: Der Baustoff-Hersteller aus dem fränkischen Iphofen gilt als Paradebeispiel für die Wirtschaftsbeziehungen beider Länder. Erst vor wenigen Wochen feierte das Familienunternehmen Jubiläum: Seit 20 Jahren ist es in Russland aktiv. Während andere Geschäftsleute sich in den 1990er-Jahren wegen schwieriger Investitionsbedingungen nur zögerlich nach Russland wagten, trieb Mitinhaber Nikolaus Knauf die Expansion in den Osten voran. 14 Standorte unterhält die Gruppe heute in den ehemaligen Staaten der Sowjetunion, hinzu kommen sechs Verkaufsgesellschaften und noch einmal so viele Schulungszentren. 6500 Menschen beschäftigt das Unternehmen. 1,2 Milliarden Euro hat Knauf in den vergangenen zwei Jahrzehnten in die GUS-Standorte investiert.

Der Mittelständler kaufte in dieser Zeit alte Produktionsstätten, modernisierte sie und baute die Produktion aus. Veränderten sich die Herstellungstechniken, ging Knauf mit der Zeit. Der jüngste Beleg dafür ist der Betrieb in Nowomoskowsk, knapp 200 Kilometer südlich von Moskau. Dort lagert Europas größtes Gipsvorkommen, bereits vor Jahrzehnten wurde hier gefördert. 1997 übernahm Knauf den damals maroden, ehemaligen Sowjetbetrieb. Heute ist Nowomoskowsk einer der wichtigsten Standorte der Knauf-Gruppe. Pünktlich zum 20-jährigen Jubiläum eröffnete die Firma in Nowomoskowsk nun ein neues Gipswerk und eine Mischanlage für Trockengemische. 270 000 Tonnen Gipsputz können die Mitarbeiter in Nowomoskowsk pro Jahr produzieren. 600 Menschen sind dort beschäftigt, gut ein Drittel im Untertagebau.

Bei den Produktionsanlagen und vor allem beim geringen Energieverbrauch, spiele man „in der Bundesliga“, sagt Anton Peter, Direktor Technik und Produktion der Knauf Gruppe GUS. Zum Fördern, Brennen und Trocknen von Gips kommen Maschinen aus Westeuropa zum Einsatz. Aus ökologischen und ökonomischen Gründen, so Peter, setzte das Unternehmen auf modernste Technik. Nowomoskowsk gilt als eine der modernsten Minen weltweit, erklärt der Technikdirektor und ist „stolz“ auf den Vertikalförderer, der das Gips an die Erdoberfläche transportiert. Für die Gipskartonplatten, die in Nowomoskowsk hergestellt werden, verwendet die Firma Karton, der zu 95 Prozent aus Altpapier gemacht wird. Knauf achtet außerdem auf niedrige Emissionswerte – nach deutschen Standards.

Auch künftig fördert der Mittelständler die umweltfreundliche Produktion. Im kommenden Jahr will das Unternehmen in Nowomoskowsk eine zehn Jahre alte Trockenanlage umrüsten und damit den Energieverbrauch bei der Herstellung von Gipsplatten um 15 Prozent senken.

Zwar ist der Bauboom der vergangenen Jahre abgeklungen und die Konkurrenz wächst – bei Knauf in Russland blickt man aber optimistisch in die Zukunft. Künftig wolle man das Produktsortiment nach lokalen Bedürfnissen erweitern, erklärt Technikchef Peter, dazu zählt schon bald die Produktion einer zementgebundenen Bauplatte. „Das Land“, sagt er, „bietet noch viele Möglichkeiten.“ ▪

Oliver Bilger