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Vom Gehen und Ankommen

Israelische Künstler in Deutschland setzen sich auf dem „ID Festival“ mit dem Thema Migration auseinander.

Jeannette Goddar, 20.10.2016
© Johan Planefeldt - Oren Lazovski, NO-MAD, 2016

Das einzige israelische Kulturfestival in Berlin geht, jedenfalls thematisch, auf Wanderschaft: Migration in der israelisch-deutschen Kunst heißt das Hauptthema des ID Festivals, das vom 21. Oktober an in der ehemaligen Maschinenhalle „Radialsystem“ am Ufer der Spree stattfindet. Drei Tage lang werden sich rund 70 Künstler auf ganz verschiedene Weise – bildnerisch und musikalisch, mit Performances und auf Podien – einem Thema widmen, das politisch wie gesellschaftlich im Fokus steht und auch in der Kunst seine Widerspiegelung findet.

Den Auftakt macht die Ausstellungseröffnung „Mother, I have reached the land of my dreams“. Unter diesem Motto nähern sich 15 israelische, in Berlin lebende Künstler auf unterschiedlichen Wegen den Themen Gehen und Ankommen an. Einige befassen sich mit dem Gefühl von Fremdheit, andere mit Vorurteilen gegenüber den anderen oder mit dem Schicksal von Flüchtlingen, die sich mühen, Europa über das Mittelmeer zu erreichen. Kuratiert wird die Ausstellung von der israelischen Künstlerin Alona Harpaz, die Künstlern mit israelischen Wurzeln seit einigen Jahren in der Berliner Galerie CIRCLE1 einen Raum bietet. 

Gegründet hat das ID-Festival ein Pianist: Ohad Ben-Ari, der in Frankfurt am Main studierte und dem zunächst der Gedanke kam, ein Orchester zu gründen, das sich nur aus in Deutschland tätigen israelischen Musikern zusammensetzt. Das Unterfangen glückte, und zwar so gut, das 2015 das erste ID-Festival mit und von Künstlern mit israelischem Migrationshintergrund stattfand. Der Fokus 2015 – so entstand auch der Name – lag auf den Themen Identität und Herkunft. „ID“ kann daher als Kürzel für Identität gelesen werden, aber sicher auch einfach für Deutschland und Israel.

ID Festival Team: Elad Lapidot, Ohad Ben-Ari, Alona Harpaz,
© Christoph Neumann

Dem selbstreferentiellen Blick entwachsen, wird 2016 ein weiteres Panorama aufgemacht, das auch jene einbezieht, die sich außerhalb der eigenen „Familie“ in Bewegung setzen. Israelische Künstler seien „in einzigartiger Weise“ prädestiniert, sich zum Thema Migration zu äußern, erklärt Ben-Ari: „Die Geschichte des jüdischen Volkes ist voll von Migrationsgeschichten, der Bewegung von Ort zu Ort. Wir selbst sind Migranten, Kinder von Migranten, Enkel von Migranten.“ Zusätzlich sind unter den Teilnehmern des Festivals allerdings auch Künstler, die als Flüchtlinge aus arabischen Ländern nach Deutschland gekommen sind. Der Veranstalter wünscht sich, mit ihrer Teilnahme auch den jüdisch-arabischen Dialog voranzubringen: Deutschland im Jahr 2016 sei ein „neutraler Boden“, erklärt Ben-Ari: für Dialoge, die da, „wo wir herkommen, nicht möglich oder zumindest sehr schwer wären.“ Finanziell unterstützt wird das Festival von der Schwarzkopf Stiftung Junges Europa; Schirmherrin ist die Bundeskulturbeauftragte Monika Grütters. 

ID-Festival in Berlin vom 21. bis 23. Oktober 2016.

www.idfestival.de

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