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Eine Nacht voller Ideen

Wie klingt Berlin? Ist Künstliche Intelligenz bald schlauer als wir? Und lässt sich aus Sicherheitspolitik Kunst machen? Spannende Einblicke von der Langen Nacht der Ideen.

Hendrik Bensch und Sarah Kanning, 04.06.2018
Aftershow Party
Lange Nacht der Ideen © Felix Zahn/ photothek.net

Was für eine Nacht! Kultur und Auswärtige Kulturpolitik an 15 Orten in Berlin erleben, in spannende Debatten einsteigen, Performances und Ausstellungen besuchen: Die Lange Nacht der Ideen des Auswärtigen Amts hat mehrere hundert Menschen in Berlin angelockt, 15 Ideen an 15 Orten zu erkunden. deutschland.de war für euch dabei.

Ein Pfad der Achtsamkeit

Laut prasselt der Regen auf den Schlossplatz in Berlin-Mitte, die Reifen der Autos quietschen auf dem nassen Asphalt. Ist das der Sound der Hauptstadt? Oder klingt Berlin eher nach der flirrenden Hitze und Hektik, die bis kurz vor dem Regenguss über der Stadt lagen? Eine kleine Gruppe Berliner hat sich auf den Weg gemacht, das herauszufinden. Die Künstlerin katrinem nimmt sie in der dritten Langen Nacht der Ideen des Auswärtigen Amts mit auf einen „Pfad für aufmerksames Hören“ („Path of Awareness“) rund um das Humboldt Forum. Mit der Langen Nacht der Ideen will das Auswärtige Amt die deutsche Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik (AKBP) und die seiner Partner und Mittler vorstellen. Ziel ist es zu zeigen, wie vorpolitische Räume Freiheiten für Menschen auf der ganzen Welt schaffen können.

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„Berlin klingt nie gleich, kein Walk ist wie der andere“, erklärt katrinem. Abhängig vom Wetter und der Tageszeit verändern sich Klänge und Geräusche. Die Tour führt an diesem Abend über Asphalt, Kopfsteinpflaster, über unbefestigte Wege und über die typischen Granitplatten, die sogenannten „Berliner Schweinebäuche“. Die Künstlerin beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Kunst und Hören und trainiert ihr Gehör täglich. „Inzwischen kann ich nicht mehr gut weghören“, sagt sie. „Jedes Geräusch erzählt mir eine Geschichte.“ Noch bis September nimmt katrinem Besucher mit auf Sound-Walks durch Berlin.

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Schöne neue Technikwelt

Wird Künstliche Intelligenz (KI) irgendwann schlauer sein als wir Menschen? Davon sind die Besucher im Lichthof des Auswärtigen Amtes bei der Veranstaltung „The Human Touch – Ethik und Künstliche Intelligenz“ überzeugt. Mit roten Aufklebern markieren sie ihre Meinung auf einem Poster. Kein Wunder vielleicht – begegnet uns doch die Technik schon heute ständig im Alltag, zum Beispiel bei Übersetzungen im Internet oder bei Sprachassistenten. Schöne neue Technikwelt also? Oder steht KI vor allem auch für neue Gefahren in der Zukunft?

Es müsse transparent sein, wie Künstliche Intelligenz genau funktioniert, unterstreicht Andreas Gebhard, Geschäftsführer der Digitalkonferenz re:publica, die die Veranstaltung zusammen mit dem Auswärtigen Amt organisiert. „Wir müssen es hinbekommen, nicht kontrolliert zu werden, sondern zu wissen, was Technologie, was Maschinen mit uns machen.“ Wir Menschen müssen die Maschinen kontrollieren – nicht andersherum.

