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Begegnungen mit Zukunft

Jugendliche aus Israel und Deutschland vernetzen sich. Über Schüler- und Jugendaustausche, Freiwilligendienste und Kulturprojekte rücken sie näher zusammen.

22.04.2016
© Frederik Preuschoft - Youth

Sie tragen Titel wie „Skaten und Musik“, „Art/Community/Technology“ oder „Das Eigene und das Fremde“: die zahlreichen Kulturprojekte für junge Erwachsene, die das Deutsch-Israelische Zukunftsforum fördert. Seit 2007 macht sich die Stiftung für zeitgenössische und zukunftsorientierte Themen stark, die junge Menschen aus Deutschland und Israel interessieren. Auf diesem Weg vernetzen sie sich und lernen sich besser kennen.

Begonnen haben die jungen Leute damit allerdings schon viel früher. Bereits 1955, zehn Jahre vor der Aufnahme diplomatischer Beziehungen, reiste die erste deutsche Jugendgruppe nach Israel. Seither haben rund 700.000 deutsche und israelische Jugendliche das jeweils andere Land besucht. Sie nahmen an Schul- und Jugendaustauschprogrammen oder auch an Freiwilligendiensten teil, die von verschiedenen Trägern organisiert werden. Seit dem 1. Januar 1975 hilft dabei zusätzlich ein rechtlicher Rahmen, die „Gemeinsamen Bestimmungen für die Durchführung und Förderung des deutsch-israelischen Jugendaustausches“. Auch die mehr als 100 Städtepartnerschaften bilden ein solides Gerüst für die Jugendbegegnungen.

Instrument der Völkerverständigung

Der deutsch-israelische Schüler- und Jugendaustausch ist eins der wichtigsten Instrumente zwischen beiden Ländern. Deshalb regelt ihn seit 2001 eine eigene Koordinierungsstelle, ConAct in Wittenberg. ConAct fördert den außerschulischen Jugendaustausch ebenso wie den Austausch von Fachkräften der außerschulischen Jugendbildung.

Ein Beispiel für eine besonders intensive Auseinandersetzung mit dem Partnerland ist das Stipendienprogramm, das im Jahr 2000 vom damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau ins Leben gerufen wurde. Sich „gemeinsam mit der Vergangenheit auseinandersetzen und eine gemeinsame Zukunft suchen“, das ist das Ziel des Programms. Mit dem Stipendium im Gepäck sind in den vergangen 15 Jahren vor allem besonders begabte und engagierte israelische Oberschüler für jeweils zwei Wochen nach Deutschland gereist. Im April 2012 traten die ersten deutschen Schülerinnen und Schüler einen Gegenbesuch an. Die 40 Jugendlichen fuhren auf Einladung des israelischen Außenministeriums nach Israel. Stetig wächst auf diese Weise die Zahl der jungen Deutschland- und Israel-Botschafter.

Die Freiwilligendienste

Ebenso wie beim deutsch-israelischen Jugendaustausch beginnt die Geschichte der Freiwilligendienste bereits in den 1950er-Jahren. Ihr Beitrag zur Völkerverständigung und auch zur Aussöhnung mit Israel kann kaum überschätzt werden. Zu der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF) kamen im Lauf der Jahre eine Reihe weiterer hinzu, sowohl konfessionelle als auch nicht-konfessionelle. So wurde 1986 der staatlich organisierte Andere Dienst im Ausland (ADiA) gegründet, der wie die ASF viele junge Deutsche nach Israel entsendet. Auch sein Ziel ist dasselbe: die Förderung des friedlichen Zusammenlebens.

Seit 2010 können auch junge Israelis einen Freiwilligendienst in Deutschland leisten. Möglich wurden die zwölfmonatigen Aufenthalte durch das Programm Kom-Mit-Nadev, das die Beziehungen zwischen Deutschen und Israelis stärken sowie die Zusammenarbeit bei Jugendkontakten erweitern will. Jährlich kommen rund 15 bis 20 junge Israelis mit Kom-Mit-Nadev nach Deutschland.

Weitere wichtige Freiwilligendienste in Deutschland sind das Freiwillige Soziale Jahr und das Freiwillige Ökologische Jahr. Dazu kommt seit 2011 der staatlich geförderte Internationale Jugendfreiwilligendienst (IJFD). Bereits mehr als 600 junge Menschen waren als Freiwillige im IJFD in Israel und haben das Land damit in die Spitzengruppe der weltweiten Entsendungen gebracht.

Zählt man die vielfältigen Programme deutscher Organisationen gemeinsam mit den israelischen Partnern zusammen, sind es jedes Jahr mehrere hundert junge Deutsche, die einen Freiwilligendienst in Israel absolvieren. Dabei sind auch die Ziele vielgestaltig: freundschaftliche Beziehungen, Völkerverständigung, Auseinandersetzung mit dem Holocaust und seinen Folgen sowie der Abbau von Vorurteilen und die Entwicklung eines differenzierten Israelverständnisses.

Für 2015/2016 ist ein neuer deutsch-israelischer Freiwilligendienst geplant. Er soll dazu beitragen, dass noch mehr junge Freiwillige von Israel nach Deutschland gehen und dass die Kontakte zwischen jungen Israelis und Deutschen weiter gestärkt werden.