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Gute Nachbarschaft für Innovationen

Das MED-Spring-Programm der Europäischen Union bringt Wissenschaft, Forschung und Unternehmen diesseits und jenseits des Mittelmeers zusammen.

23.10.2014
© picture-alliance/dpa - Forschung

Was gehört zu einer guten Nachbarschaft zwischen Ländern und Regionen? Neben der Pflege freundschaftlicher politischer Beziehungen sicher auch ein florierender Handel über die Grenzen hinweg. Auf die gute Nachbarschaft zwischen Europa und den Ländern des Mittelmeerraums setzt die Europäische Union (EU) auch, um den Austausch von Ideen für Forschung und Innovation fördern. Im Februar 2013 wurde dafür das Projekt MED-SPRING ins Leben gerufen. MED-SPRING – die Abkürzung steht für Mediterranean Science, Policy, Research and Innovation Gateway – ist eine Plattform, auf der nicht nur Regierungsinstitutionen und Forschungseinrichtungen zusammenkommen, sondern auch Verbände und Unternehmen. Sie sollen sich zusammenschließen, um gemeinsam Forschungsvorhaben und Geschäftsideen zu realisieren, die helfen, drängende Probleme der Gesellschaften diesseits und jenseits des Mittelmeeres zu lösen: Energieversorgung, Ernährungssicherung und Ressourcenknappheit.

Eine wichtige Rolle für den Austausch der Ideen spielt die Internetplattform Agora. Sie vernetzt die Institutionen und Unternehmen in den Ländern Europas, des Nahen Ostens und Nordafrikas mit zivilgesellschaftlichen Akteuren wie Bürgerinitiativen oder auch einzelnen Wissenschaftlern. Mit der virtuellen Plattform schaltet sich MED-SPRING in die öffentliche Diskussion ein, die im Internet bereits zu den Themenschwerpunkten geführt wird. Das Wissen und die Erfahrung der Internetcommunities sollen dazu beitragen, diese weiter zu präzisieren.

Neben dem Internet sind Veranstaltungen in den Partnerländern eine wichtige Kommunikationsplattform. Ein großes Treffen fand Mitte Februar 2014 in Ägyptens Hauptstadt Kairo statt. Knapp 100 Wissenschaftler aus Universitäten und von Forschungseinrichtungen sowie Unternehmensvertreter kamen, um Partner für ihre Forschungsvorhaben und Business-Ideen zu finden. Für Dr. Ralf Hermann vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), dem Projektpartner in Deutschland, waren aber noch zu wenige kleine und mittlere Unternehmen dabei. „Business und Forschung, das sind im Moment noch zwei stark voneinander abgegrenzte Bereiche in den Ländern Nordafrikas und des Nahen Ostens. Wir helfen beiden Seiten, die passenden Partner zu finden, indem die einen uns sagen, welche Expertise sie mitbringen, und die anderen, welche Expertise sie brauchen.“

Aber die Besucher der MED-SPRING-Treffen brauchen nicht nur Kooperationspartner, sie sind auch auf der Suche nach Geldgebern. Eine Möglichkeit, finanzielle Förderung zu beantragen, ist das EU-Programm Horizont 2020. Berater aus EU-Ländern und der Partnerregion bieten deshalb bei MED-SPRING-Veranstaltungen Schulungen an, in denen die Teilnehmer erfahren, welche Kriterien eine Forschungskooperationen erfüllen muss und wie Forschungsanträge gestellt werden.

Deutschland ist eines von neun EU-Partnerländern und trägt bei MED-SPRING die Verantwortung für den Bereich „Capacity Building“. Dabei geht es um den Aufbau von Strukturen in den Partnerländern und die Vermittlung von Wissen und Kompetenzen in den jeweiligen Themenfeldern. „Wir wissen, wie sich Privatwirtschaft und Forschung vernetzen und dadurch Innovationen schaffen können. Diese Expertise bringen wir ein“, sagt Roman Noetzel, Gruppenleiter für Nordafrika und Nahost beim DLR. So sorgt er beispielsweise dafür, dass Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme in Freiburg mit Forschern und Unternehmen im südlichen Mittelmeerraum zusammenkommen. Denn gerade im Bereich der Solarenergie seien die Aussichten gut, dass aus solchen Begegnungen auch Investitionen für die Region folgen.

Auch wenn Deutschland nicht wie alle anderen EU-Partnerländer an das Mittelmeer grenzt, will das Land in der Mitte Europas eine tragende Rolle spielen. „Wir sind sehr daran interessiert, wissenschaftliche Expertise einzubringen, unter anderem für die Nutzung der Sonnenergie als Energiequelle“, sagt Noetzel. Anderseits wolle Deutschland dazu beitragen, Strukturen aufzubauen, damit Unternehmen und Forschung in Zukunft gemeinsam ihre Ideen zum Nutzen der Gesellschaft realisieren. Da ist es nicht weiter überraschend, dass das nächste Jahrestreffen der MED-SPRING-Partnerländer 2015 in Berlin stattfinden wird – über tausend Kilometer entfernt von den Küsten des Mittelmeers. ▪

Kristina Vaillant