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„Wir wollen Stellung beziehen“

Fakten statt Vorurteile und Vermutungen: Wie ein neues Bundesinstitut zur erfolgreichen Integration von Migranten beitragen soll.

Gunda Achterhold, 23.11.2018
Migrationsforscherin Naika Foroutan
Migrationsforscherin Naika Foroutan © dpa

Integration und Zuwanderung gehören zu den großen Themen unserer Zeit. Das 2017 in Berlin gegründete Deutsche Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) soll dabei helfen, drängende gesellschaftliche Fragen besser zu beantworten. Vier Fragen und Antworten zu den Aufgaben des Bundesinstituts.

Wofür steht das Deutsche Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung?

In öffentlichen und politischen Diskussionen fehlt es oft an wissenschaftlichen Daten und Einschätzungen. Persönliche Eindrücke, Mutmaßungen und Emotionen bestimmen oft die Debatte. Hier setzt die Arbeit des DeZIM an. Die  Initiative von Wissenschaft und Politik versteht sich als Plattform und will bestehende Strukturen nutzen und weiterentwickeln. „Es ist an der Zeit, dass die Migrations- und Integrationsforschung ihre Kräfte systematisch bündelt, nicht zuletzt, um den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen noch besser gerecht zu werden. Wir wollen zu Fragen unserer Zeit forschen und Stellung beziehen“, betonen der Soziologe Frank Kalter und die Migrationsforscherin Naika Foroutan, die das DeZIM gemeinsam leiten.

Wie ist das DeZIM aufgebaut?

Das DeZIM basiert auf zwei Säulen, die Forschung und Politikberatung zusammenbringen: Das DeZIM-Institut ist eine Forschungseinrichtung in Berlin, die vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert wird. Es arbeitet dem Ministerium zu und bereitet wissenschaftliche Erkenntnisse zu Fragestellungen wie Fluchtbewegungen oder Konflikte in den Aufnahmegesellschaften so auf, dass sie gesellschaftliche Debatten begleiten können.

Der DeZIM-Gemeinschaft gehören namhafte Akteure der Migrations- und Integrationsforschung in Berlin, Osnabrück, Bielefeld, Duisburg-Essen oder Mannheim an. Aufgabe des Netzwerks ist es, neue Forschungsperspektiven zu entwickeln und eine gemeinsame Dateninfrastruktur aufzubauen.

Mit welchen Themen beschäftigt sich das DeZIM?

Das Spektrum der Forschungsvorhaben ist vielfältig. Es reicht von Studien zur Integration älterer Migrantinnen und Migranten über Umfragen zu den Lebensentwürfen junger Menschen mit Migrationshintergrund bis hin zur Analyse von Radikalisierungsprozessen. Über Deutschland hinaus beschäftigen sich die DeZIM-Forscher mit der Situation und den Folgen von Migration in Herkunfts- und Transitländern.

Wie kann Forschung zunehmendem Nationalismus und Ausgrenzung entgegenwirken?

„Wir wollen unterschiedliche Positionen, Methoden und Forschungsfragen zusammenbringen und zu einer Versachlichung der Debatte beitragen“, erklärt Gründungsdirektorin Foroutan. „Die Menschen wollen ernst genommen werden“, betont die Migrationsforscherin. „Dazu gehört auch, ihnen komplexe Zusammenhänge zuzumuten und nicht auf einfache Antworten auszuweichen, bloß weil sie im ersten Moment befriedigend sind. Migrationsgesellschaften sind nicht einfach. Und Demokratie auch nicht. Sie müssen ständig erklärt und erlernt werden, denn sie entwickeln sich auch immer weiter. Da müssen wir uns auch mit unseren Methoden und Theorien weiterentwickeln.“

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