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Doppelter Abschluss, viele Chancen

In der tatarischen Hauptstadt Kasan entsteht ein deutsch-russisches Hochschulprojekt.

15.08.2014
© OVGU Magdeburg/Stefan Berger - DAAD

Dorothea Rüland, Generalsekretärin des Deutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD), ist begeistert von der Zusammenarbeit mit der Kasaner Nationalen Tupolew-Universität: „Für das German-Russian Institute of Advanced Technologies kooperieren die deutschen Partnerhochschulen mit einer russischen Universität von außerordentlich hoher Reputation.“ Die bisher feststehenden deutschen Partnerhochschulen lassen ebenfalls für die Zukunft des Instituts hoffen: Die Technische Universität Ilmenau und die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg punkten mit ihrer Expertise in den technologischen Fächern. Für Albert Gilmutdinow, Rektor der Tupolew-Universität und ehemaliger tatarischer Bildungsminister, waren deutsche Hochschulen wegen der engen Verzahnung von innovativer Technik und betriebswirtschaftlicher Orientierung in der Ingenieurausbildung bei der Partnersuche die erste Wahl.

Anfang September 2014 wird das kurz GRIAT genannte Institut an der Tupolew-Universität eröffnet. Zunächst mit vier Masterstudiengängen: Die Technische Universität Ilmenau verantwortet die Fachrichtungen „Kommunikations- und Signalverarbeitung“ und „Informatik und Systemtechnik“; die Universität Magdeburg bringt die Studiengänge „Elektrotechnik und Informationstechnologien“ sowie „Chemie- und Energietechnik“ an die Tupolew-Universität. Geplant ist ein Ausbau auf 14 Studiengänge; die Unterrichtssprache ist Englisch. Aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) fördert der DAAD mit einer Anschubfinanzierung die Entwicklung der Curricula und den Einsatz deutscher Dozenten in Kasan. Die Russische Föderation und die Republik Tatarstan finanzieren die Baumaßnahmen für das GRIAT sowie ein umfangreiches Stipendienprogramm.

„Dem Interesse des BMBF, die Internationalisierung der deutschen Hochschulen voranzubringen, wird das GRIAT durch die hohe Qualität des russischen Partners geradezu exemplarisch gerecht“, betont Stephan Geifes, der beim DAAD den Bereich Hochschulprojekte im Ausland verantwortet. Gisela Zimmermann, Referentin für Hochschulprojekte in Russland, hat die Vorbereitungsphase des GRIAT unter anderem in Kasan begleitet und kann von beeindruckten deutschen Hochschulvertretern berichten: „Die Tupolew-Universität ist hervorragend aufgestellt und ausgestattet. Zugleich haben unsere russischen Partner großes Interesse an den Stärken der deutschen Ingenieurausbildung in der Markt- und Anwendungsorientierung – und letztlich an Absolventen, die neben einer sehr guten fachlichen Ausbildung und einem deutschen und russischen Abschluss über detaillierte Kenntnisse beider Länder verfügen.“

Es entstehen Strukturen, die die Mobilität von Lehrenden und Studierenden in beide Richtungen fördern, sagt Generalsekretärin Dorothea Rüland. „Dies ist umso wichtiger, als dass solche Kooperationen gewährleisten, dass auch in Zeiten politischer Spannungen der interkulturelle Dialog nicht abreißt.“ Dabei können die Beteiligten schon heute auf mehrere Netzwerke bauen. Der DAAD hat erst im Frühjahr 2014 ein Informationszentrum in Kasan eröffnet. Auf der Basis von Regierungsabkommen fördert der DAAD über die Austauschprogramme „Jewgeni Sawoiski“ und „Nikolai Lobatschewski“, das zur Hälfte aus Mitteln des Auswärtigen Amts finanziert wird, seit Jahren erfolgreich tatarische Doktoranden und Graduierte. Neben Ilmenau und Magdeburg verfügen weitere deutsche Hochschulen über gute Kontakte nach Kasan. Die Justus-Liebig-Universität Gießen feiert beispielsweise 2014 die 25-jährige Partnerschaft mit der Föderalen Universität. Stephan Geifes macht deutlich, dass das GRIAT auch bezüglich der beteiligten Hochschulen Wachstumspotenzial hat: „Alle, die Qualität einbringen können und sich am GRIAT beteiligen wollen, sind ausdrücklich eingeladen.“ ▪