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Gießen – anziehend und aufnehmend

In der deutschland.de-Serie „Meine Stadt“ verraten Rathaus-Chefs ihre Geheimtipps. Teil 29: Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz aus Gießen.

09.11.2015
© Franz Möller - Gießen

Frau Grabe-Bolz, was ist das Besondere an Ihrer Stadt?

Gießen ist die Stadt mit der höchsten Studierendendichte in ganz Deutschland – rund 35.000 Nachwuchs-Akademiker bei rund 84.000 Einwohnern. Dementsprechend jung und dynamisch ist unsere Stadt. Jeder vierte Einwohner ist unter 30 Jahre alt. Gießen ist dabei aber keineswegs nur eine große Uni. Wir sind auch Wirtschafts- und Einkaufszentrum der Region in der Mitte Hessens und bereits seit Mitte des letzten Jahrhunderts als Standort eines Notaufnahmelagers auch eine erste, freundliche Heimat für flüchtende Menschen in Not. Gießen ist echt und nicht durchgestylt – bunt, innovativ, weltoffen und unglaublich lebendig.

Was sehen Sie, wenn Sie aus Ihrem Bürofenster schauen?

Ich schaue auf den neu entstandenen zentralen, urbanen Ort Gießens: den Berliner Platz. Ein kultureller Mittelpunkt mit einem 3-Sparten-Stadttheater, der Kongresshalle, einem großen Kino, in dem auch Hochschul-Vorlesungen stattfinden und unserem Kulturrathaus mit Kunsthalle, Konzertsaal Stadtarchiv und Stadtbibliothek; dazu ein großer Bus-Umsteigeplatz. Hier ist von morgens früh bis abends spät immer was los – ein dynamischer Dreh- und Angelpunkt, an dem man unsere Stadt erleben kann.

An welchem Ort in Ihrer Stadt halten Sie sich am liebsten auf?

Ich bin sehr gerne im Rathaus, weil ich hier – wie gesagt – ständig mitten im städtischen Leben bin und auch direkt eintauchen kann. Ich mag den Berliner Platz – zum Arbeiten, zum Leben und zum Sein. Ich bin gerne auf dem Schiffenberg – zum Joggen und Ruhe-Tanken. Ebenso gerne bin ich in der neuen Wieseckaue und an der Lahn – zum Schauen, Plaudern, Treffen und Stadt-Genießen jenseits des Alltags. Jeweils einzigartige Orte.

Welche Persönlichkeit Ihrer Stadt schätzen Sie am meisten?

Als alte und renommierte Universitätsstadt hat Gießen den Vorzug, einige Lebensabschnitts-Söhne und –Töchter beherbergt zu haben, deren Taten die Welt verändert haben: Justus Liebig, Namensgeber der Uni, hat hier das Fleischextrakt erfunden, um den Welthunger zu bekämpfen. Georg Büchner hat hier den Hessischen Landboten geschrieben und die demokratischen Bewegungen und den Freiheitskampf des Vormärz beflügelt. Maßgeblich zur sozialen Entwicklung unserer Stadt hat Horst-Eberhard Richter beigetragen, der als renommierter Psychoanalytiker und Friedensaktivist in ganz Deutschland bekannt und gefragt war. Es sind aber auch die Heldinnen und Helden des Alltags, die ich in meiner Funktion täglich kennenlernen darf, die unsere Stadt zu der sozialen Stadt machen, die sie ist. Die vielen, nicht namentlich bekannten Ehrenamtlichen, die Menschen in Not helfen und das Leben lebenswert machen, z.B. die „Herzdamen“ im Evangelischen Krankenhaus.

Welchen Ort würden Sie Touristen gerne zeigen?

Den Wochenmarkt am Samstag mit seinem bunten Treiben, dem vielfältigen Angebot der Wochenmarkthändler, die meistens aus der Region kommen und auch heimische Produkte anbieten, den vielen Begegnungen und „Schwätzchen“ und dem anschließenden Kaffeetrinken auf dem Kirchenplatz. Und wenn man Glück hat, kann man im Mai und Dezember um 12 Uhr den „Turmbläsern“ lauschen, die ein Ständchen vom Stadtkirchenturm erklingen lassen.

Wo kann man die Menschen Ihrer Stadt am besten kennenlernen?

Bei Festen und großen Veranstaltungen. Gießen kann gut zusammen feiern. Feste und Kultur verbinden Generationen, überspringen soziale und kulturelle Unterschiede. Ein wunderbares Beispiel, bei dem man das erleben kann, ist das traditionelle Gießener Stadtfest. An drei Tagen im August ist die Innenstadt Treffpunkt der ganzen Region. Auch der Musikalische Sommer auf unserem Hausberg – dem Schiffenberg – bringt die Menschen zueinander. Und das mittlerweile ebenfalls zur festen Größe im Kalender gewordene Fest an der Lahn: Schlammbeisers Lahnlust, an dem Gießen die Ufer seines Flusses säumt und genießt.

Und wo verbringen Sie am liebsten Ihren Urlaub?

Auf dem Fahrrad – fast egal wo. In Frankreich, Italien, in der Schweiz, in Österreich oder auch in den vielen schönen Landstrichen Deutschlands – Hauptsache im Sattel. Der letzte führte meinen Mann und mich in die slowenischen Alpen. Ich entspanne und erhole mich am besten in der Natur – und dabei darf es gerne ein wenig sportlich sein.

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