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Markantes Kunstwerk

Eine Kunstinstallation aus drei hochkant stehenden Bussen verknüpft die Zerstörung Dresdens 1945 mit dem heutigen Bürgerkrieg in Syrien.

Sarah Kanning, 10.02.2017
© dpa/Sebastian Kahnert - Dresden

Drei Busse stehen hochkant neben der Dresdner Frauenkirche. Doch sie gehören weder zu einer Baustelle noch zu einem Schrottplatz für ausrangierte Fahrzeuge. Vielmehr handelt sich bei der Skulptur „Monument“ um eine Kunstinstallation des deutsch-syrischen Künstlers und Absolventen der Dresdner Hochschule für bildende Künste, Manaf Halbouni. Bis zum 3. April 2017 sollen die drei Busse eine Barrikade auf dem Dresdner Neumarkt bilden, wie sie im Jahr 2015 der Bevölkerung im syrischen Aleppo als Schutzschild gegen Scharfschützen diente. Fotos dieser „Schutzmauer“ wurden damals über das Internet weltweit bekannt.

Mit der Skulptur setzt Dresden ein Zeichen für Frieden, Freiheit und Menschlichkeit. Im Zweiten Weltkrieg ist die Stadt bei einem Luftangriff am 13. Februar 1945 völlig zerstört worden. Die Kunstinstallation, die Teil eines längerfristigen Kulturfestes über das Thema Ankommen ist, soll an diesem Erinnerungstag bewusst Bezug zu anderen Kriegsschauplätzen der Gegenwart und Orten der Flüchtlingsbewegung wie Lampedusa herstellen.

Einander die Hand reichen

„Während in Dresden viele Wunden mittlerweile geschlossen und vernarbt sind, sehen wir ausgebombte Geisterstädte direkt vor den Toren Europas“, sagte Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert. „Menschlichkeit bedeutet auch, sich nicht in der Erinnerung an eigenes, vergangenes Leid abzukapseln, sondern denjenigen die Hand zu reichen, denen die Bomben alles genommen haben.“

 

Für die Installation wurden ausrangierte Busse aus Deutschland gekauft und der Aufbau auf Betonsockeln von Statikern und Architekten begleitet. Wie Künstler Halbouni erklärt, soll das Denkmal an Krieg und Vertreibung erinnern und für den Frieden werben. „Es soll uns auch daran erinnern, wie gut es uns hier geht und wie hart wir dafür gekämpft haben, hier die Städte wieder aufzubauen.“

Das Projekt ist eine gemeinsame Initiative des Kunsthauses Dresden und des Societaetstheaters Dresden und wird unter anderem von der „Stiftung Kunst & Musik für Dresden“ sowie der Ostdeutschen Sparkassenstiftung finanziert. Der Künstler Manaf Halbouni erhält nach Angaben des städtischen Kunsthauses keine Entlohnung.

Der Weg der Versöhnung

„Monument“ erweckt in direkter Nähe zur einst zerstörten und erst im Jahr 2005 fertig wieder aufgebauten Frauenkirche große Aufmerksamkeit. Doch auch kritische Stimmen werden laut, die das Andenken an die Toten Dresdens geschmälert sehen, weil es die Aufmerksamkeit auf Aleppo richte. Die Stiftung Frauenkirche Dresden lobte das Projekt und nannte die Installation ein „Zeichen der Mahnung“ und einen „Impuls zum festen Glauben an einen Neubeginn“. „Indem Manaf Halbouni sein Kunstwerk ,Monument‘ auf dem Dresdner Neumarkt unweit der Frauenkirche platziert, rücken scheinbar getrennte Welten näher aneinander: Aleppo und Dresden, Syrien und Deutschland, Krieg und Frieden“, sagte Frauenkirchenpfarrer Sebastian Feydt. Mit ihrer „kraftvollen Stille“ mahne die Installation eindringlich, „über das Leid der Menschen, deren Leben und Existenz bedroht sind, nicht hinwegzusehen“. Zudem sende das Kunstwerk eine weitere wichtige Botschaft – gerade durch die Nähe zur Frauenkirche: „So wie die Frauenkirche im Geist des Friedens und der Versöhnung wieder errichtet werden konnte, kann auch in Syrien und an anderen von Krieg gezeichneten Orten der Welt Neues entstehen: wenn einstige Gegner sich die Hände reichen und den Weg der Versöhnung gehen.“

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