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Die Deutsche Einheit als großes Abenteuer

Julian Tadesse wuchs in Deutschland und in Äthiopien auf. Den Mauerfall in Berlin erlebte er hautnah.

23.06.2015

Es sind zwar keine diplomatischen Beziehungen, die den Berliner Julian Tadesse mit Äthiopien verbinden. Sein Bezug zu dem ostafrikanischen Land ist aber mindestens genauso eng – denn er ist persönlicher Natur. Julian Tadesse wurde in Berlin geboren. Als er zwei Jahre alt war, gingen seine Eltern, ein Äthiopier und eine Deutsche, mit ihm nach Addis Abeba. Einige Jahre später zog die Familie zurück nach Westberlin – und Tadesse wurde Zeuge der historischen Umbrüche rund um den 9. November 1989. Der Mauerfall veränderte viel – in Deutschland, auf der Welt und auch in seinem eigenen Leben. Am Tag des Mauerfalls lief der damals Zehnjährige voller Erwartungen mit seinem Vater zum Brandenburger Tor und erlebte die Ereignisse hautnah. „Einerseits war die Zeit aufregend. Aus dem ehemaligen Grenzgebiet wurde ein Abenteuerspielplatz, auf dem es für Kinder viel zu entdecken gab.“ Zugleich machte sich in seinem Leben Ernüchterung breit. Nur wenige Jahre nach dem Mauerfall sah er Bilder von rassistischen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen. „Mein Eindruck war plötzlich: Der deutsche Osten ist für mich No-Go-Area. Das hat sich zum Glück geändert.“ Heute empfindet er die deutsche Gesellschaft als weltoffener. Tadesse arbeitet in Berlin als wissenschaftlicher Mitarbeiter für das Zentrum Moderner Orient. An der Hauptstadt schätzt er die internationale Atmosphäre. Auch seiner zweiten Heimat ist er nach wie vor sehr verbunden: Er promoviert über die Start-up-Szene in Äthiopien.