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Gesichter und 
Geschichten

Ihre Kreativität macht Deutschland reicher: Vier Frauen und Männer aus Lateinamerika, die in Deutschland leben und arbeiten. Sie stehen für den kulturellen Austausch der beiden Regionen.

06.10.2016

Diango Hernández

Für Markus Heinzelmann, Direktor des Museums Morsbroich in Leverkusen, ist Diango Hernández „einer der wichtigsten jüngeren und auch international beachteten Künstler des Rheinlands“. Tatsächlich hat sich der gebürtige Kubaner, der seit 2003 in Düsseldorf lebt, in der regionalen Kunstszene etabliert. Und auf die Zuordnung zu einem Land gibt Hernández ohnehin wenig – als kubanischer Künstler versteht er sich jedenfalls nicht. „Ich sehe keine Notwendigkeit, die Nationalität hervorzuheben.“

Dennoch ist sein Werk durch Kindheit und Jugend auf Kuba geprägt – das zeigte auch die Ausstellung in Leverkusen. Blaue, wellenförmige Pinselstriche, der Grundriss des Elternhauses, Skulpturen der kubanischen Moderne – die Schau „Theoretical Beach“ ließ die Herkunft des Künstlers durchaus erkennen. Auf Kuba traf Diango Hernández Mitte der 1990er-Jahre auch die deutschen Kunstsammler und -förderer Peter und Irene Ludwig. Im Museum Ludwig in Köln sind seine Werke nun Teil einer Gruppenausstellung zum 40-jährigen Bestehen des Hauses. 25 internationale Künstler waren eingeladen, sich mit der Ludwig-Stiftung auseinanderzusetzen.

Andréa Huguenin Botelho

„Berlin ist eine der multikulturellsten Städte, die ich kenne“, sagt Andréa Huguenin Botelho über ihre Wahlheimat. Die brasilianische Pianistin, Dirigentin und Musiklehrerin findet in der deutschen Hauptstadt das perfekte Umfeld für ihre bikulturellen Projekte. Und die sind zahlreich: Neben ihren Bühnenengagements hat sie den Kinderchor „Curumins“ gegründet, in dem zweisprachig gesungen wird – Deutsch und Portugiesisch. Außerdem leitet sie das „Brasil Ensemble Berlin“, in dem ein Chor und eine Jazzband ausschließlich brasilianische Musik interpretieren. Huguenin Botelho hat auch schon in Russland und den USA gelebt, doch die Beziehung zwischen Deutschland und ihrer Heimat Brasilien ist eine besondere, findet sie. „Die interkulturelle Verbindung der beiden Länder besteht schon seit mehr als 200 Jahren und war immer von großem Respekt geprägt.“

Juan Camilo Roa

Er sieht Schönheit, wo andere nur gewöhnliche Bilder der Großstadt sehen: Juan Camilo Roa fotografiert Berlin aus ungewohnten Perspektiven. Farbkontraste, lineare Strukturen und geometrische Figuren prägen seine Aufnahmen. Die Architektur nimmt der Kolumbianer dabei ebenso in den Blick wie Alltagsgegenstände. Fast 80 000 Nutzer haben seinen Instagram-Kanal @juancamiloberlin abonniert, auf dem er die Bilder zeigt.

Roa lebt seit 2005 in Berlin und hat dort Musikwissenschaft und Linguistik studiert. Er hat viele lateinamerikanische Bekannte in der Stadt, und es werden immer mehr. „In Deutschland gibt es viel Raum für den künstlerischen Austausch – vor allem in Berlin ist das kulturelle Angebot groß. Dieser Input trägt erheblich zur Entwicklung neuer Ideen und Projekte bei. Die Kulturlandschaft in Deutschland ist definitiv besonders inspirierend.“

Paz Guevara

Eine Plattform für die internationalen zeitgenössischen Künste und ein Forum für aktuelle Entwicklungen und Diskurse: Es gibt wohl kaum einen Ort in Berlin, der besser zu Paz Guevara passt als das Haus der Kulturen der Welt. Dort betreut die Chilenin Projekte im Bereich Bildende Kunst und Film. Guevara ist eine Wandererin zwischen den Welten: Sie war Ko-Kuratorin der ersten Montevideo-Biennale 2012/2013 und des Lateinamerikanischen Pavillons bei der Venedig-Biennale 2011. Auch in Brasilien und ihrer chilenischen Heimat hat sie schon gearbeitet. In Berlin organisiert sie unter anderem Ausstellungen mit experimenteller Videokunst und gibt Workshops für junge Kuratoren. Nicht nur in der deutschen Hauptstadt gibt sie ihr Wissen weiter: Guevara ist auch Dozentin am Institut für Iberische und ibero-amerikanische Kunstgeschichte der Universität Heidelberg.