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Sinn und Unsinn des Lebens

Immer mehr Deutsche begeben sich auf die Suche nach dem Wahren, Schönen und Guten. Auch die Medien haben den philosophischen Diskurs für sich entdeckt.

14.11.2012
© picture-alliance/dpa

Um einige Dinge kommt man nicht herum. Um Geburt und Tod zum Beispiel, aber auch um so manche Fragen nicht. „Was soll ich tun?“ Und: „Was kann ich wissen oder hoffen?“ Also: „Was ist der Mensch?“, formulierte Immanuel Kant die großen Menschheitsfragen im 18. Jahrhundert. Nach Antworten suchen bis heute nicht bloß akademische Philosophen – die Deutschen haben die Lust an der Weisheit für sich entdeckt. Ob in Talkshows, Radiosendungen oder Online-Portalen – diskutiert werden der Sinn und Unsinn des Lebens, abstrakte Begriffe wie Freiheit, Wahrheit und Gerechtigkeit oder die zahlreichen Wege zum Glück. Darüber hinaus gingen im November 2011 gleich zwei populär ausgerichtete Philosophie-Zeitschriften an den Start: Die „Hohe Luft“ und das „Philosophie-Magazin“ treten fernab vom akademischen Elfenbeinturm ins offene Gespräch mit der Gesellschaft. Die Magazine stehen damit in einer würdigen Tradition, ergründete doch bereits Sokrates auf dem antiken Marktplatz im Dialog mit den Bürgern Athens die Fragen des Lebens.

Auch die Bestsellerlisten künden vom allgemeinen Spaß am Grübeln. Philosophische Sachbücher gehören zu den Kassenschlagern, vielleicht weil sie mehr sind als bloße Lebensratgeber. Mündigkeit und Orientierung, aber auch der Zweifel an Selbstverständlichkeiten erwarten den denkenden Leser. Gebotenen werden wohlüberlegte Weltsichten in einer offenbar haltlosen Zeit. „Dabei ist das philosophische Tun nicht auf ein geheimnisvolles Sonderwissen aus“, schreibt Martin Seel, Professor für Philosophie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, auf „Zeit-Online“. „Es versucht bloß das Offensichtliche zu begreifen.“

Gleichzeitig beweisen Bestsellerphilosophen wie Richard David Precht (mehr als 1,5 Millionen verkaufte Bücher) und Michael Schmidt-Salomon, dass „das Offensichtliche“ nicht immer kompliziert sein muss. Dank gedanklicher und begrifflicher Klarheit bringen sie Existentielles in verständlicher Weise zum Ausdruck und mischen sich ein in gesellschaftliche Debatten: Den meisten gefällt’s. Nicht nur deshalb bringt der zweifache Honorarprofessor und Medienstar Richard David Precht seit kurzem auch mit einer eigenen Fernsehsendung die Dinge auf eine verständliche Formel. Sein erstes Gespräch mit dem Hirnforscher und Schulkritiker Gerald Hüther widmete er dem deutschen Bildungssystem. In der zweiten Sendung diskutierte er mit dem FDP-Politiker Christian Lindner über das Thema „Was ist gerecht?“. Mitdenken liegt auch hier im Trend.

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