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Innovatives Ideenmanagement

Eine Kooperation zwischen dem deutschen KIT und der russischen USATU-Universität stellt sich gemeinsam Zukunftsherausforderungen.

21.01.2014
© Maria Shilira - Universitätspartnerschaft KIT

Intelligente Informations- und Kommunikationstechnologien halten Einzug in die Industrie. Wie setzen Unternehmen diese neuen Techniken ein, um effizient auf Informationen zugreifen, Energie verteilen oder innovative Dienstleistungen über Cloud Computing anbieten zu können? Das sind nur einige Herausforderungen, denen sich die Forscher am Institut für Angewandte Informatik und Formale Beschreibungsverfahren (AIFB) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) stellen. Die Zeiten der klassischen Software, mit der Wirtschaftsunternehmen Verwaltung und Produktionsprozesse erledigten, nähern sich damit allmählich ihrem Ende. Geschäftsprozessmanagement heißt das Schlagwort der Zukunft – für die AIFB-Forscher ist es schon seit Jahren Alltag.

Die Informatiker modellieren und entwickeln betriebliche Informations- und Kommunikationssysteme, die moderne Technologien nutzen. Damit sollen innerbetriebliche Prozesse verbessert und automatisiert werden. „Es gibt eine Reihe von Entwicklungen, die sich zum Ziel gesetzt haben, das Modellieren, die Analyse und die Ausführung von Geschäftsprozessen zu verbessern“, sagt Professor Andreas Oberweis, der am AIFB die Forschungsgruppe „Betriebliche Informationssysteme“ leitet.

Auch an der Ufa State Aviation Technical University (USATU), einer der großen technischen Universitäten in der Wolga-Region Russlands, steht das Thema smarte Produktionsmethoden auf der Forschungsagenda oben: Der Fokus liegt in Ufa auf der digitalen Steuerung und Überwachung von Gasturbinen, betrieblichen Informationssystemen und Web-Technologien im Unternehmensmanagement. Das Expertenwissen an der russischen Universität hat man auch im fernen Karlsruhe registriert. Nun intensivieren die beiden Einrichtungen ihren Austausch: „Die Kooperation mit der USATU ist eine sehr schöne Zusammenarbeit, die die Wissenschaftler und Studierenden auch wirklich leben“, sagt Andreas Oberweis. Zudem gebe es virtuelle Lehrveranstaltungen, an denen deutsche und russische Studierende gemeinsam teilnehmen.

Vier russische Postdocs und Doktoranden waren 2013 als Gastwissenschaftler am AIFB in Karlsruhe. Eine von ihnen ist Dr. Maria Shilina. „Ich habe viele neue Anregungen für meine Forschung bekommen“, erzählt die 29-Jährige, die am Lehrstuhl für automatisierte Steuersysteme der USATU forscht und lehrt. Derzeit arbeitet sie daran, ein integriertes Informationssystem für Geschäftsprozessmanagement an der eigenen Hochschule umzusetzen. „Es soll Entscheidungsprozesse an der Universität verbessern“, sagt sie.

Ein Beispiel: Dozenten können so leichter Lernergebnisse der Studenten verwalten und Rückschlüsse ziehen, wie sie die Lehrequalität in bestimmten Kursen verbessern können. Und Hochschulmanager können leichter Statistiken zum Studienerfolg erstellen und stärker das Profil der Hochschule in besonders guten Disziplinen zum Ausdruck bringen. Hochschullehrern bringt Shilinas Forschung aber noch einen anderen praktischen Nutzen, setzt sie doch an ihrem Lehrstuhl ein webbasiertes Lernmanagementsystem um. Mit diesem können Lehrende unterschiedliche Lernmaterialien bereitstellen, sich mit den Studenten austauschen und so beobachten, wie sich deren Leistung entwickelt.

„Der Austausch mit Deutschland hat mir für das Lernmanagementsystem an meinem Department wichtige Anregungen gebracht“, bilanziert Shilina ihren Aufenthalt in Karlsruhe positiv. Das AIFB hat sie deshalb in bester Erinnerung – und hofft auf einen Gegenbesuch der Karlsruher Informatiker in Ufa. ▪

Benjamin Haerdle