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Geschichte spüren, Modernität leben

Seitdem Charlene Mhlanga aus Zimbabwe in Berlin lebt, versteht sie, was der Mauerfall für Deutschland bedeutete.

23.06.2015

Ob sie sich an die Deutsche Wiedervereinigung im Jahr 1990 erinnern kann? Charlene Mhlanga lacht höflich. Nein, überhaupt nicht – schließlich wurde sie erst 1989, im Jahr des Mauerfalls, geboren. Zur Welt kam sie in Bulawayo, der zweitgrößten Stadt Simbabwes. In dieser Zeit suchte das Land, selbst erst seit neun Jahren unabhängig, nach seiner Identität – und nach einem Weg, sich von einer planwirtschaftlichen auf eine marktwirtschaftliche Politik umzustellen. Ähnliches stand den Neuen Bundesländern damals noch bevor. Erinnern kann sich Charlene Mhlanga noch an den Geist des Aufbruchs, der bis Ende der 1990er-Jahre in Sim­babwe wehte.

Einen solchen Enthusiasmus spürte sie auch, als sie einige Jahre später nach Berlin kam. „Über die Deutsche Wiedervereinigung kann man natürlich viel lesen. Doch erst, seitdem ich in Berlin lebe, kann ich die Bedeutung der Ereignisse wirklich nachempfinden“, sagt Charlene Mhlanga. Seit 2013 absolviert sie an der Hertie School of Governance das Masterprogramm „Public Policy“, nachdem sie ihren Bachelor in Bremen machte. „Die Geschichte ist in der gesamten Hauptstadt präsent“, sagt Charlene Mhlanga, „und gleichzeitig ist Berlin durch die vielen Start-ups eine unglaublich moderne Stadt.“ Mit der Gründerszene kennt sich die 25-Jährige gut aus. Neben ihrem Studium arbeitete sie drei Monate lang bei Ampion. Die Berliner Non-Profit-Organisation reiste 2014 mit fünf Start-up-Bussen durch 15 afrikanische Länder und hat IT-Entwickler, Programmierer, App-Erfinder und Designer zusammengebracht. Gemeinsam entwickelten sie neue Geschäftsmodelle. „Dieser Teamgeist ist für die deutschen Arbeitskultur sehr typisch, ich schätze das sehr“, sagt die Studentin. Sie kann es sich deshalb gut vorstellen, nach ihrem Studium in Deutschland zu arbeiten.