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Und wo liegen die ethischen Grenzen beim Einsatz von KI? Dieser Frage gehen Thomas Fitschen und Philippe Lorenz nach. Fitschen ist unter anderem Beauftragter für Cyber-Außenpolitik des Auswärtigen Amts, Lorenz leitet das Projekt Künstliche Intelligenz und Außenpolitik bei der Stiftung Neue Verantwortung. In der Diskussion äußert Fitschen Zweifel, dass sich die ethischen Grenzen für den Einsatz von KI so einfach identifizieren ließen. Das hätten unter anderem die Debatten zu anderen komplexen Themen wie etwa zur Sterbehilfe gezeigt. Wo die Grenzen liegen sollten, könne nur durch einen langen gesellschaftlichen Diskurs ermittelt werden, an dem alle teilnehmen. „Mit simplen ethischen Methoden kommen wir nicht so schnell weiter“, sagte Fitschen.

Überwachung als Performance

Ernst ist auch das Sujet, mit dem sich die Bildende Künstlerin Yvon Chabrowski beschäftigt: Sie konfrontiert die Besucher im Dachatelier des Auswärtigen Amtes mit dem Thema Überwachung. Chabrowski ist gerade zu Gast im AArtist in Residence-Programm des Auswärtiges Amts. In ihrer Arbeit geht sie Bewegungsmustern nach, mit denen Überwachungssysteme gespeist werden. Bei der Langen Nacht der Ideen zeigt sie zusammen mit mehreren Tänzern eine Live-Performance. Im schummrigen Licht, begleitet von einer Videoinstallation, wandeln die Tänzer durch den stillen Raum: immer im Wechselspiel zwischen Stillstand und kurzen, flüssigen Bewegungen. Die Zuschauer bleiben in völliger Dunkelheit und fast so, als hielten sie eine Fernbedienung in den Händen und könnten damit die Aufnahme einer Überwachungskamera abspielen: Standbild, Abspielen der Aufnahme, Zurückspulen, von vorne. Danach gibt es Drinks auf dem Dach und Künstlergespräche an einem Ort, an den Touristen nicht so leicht kommen.

Wortakrobatik in der Bauakademie

Nur 50 Meter Luftlinie weiter ist Leila El-Amaire an diesem Abend wütend. „Sie nannten mich Ausländer. Sie nannten mich Migrant, Migrationshintergrund und jetzt bin ich neudeutsch. Problem, Ursache und Lösung zugleich“, skandiert sie auf der kleinen Bühne in der Schinkelschen Bauakademie. Doch anklagen möchte Leila El-Amaire damit nicht. Das Poetry-Slam-Format „i,Slam“ soll den Dialog zwischen den muslimischen Wortakrobaten und den an diesem Abend vornehmlich  deutschen Zuhörern anregen. „Es wurde in den vergangenen Jahren viel über Muslime und wenig mit ihnen gesprochen“, findet Jurastudentin Leila El-Amaire. „So haben wir ,i,Slam‘ gegründet.“

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Doch es geht in den poetischen Beiträgen längst nicht nur um „muslimische“ Texte, sondern Leila al-Amaire, Sami el-Ali, Dennis Kirschbaum und Aisha ben Mansur sprechen über gesellschaftliche und politische Themen, Identität und die Schwierigkeiten des Heranwachsens.

Um Selbstbild und Fremdwahrnehmung geht es auch in den anderen Veranstaltungen des Deutschen Archäologischen Instituts in der Bauakademie. Woher kommt das Thema Identität eigentlich und kann vielleicht die Geschichte bei der Beantwortung der Frage helfen? Virtuelle Ausstellungselemente zeigen die Dynamik der Veränderung und Überlagerung von Kulturen sowie antiker Biographien seit der Antike. Identitätsstiftend und abgrenzend wirkte in der Geschichte immer die Architektur, deren Reste heute Gegenstand der Archäologie sind.

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Wer will, kann sich in der Langen Nacht der Ideen bis Mitternacht mit Kunst, Kulturpolitik und spannenden aktuellen Fragestellungen beschäftigen. Aus allen Ecken der Stadt kommen die Besucher danach im Umspannwerk zusammen. Die After-Show-Party bietet eine Gelegenheit, über das gerade Erlebte zu sprechen – oder sich schon einmal Inspirationen fürs nächste Mal zu holen.

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