Zum Hauptinhalt springen

Prägende Flüchtlingserfahrung

Enissa Amani hat ihren Durchbruch in der Comedyszene geschafft. Ihr Leben in Deutschland begann in einer Flüchtlingsunterkunft.

Sarah Kanning, 28.12.2015

Enissa Amani

Hübsches freches Mundwerk.

Unterschätzen Sie nicht diese Frau! Enissa Amani mag zwar dunkelbraune Mandelaugen, lange Locken und ein piepsiges Stimmchen haben, gerne knappe Outfits tragen und sich selbst als „Tussi“ bezeichnen, doch auf ihr Äußeres sollte man sie auf keinen Fall reduzieren. Erst seit 2013 mischt Enissa Amani in der Stand-up-Comedy-Szene mit, doch 
die hat sie schon gehörig durcheinandergewirbelt. Im Oktober 2015 erhielt sie den Preis als beste ­Newcomerin beim Deutschen Comedypreis. Ihre Shows sind ausverkauft.

1985 waren Amanis Eltern mit der damals Zweijährigen aus dem Iran nach Frankfurt am Main geflohen. Der Vater wurde im Iran als linker Intellektueller und Literat verfolgt. Die Zeit in einer Flüchtlingsunterkunft beschreibt Enissa Amani als prägend. Heute verarbeitet sie ihr Leben in zwei Kulturen in ihren Shows. Ihre Schulzeit sei neben „all den süß perfekten deutschen Mädchen“ nicht ganz einfach gewesen: „Meine Eltern waren Kommunisten. Das ist schwierig, wenn du in die Schule kommst und die einzige bist, auf deren Schultüte steht: Freiheit für alle politischen Gefangenen im Iran.“ In ­Interviews versucht sie Verständnis für Flüchtlinge wie für die aufnehmende Gesellschaft zu wecken: „Wenn jemand nie selber fliehen musste, hat er ein anderes Bild und andere Ängste.“

Mit dem Comedy-Kollektiv „RebellComedy“ ging Amani 2015 auf Tour. Die Künstler mit Wurzeln im Ausland verkörpern auf der Bühne keine Rollen. Ihre eigene Geschichte ist Grundstein für die Bühnenhandlung. Bei Amani gibt es da viel zu erzählen. ▪