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Gemeinsam Zukunft gestalten

Die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und der Bundesrepublik Deutschland vor 50 Jahren war keine Selbstverständlichkeit. Heute sind die Verbindungen in allen Politikfeldern eng und freundschaftlich.

21.04.2016
© picture-alliance/dpa - Reuven Rivlin, Joachim Gauck

Der 12. Mai 1965 markiert ein historisches Datum in der Geschichte zwischen Deutschland und Israel: Der Staat Israel und die Bundesrepublik Deutschland nahmen an diesem Tag diplomatische Beziehungen auf. Geebnet haben den Weg auf beiden Seiten ganz maßgeblich die Zivilgesellschaften: Sie bauten die wichtigen Brücken zwischen den Menschen in beiden Ländern wieder auf – besonders in Wissenschaft, Kultur, Sport und mit den Freiwilligendiensten wie zum Beispiel „Aktion Sühnezeichen  Friedensdienste“.

Auf zwischenstaatlicher Ebene stehen drei Meilensteine für die Annäherung: Das Luxemburger Abkommen von 1952, in dem die Bundesrepublik Verantwortung für die Folgen des Holocaust übernahm, das Treffen zwischen Israels erstem Premierminister David Ben-Gurion und dem ersten deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer im März 1960 – und schließlich der Eichmann-Prozess 1961. Das Luxemburger Abkommen schuf die Grundlagen und Voraussetzungen für einen weiter gehenden politischen Dialog, der in dem Treffen zwischen Ben-Gurion und Adenauer seinen vorläufigen Höhepunkt erreichte. Der Eichmann-Prozess änderte die gegenseitige Wahrnehmung wenige Jahr nach Ende des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust.

Wachsendes Vertrauen

Die zwischenstaatlichen Beziehungen nahmen nach 1965 schnell Gestalt an und die Zahl der Kontakte auf politischer Ebene stieg: 1969 wurde zum ersten Mal eine Abordnung israelischer Parlamentarier im deutschen Bundestag offiziell begrüßt, 1971 erfolgte der Gegenbesuch deutscher Abgeordneter in der Knesset. 1975 reiste Ministerpräsident Rabin als erster israelischer Regierungschef nach Deutschland. 1985 besuchte Richard von Weizsäcker als erstes deutsches Staatsoberhaupt Israel, 1987 erfolgte der Gegenbesuch durch Präsident Chaim Herzog. Das gegenseitige Vertrauen wuchs – nicht nur auf politischer Ebene. Eine wichtige Rolle spielten auch zivilgesellschaftliche Begegnungen im Rahmen des  Jugendaustauschs oder der heute über 100 Städtepartnerschaften. Über die Jahre wurden immer mehr Partnerorganisationen gegründet, Abkommen und Kooperationen in allen Feldern vereinbart, von der Politik über Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur bis in den  zivilgesellschaftlichen und kommunalen Bereich. Es ist bezeichnend, dass auch die fürchterlichen Ereignisse während der Olympischen Spielen von München 1972, bei denen elf Mitglieder der israelischen Mannschaft durch einen Terroranschlag ums Leben kamen, die erstarkenden Bande nicht zerrüttet haben.

Erste Regierungskonsultationen

2008 wurde ein neues Kapitel in den einzigartigen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel aufgeschlagen: Aus Anlass des 60. Jahrestags der Staatsgründung Israels riefen Bundeskanzlerin Angela Merkel und der damalige Ministerpräsident Ehud Olmert die deutsch-israelischen Regierungskonsultationen ins Leben. Für Israel war Deutschland der erste Partner, mit dem ein solcher regelmäßiger, hochrangiger Austausch vereinbart wurde. Für Deutschland ist Israel das erste außereuropäische Land, mit dem regelmäßig Regierungskonsultationen stattfinden. In das Gästebuch der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem schrieb die Bundeskanzlerin damals: „Im Bewusstsein der Verantwortung Deutschlands für die Shoah unterstreicht die Bundesregierung mit den ersten deutsch-israelischen Regierungskonsultationen ihre Entschlossenheit zur gemeinsamen Gestaltung der Zukunft.“

Zu den jährlich stattfindenden Regierungskonsultationen treffen sich die beiden Kabinette abwechselnd in Israel und Deutschland. Beide Seiten manifestieren damit ihren Willen, die Beziehungen in allen Feldern partnerschaftlich zu stärken und zu intensivieren. Bei den  Regierungskonsultationen im Februar 2014 in Jerusalem wurden viele wirtschaftliche und wissenschaftliche Projekte vereinbart und Maßnahmen beschlossen, die den Bürgern beider Länder unmittelbar zu Gute kommen: ein „Working Holiday“-Programm für junge Menschen unter 30 Jahren sowie das deutsche Angebot, Israelis in Not in Ländern, mit denen Israel keine diplomatischen Beziehungen unterhält, durch deutsche Auslandsvertretungen konsularische Nothilfe zu leisten.

Zugleich wollen Israel und Deutschland gemeinsam auch im Rahmen trilateraler Kooperation insbesondere in Afrika zum Erreichen der Millenniumsentwicklungsziele beitragen. Seit den zweiten Regierungskonsultationen 2009 wurde der Ausbau von Dreieckskooperationen in der Entwicklungszusammenarbeit mit Schwerpunkten auf Wassermanagement, Landwirtschaft und Gesundheit beschlossen – derzeit setzen Israel und Deutschland gemeinsam in Burkina Faso, Kamerun und Burundi Entwicklungsprojekte um.

Gemeinsame Werte

Heute, nach 50 Jahren diplomatischer Beziehungen, sind Deutschland und Israel enge Partner in allen Politikbereichen: Gegenseitige Besuche auf höchster politischer Ebene, in den ersten Jahren mit viel Symbolik behaftet, haben sich zu regelmäßigen Austauschen unter vertrauten Partnern entwickelt. Ob in dem Bemühen um einen dauerhaften Frieden im Nahen Osten oder im Rahmen des deutschen Engagements zur Beilegung des Streits um das iranische Nuklearprogramm – die Sicherheit Israels hat für Deutschland stets größte Bedeutung.

Auf der Basis der gemeinsamen Werte demokratischer Rechtsstaaten sind Deutschland und Israel entschlossen, gemeinsam die Zukunft zu gestalten. Aus dem Abgrund der Gräuel des Nationalsozialismus ist einzigartiges Vertrauen, ja echte Freundschaft erwachsen. Israel und Deutschland richten ihren Blick gemeinsam in die Zukunft.