Zum Hauptinhalt springen

Stimmen der Internationalen Presse

In den internationalen Medien bestärken viele Kommentatoren die Deutschen, an ihren Werten festzuhalten.

21.12.2016
© dpa - Berlin

Angela Merkel soll standhaft bleiben und Deutschland an seinen Werten festhalten: Zwei Tage nach dem terroristischen Angriff auf einen Berliner Weihnachtsmarkt bestärken viele internationale Medien die Deutschen, dem Druck der Terroristen nicht nachzugeben. Wir haben einige zusammengestellt.

 

Süddeutsche Zeitung

Flüchtlinge sind die nicht Ursache des Terrorismus

„Terrorismus ist keine Ideologie, keine Weltanschauung und nichts, was für eine bestimmte Religion oder Volksgruppe „typisch“ wäre. Terrorismus ist eine Form des Kampfes, die von Einzeltätern, aber auch von organisierten Gruppen ausgeübt wird und wurde. Er zielt darauf ab, durch die skrupellose Anwendung mörderischer Gewalt einzuschüchtern und so Verhaltensänderung herbeizuführen. Terrorismus gedeiht da, wo Hass stärker ist als Vernunft. (…) Wer so sehr hasst, dass er Mord und Tod dem Leben vorzieht, der hat die Sphäre der Humanität verlassen.

Zum Meinungsstreit gehört selbstverständlich die wichtige Debatte über Flüchtlinge und Flüchtlingspolitik. Dass Deutschland in einer schwierigen Lage viele Flüchtlinge aufgenommen hat, war richtig; dass es allerdings so viele so wenig geordnet über Monate hin einreisen ließ, war falsch. Dennoch sind die Flüchtlinge nicht die Ursache des Terrorismus; die meisten von ihnen sind selbst vor den Ursachen des Terrorismus geflohen. Terrorismus gibt es in vielen Ländern, auch in Ländern Europas - und auch da, wo es eine rigide Flüchtlingspolitik gibt.“

 

Frankfurter Allgemeine Zeitung

Bürgern das Gefühl von Sicherheit zurückgeben

„Der Terror ist nun auch in Berlin angekommen und hat sein Ziel, Angst und Schrecken in ganz Deutschland zu verbreiten, erreicht. Öffentliches Leben ist nur dann möglich, wenn die Bürger in der U-Bahn, im Theater oder an der Glühweinbude nicht um Leib und Leben fürchten müssen. Ziel aller staatlichen Reaktion auf diese Schreckenstat wie auf die Anschläge und Amokläufe davor muss es sein, den Bürgern das Gefühl der Sicherheit zurückzugeben. Das wird nicht leichtfallen, denn die terroristische Bedrohung dürfte noch zunehmen - jetzt, da der ,Islamische Staat‘ im Mittleren Osten auf dem Rückzug ist, ,einsame Wölfe‘ in europäischen Städten aber vorführten, wie verwundbar die im mehrfachen Sinne offenen Gesellschaften des Westens sind.“

 

Frankfurter Rundschau

Terroristen wollen das Land spalten

„Die Terroristen haben Erfolg. Sie versetzen viele Menschen in Angst und Schrecken, sie stürzen andere aber auch in einen hasserfüllten Taumel aus Gewaltfantasien und blinder Wut auf alles, was irgendwie anders ist. Natürlich betreiben sie damit durchaus erfolgreich eine Spaltung auch unseres Landes in einen toleranten und mitfühlenden Teil und einen intoleranten, von Wut und Ängsten gesteuerten Teil. Freilich soll deren Lautstärke nicht über die Zahl dieser Ultrarechten hinwegtäuschen. Es sind viele, zu viele. Aber es sind längst nicht so viele wie diejenigen, die wenig Aufhebens von ihrem Engagement für Benachteiligte, Verfolgte, Arme und Schwache machen.“

 

Stuttgarter Zeitung

Unsere Werte können nicht zerstört werden

„Der Anschlag wird diese Gesellschaft erschüttern. Aber sie ist trotz aller Differenzen stark genug, um darauf die richtige Antwort zu geben: Die Werte, für die wir stehen, können durch terroristische Akte getroffen werden – aber sie können nicht zerstört werden. Wäre es anders, hätte der Terror gesiegt. Das sind die Gedanken, die uns umtreiben müssen, sobald die Trauer über die Toten von Berlin den Platz dafür freigibt.“

 

Le Monde, Frankreich

Verstärkte Zusammenarbeit statt Zerstückelung

„Was auch immer die Rechtspopulisten in Deutschland und Frankreich sagen, die die islamistische Gewalt ausnutzen und die EU zerstören wollen: Selbst die Zögerlichsten der 28 Mitgliedstaaten sehen ein, dass ein nationaler Rückzug illusorisch und eine gefährliche Wahnvorstellung ist. Der Kampf gegen den islamistischen Terrorismus läuft über eine verstärkte Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten und nicht über eine Zerstückelung Europas.“

 

El País, Spanien

Deutschland wird sich den Terroristen nicht beugen

„Sofort, und mit verachtungswürdigem Opportunismus, hat die fremdenfeindliche Rechte (...) die Asylpolitik von Angela Merkel für die Angriffe verantwortlich gemacht und sie beschuldigt, Blut an ihren Händen zu haben. (...) Es muss aber ganz deutlich gesagt werden, dass jene mit den blutbefleckten Händen nicht Angela Merkel oder Matteo Renzi sind, um nur einige der Politiker zu nennen, die mit ihrer Politik die Würde der europäischen Werte in der Mitte einer gigantischen Asylkrise aufrechterhalten haben. Sondern jene, die durch den Tod unschuldiger Landsleute an der Wahlurne profitieren wollen.(...) Wir sind überzeugt, dass Deutschland, eine demokratisch reife Gesellschaft und sich seiner Werte und Verantwortung bewusst ist, sich weder den Terroristen beugt, egal, welchen Preis sie fordern, noch jenen, die den Terror nutzen, um an die Macht zu kommen.“

 

Financial Times, Großbritannien

Angela Merkel sollte standhaft bleiben

„Es wäre unklug, wenn die deutsche Regierung nun auf jeden Anschlag mit der Ausrufung des Kriegs- oder Ausnahmezustands reagieren würde, wie das in Frankreich geschah. Damit wäre das Risiko verbunden, die Erwartung eines definitiven Sieges (über den Terrorismus) zu wecken, den es niemals geben wird. (…) Deutschland muss seine Bemühungen um Integration fortsetzen. Die Ausweisung der Flüchtlinge, die bereits im Lande sind, oder ihre Isolierung ist weder praktisch machbar noch würde sie den deutschen Wertvorstellungen entsprechen. Der Druck auf Angela Merkel wird in den kommenden Monaten zunehmen. Sie sollte standhaft bleiben, was immer der Preis dafür bei Wahlen sein wird.“