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Jugenddelegierte bei den Vereinten Nationen

Zwei Jugenddelegierte vertreten die junge Generation Deutschlands bei der 70. Generalversammlung der Vereinten Nationen.

22.10.2015
© UN Jugenddelegierte - Youth Delegates

Carina Lange hatte bisher noch keine Zeit aufgeregt zu sein. Gerade hat sie ihren Masterabschluss in internationaler Politik geschafft, davor ist sie ein halbes Jahr lang durch Deutschland getourt. Gemeinsam mit Alexander Kauschanski ist sie als deutsche Jugenddelegierte am 1. Oktober nach New York gereist, um bis zum 28. Oktober auf  der 70. Generalversammlung der Vereinten Nationen den Interessen ihrer Generation eine Stimme zu geben. Carina ist 24 Jahre alt und in der Lüneburger Heide aufgewachsen. Auch der 21-jährige Alexander studiert Politikwissenschaften. Geboren ist er in der Ukraine, aufgewachsen in Aachen. Die beiden begleiten die deutsche Delegation zur UN-Generalversammlung. Dort dürfen sie eine Rede halten, in der sie stellvertretend für die Jugend ihres Heimatlandes sprechen. Carina schreckt die Vorstellung kaum, vor den politisch versierten Delegierten zu sprechen. Dass die Rede per Streaming auch alle Freunde daheim verfolgen können, macht ihr schon ein wenig mehr Gedanken. Sie will sich nicht blamieren – und das wird sie nicht. Denn sie ist mittlerweile nicht nur ein Polit-, sondern auch ein Medienprofi. Interviews gibt sie routiniert und souverän.

„Die Jugend ist dem Internationalen gegenüber sehr aufgeschlossen“

Was denkt also die Jugend in Deutschland? Um das herauszufinden, sind Carina und Alexander  ein halbes Jahr lang quer durchs Land getourt, haben dabei rund tausend Jugendliche in Schulen, Organisationen, Vereinen, aber auch auf der Straße oder im Jugendgefängnis getroffen und mit ihnen diskutiert. Die beiden sind jetzt eine Art Stimmungsbarometer für das, was Deutschlands Jugend bewegt und was sie von der Politik erwartet. „Ganz häufig wünschen sich Jugendliche einen besseren Draht zur Politik. Politiker erscheinen ihnen oft abgehoben und distanziert. Wir aber fordern Kommunikation auf Augenhöhe“, sagt Carina. Darüber hinaus müsse die politische Bildung in Deutschland besser werden. Wirkliche Partizipation werde erst dann möglich, wenn auch Jugendliche  das System verstehen. Umwelt und Nachhaltigkeit, eine lebenswerte Zukunft für alle und Flüchtlinge sind in diesem Jahr die Themen der Jugendlichen. Sie wünschen sich größere Solidarität, denken abseits von nationalen Kategorien und sehen sich als Weltbürger. „Natürlich wünschen sich jugendliche Strafgefangene anderes als Studierende an einer Eliteuni“, betont Carina. Grundsätzlich aber sei die Tendenz, „dass die Jugend dem Internationalen gegenüber sehr aufgeschlossen ist und vernetzt denkt.“

Carina und Alexander engagieren sich seit Jahren politisch. „Wir haben einen gewissen Weltverbesserungsdrang, dem das Amt eine tolle Plattform bietet“, sagen sie. Auf das Programm der Jugenddelegierten sind sie eher durch Zufall gestoßen. Jeder junge Mensch im Alter zwischen 18 und 24 Jahren mit deutscher Staatsangehörigkeit kann sich dafür bewerben. Es gibt ein vierstufiges Auswahlverfahren. Zum Schluss wählt eine Jury aus Vertreterinnen und Vertretern des Auswärtigen Amtes, des Jugendministeriums, des Deutschen Nationalkomitees für Internationale Jugendarbeit und der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen die Jugenddelegierten aus. Diese sollten bereits Erfahrung in der Jugendarbeit haben, sich in der internationalen Politik auskennen und gut Englisch sprechen.

Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag des Inkrafttretens der Charta der Vereinten Nationen am 23. Oktober 2015 in New York

www.jugenddelegierte.de

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