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Der Kreidemaler

Der südafrikanische Künstler Kemang Wa Lehulere ist „Künstler des Jahres“ 2017 der Deutschen Bank und zeigt im Frühjahr 2017 seine erste Einzelausstellung in Deutschland.

Petra Schönhöfer, 20.04.2017
© dpa - Arts

Er malt mit Kreide auf Tafeln. Aber ein Lehrer ist er nicht. Er stellt Notenständer auf. Aber ein Dirigent ist er nicht. Und obwohl ihn eine Horde von Keramikhunden umgibt, ist er kein Hundehalter: Die Rede ist von Kemang Wa Lehulere, einem der bedeutendsten Vertreter junger südafrikanischer Kunst. Der 33-jährige Kapstädter ist der aktuelle „Künstler des Jahres“ der Deutschen Bank und zeigt im Frühjahr 2017 in der Deutsche Bank Kunsthalle in Berlin seine erste Einzelausstellung in Deutschland.

Kemang Wa Lehulere

Wa Lehulere, der sich so gern mit Trilby-Hut ablichten lässt, wurde in eine sehr kreative Familie geboren: die Mutter Sängerin, die Cousins Drehbuchautoren, Regisseure und Schauspieler. Wa Lehulere lebt in Kapstadt und Johannesburg und beleuchtet mit seinen auf umfangreichen Recherchen basierenden Performances, Videos, Installationen und Kreidezeichnungen die schwarze Geschichte Südafrikas. Vor allem geht es ihm in seinen Werken um schwarze Künstler, Musiker und Autoren: Wie wird ihre Geschichte erzählt und archiviert? Und welche neuen Formen des Erinnerns sind denkbar?

Ernest Mancoba, der als erster moderner schwarzer Künstler Südafrikas gilt, ist einer der Künstler, denen sich Wa Lehulere in seiner Arbeit widmet. In seiner derzeit durch Südafrika tourenden Ausstellung „History Will Break Your Heart“ reflektiert Wa Lehulere, wie die Spuren von Rassismus und Ungerechtigkeit bis heute verwischt und ignoriert werden und offenbart dabei die Kluft zwischen individueller Biografie und offizieller Geschichtsschreibung.

Kreide als Symbol der Flüchtigkeit

Nicht ohne Grund verwendet Wa Lehulere Kreide. Neben der pädagogischen Symbolik interessiert ihn ihre Flüchtigkeit: Prozesse des Überschreibens und der Neuinterpretation ziehen sich durch das gesamte Werk von Wa Lehulere. Auf diese Weise möchte er sagen: „Wir sind alle miteinander verbunden. Meine Geschichte ist Deine Geschichte.“ Es geht ihm um die Verantwortung, sich dieser Verbindung bewusst zu werden und die Erinnerung immer wieder zu erneuern. Davon erzählen auch die Schäferhunde aus Porzellan, die Wa Lehulere zahlreich in seinen Installationen einsetzt. In ihrer reglosen Position erinnern sie an die altägyptischen Hunde, die als Seelenführer zum Reich der Toten Zutritt hatten.

Kemang Wa Lehulere ist nach Wangechi Mutu, Yto Barrada, Roman Ondák, Imran Qureshi, Victor Man, Koki Tanaka und Basim Magdy der achte internationale Künstler, den die Deutsche Bank als „Künstler des Jahres“ ehrt. Die Auszeichnung gebührt Künstlerinnen und Künstlern, die bereits ein künstlerisch wie auch gesellschaftlich relevantes Werk geschaffen haben, das die beiden Schwerpunkte der Sammlung Deutsche Bank, Arbeiten auf Papier oder Fotografie, einbezieht.

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