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Kultur vermitteln

Die Kulturmanager in der arabischen Welt entwickeln Projekte abseits der Hauptstädte.

سارة كانينغ, 02.10.2015

Kulturcafés, Kreativzentren oder Kinos sucht man im ägyptischen Luxor vergeblich. In der 500.000-Einwohnerstadt, immerhin der größten Oberägyptens, existieren keine privaten Kultureinrichtungen. Als Jenny Ebner aus Göttingen im vergangenen Jahr als „Kulturmanagerin in der arabischen Welt“ der Robert Bosch Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Kairo dorthin entsandt wurde, musste sie daher erst einmal umdenken. „Mein wichtigster Partner ist jetzt die Kunstfakultät der Universität; die Mitarbeiter dort sind sehr aufgeschlossen“, erzählt die 33-Jährige. Sie habe sich „reingearbeitet“, Kontakte geknüpft, um die Ecke gedacht und sei schließlich von Kairo nach Luxor gezogen, um näher dran zu sein an Menschen und Kultur. Jenny Ebner ist eine von aktuell vier Kulturmanagern in der arabischen Welt. Südlich von Kairo ist Dominik Reich im Einsatz, im Nildelta Hélène Aury, im saudi-arabischen Djidda Miriam Seyffarth.

 

Die jungen Deutschen setzen im Rahmen des Stipendienprogramms Kulturveranstaltungen und begegnungsfördernde Initiativen um, die den deutsch-arabischen Dialog fördern. Gezielt arbeiten sie in Provinzen, in denen Kulturnetzwerke erst noch wachsen müssen. „Das Interesse an unserer Arbeit ist riesengroß, gerade weil sich in Ägypten die Kulturszene besonders auf Kairo und Alexandria konzentriert“, erzählt Dominik Reich. Er hat Orientwissenschaften und Politikwissenschaften studiert, bevor er nach Ägypten zog, und engagiert sich in einem von seinen Vorgängern auf den Weg gebrachten EU-Projekt dafür, „cultural entrepreneurs“ in den Provinzen zu vernetzen. Also die Akteure, die Kunstzentren aufbauen oder Geschäfte für lokales Handwerk oder eine Buchhandlung planen. Die Möglichkeit, mit Formaten wie Jugendtheater Kulturen und Religionen zu überwinden, fasziniert Reich: „Wenn in den Stücken Themen angesprochen werden, die in Ägypten und Deutschland gleichermaßen vorkommen, ist das eine lebensnahe Möglichkeit für interkulturellen Austausch.“

 

Film, Literatur, Musik, Kunst, Tanz – in welchen Feldern die Kulturmanager Projekte umsetzen, steht ihnen frei. Jenny Ebner organisierte beispielsweise einen Workshop zum female empowerment für Schülerinnen in Sohag. „Die Geschichte meines Namens“, ein Pilotprojekt über die Rolle von Mädchen in ägyptischen Familien, verlief so erfolgreich, dass Ebner ihn in diesem Jahr fortführen wird. Zum Internationalen Mädchentag in Berlin zeigt die Ausstellung „Mädchenwelten“ Fotos und Texte der ägyptischen Schülerinnen zusammen mit Arbeiten von Mädchen aus Berlin. Danach wandert die Ausstellung zurück nach Sohag. ▪