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Starke Förderung für gute Ideen

Gründerinnen und Gründer mit neuen Geschäftsideen haben in Deutschland gute Aussichten, ihr Start-up umzusetzen. Besonders willkommen sind nachhaltige Innovationen. 

15.01.2024
Innovative Gründerinnen und Gründer beleben die Wirtschaft und gelten als Schlüssel zu gesellschaftlichem Fortschritt.
Innovative Gründerinnen und Gründer beleben die Wirtschaft und gelten als Schlüssel zu gesellschaftlichem Fortschritt. © Unsplash

„Wir bauen einen digitalen Zwilling unserer Erde“, sagt Dr. Gino Caspari. Der in Bern lebende Archäologe ist Mitgründer des deutschen Start-ups GeoInsight, das bei der Risiko­abschätzung von Naturkatastrophen oder den Folgen des Klimawandels neue Maßstäbe setzen könnte. Das im Frühjahr 2022 gegründete Unternehmen ist eine Ausgründung der Ruhr-Universität Bochum (RUB). Das internationale Gründerteam arbeitet 100 Prozent remote, von Standorten in Deutschland, Portugal und der Schweiz aus. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um aus der wachsenden Flut geografischer Daten, die von Satellitenbildern bis hin zu Fotos in sozialen Medien reichen, neue Erkenntnisse und Wissen zu generieren. 

„Kern der Innovation ist die Entwicklung einer Datenstruktur, mit der sich unterschiedlichste geografische Daten miteinander kombinieren und integrieren lassen“, erklärt Caspari. „Über Machine-Learning-Verfahren lassen sich Strukturen und Muster erkennen, an die man über traditionelle Geoinformationssysteme nur sehr schwer rankommt.“ Selbst Anwenderinnen und Anwender ohne viel Fachwissen sind damit in der Lage, große Datenmengen auszuwerten. Aktuell ist das Team mit der Europäischen Weltraumorganisation ESA im Gespräch, die ihre Satellitenbilder in Zukunft direkt über die Plattform anbieten könnte. „Was die Nützlichkeit und den Wert der Daten massiv erhöhen würde.“

Für internationale Unternehmen, die Epidemien, den Klimawandel oder Nahrungssicherheit überwachen, ist das Modell ebenso interessant wie für die Finanz- und Versicherungsbranche, Behörden und Regierungen. „Es hilft beispielsweise Rückversicherern, potenzielle Verluste durch eine Katastrophe einzuschätzen – egal, ob das ein Feuer ist, eine Überschwemmung oder ein Erdbeben“, sagt Initiator Dr. Michael Jendryke. Nach vielen Jahren im Ausland führt der Geomatiker die Geschäfte des Start-ups von Deutschland aus. Mitbegründer Gino Caspari lernte er als Forscher an der Wuhan University kennen, Mitgründerin Dr. Ana Gago da Silva während seiner Zeit bei den Vereinten Nationen in Genf. „Ich habe mir Teammitglieder gesucht, die ich schon lange kenne, denen ich vertraue, die das Wissen haben und auch das Durchhaltevermögen, so etwas durchzuziehen“, betont er. „Gerade wenn man remote arbeitet und sich nicht jeden Tag sieht, ist das wichtig.“

Die Inspiration zählt: Vielen Start-ups- Gründerinnen und -Gründern genügt erstmal ein Platz in einem Co-Working-Space.
Die Inspiration zählt: Vielen Start-ups- Gründerinnen und -Gründern genügt erstmal ein Platz in einem Co-Working-Space. © Unsplash

Start-ups sind junge Unternehmen, die seit maximal zwölf Jahren existieren. Innovative Gründerinnen und Gründer beleben die Wirtschaft und gelten als Schlüssel zu gesellschaftlichem Fortschritt. Der Deutsche Startup Monitor (DSM) verzeichnete für das Jahr 2022 insgesamt knapp 2.000 Start-ups und rund 4.800 Gründerinnen und Gründer in Deutschland, sie beschäftigten 34.539 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Knapp die Hälfte der Start-ups setzte dabei auf Künstliche Intelligenz, sie spielte im Rahmen ihres Geschäftsmodells eine große Rolle. Gefolgt von den Themen Industrie 4.0 und Internet of Things (IoT). Der Anteil sogenannter grüner Start-ups an allen innovativen Gründungen in Deutschland liegt bei knapp 30 Prozent, ein Drittel von ihnen gründet forschungsnah.

Viele Hochschulen in Deutschland unterstützen gründungsinteressierte Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler bei der Umsetzung ihrer Geschäftsideen. An der RUB legt das Programm WORLDFACTORY international einen Fokus auf den internationalen Markt. „Diese Start-ups-Hubs spielen gerade in der ersten Phase eine zentrale Rolle“, so Dr. Ana Gago da Silva. Die Datenwissenschaftlerin lebte in Frankreich und der Schweiz, inzwischen arbeitet sie von Portugal aus für GeoInsight. „Sie schaffen Vernetzungsmöglichkeiten, fördern Zusammenarbeit, den Aufbau von Partnerschaften und bieten Start-ups eine starke Infrastruktur.“ Schon bei der Bewerbung um die Förderung über den EXIST-Forschungstransfer fand ihr Team bei den Gründungsberatern der RUB professionelle Unterstützung. „Der Vollantrag mit Business Case und Pitch ist ein ganz schönes Stück Arbeit“, so Jendryke. Während des Projektes erwiesen sich dann die rechtlichen Rahmenbedingungen als eine besonders große Herausforderung für das internationale Team. „In Deutschland gibt es ein starkes Fördersystem zur Unterstützung von Start-ups, das für die Entwicklung auf allen Ebenen eines Unternehmens sehr wichtig ist“, betont Softwareentwickler João Carlos dos Santos Manuel. „Ohne diese Unterstützung würden die meisten Gründungsideen nicht auf den Weg gebracht, denke ich.“

Der internationale Hintergrund ist ein großer Pluspunkt für das junge Unternehmen. Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung kommt zu dem Ergebnis, dass internationale Gründerinnen und Gründer neben Sprachkenntnissen wertvolle Fähigkeiten und Erfahrungen mitbringen, die für den erfolgreichen Aufbau eines innovativen Unternehmens von Bedeutung sind. Diese Einschätzung teilen die GeoInsight-Gründer. „Wir alle haben Erfahrungen in unterschiedlichen Kultur- und Sprachräumen gemacht“, sagt Gino Caspari. „Sobald wir mit internationalen Organisationen zu tun haben, treffen wir Teamchefs aus Indien oder wissenschaftliche Gruppenleiter aus China. Zu wissen und einschätzen zu können, wie die ticken – das kann den Unterschied machen, ob die Tür offensteht oder nicht.“