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„Probleme sind Chancen“

Kongo ist reich an Bodenschätzen, aber es fehlt an Fach- und Führungskräften. Das will eine deutsch-kongolesische Business School ändern.

Bettina Mittelstraß, 07.06.2017
© Frankfurt School of Finance & Management - Education

Eine Business School in der Demokratischen Republik Kongo? Genau diese Idee setzten die Frankfurt School of Finance & Management und die Université Protestante au Congo um. Mit dem Congolese-German Centre for Microfinance gründeten sie im Jahr 2013 eine Business School für Manager und Führungsnachwuchskräfte aus dem Kongo sowie aus dem gesamten zentralafrikanischen Raum. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) fördert die Business School als eines von derzeit acht Exzellenzzentren in Afrika. Geleitet wird es von Professor Patrick Bakengela. Im Interview erläutert der kongolesische Ökonom, warum er das deutsche Engagement für Afrika im Rahmen der deutschen G20-Präsidentschaft begrüßt. Die Staats- und Regierungschefs der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer haben 2017 die G20-Afrika-Partnerschaft ins Leben gerufen, um nachhaltige Finanzsysteme und wirtschaftliche Entwicklung in Afrika zu unterstützen. Eine wichtige Säule ist darin die Initiative „Compact with Africa“ mit länderspezifischem Maßnahmenpaket.

Professor Bakengela, wie kann die Initiative „Compact with Africa“ die afrikanischen Länder sinnvoll unterstützen?

Die Initiative will gute Rahmenbedingungen bereitstellen, um private Investitionen anzukurbeln. Das ist nicht nur eine gute Idee, das ist auch genau das, was in Afrika dringend gebraucht wird. Das Programm hat mehrere Aspekte, zum Beispiel geht es auf mikroökonomischer Ebene um Verbesserungen des Geschäftsrahmens. Das ist aus meiner Sicht besonders interessant, weil es dazu dient, Afrika für Privatinvestoren generell attraktiver zu machen.

Worin sehen Sie die besondere Attraktivität Afrikas im Finanzsektor?

Europa und Deutschland sind für Afrika als Handelspartner interessant, aber die europäische Sicht ist derzeit: Afrika hat ein Problem. Für mich, der Wirtschaft und Management lehrt, ist ein Problem jedoch eine Möglichkeit für ein Geschäft! Denn ein Problem zu haben bedeutet, dass es einen Mangel zu beseitigen gilt und das ist eine Aufforderung zu Beziehungen. Ich betrachte Afrika also als sehr attraktiven Ort für Wirtschaftsbeziehungen mit Europa.

Was haben deutsche Initiativen in der Vergangenheit in Kongo geleistet?

Eine mutige Initiative kam Anfang des Jahrtausends aus dem deutschen Bankensektor – zu einer Zeit, in der Investitionen im Kongo als gefährlich galten. Mit der Gründung der Mikrofinanzbank „ProCredit Bank Congo“ bekam der arme Teil der kongolesischen Bevölkerung einen kostenlosen Zugang zu einem Bankkonto. Bis dahin hatte das lediglich 1 Prozent der Bevölkerung. Die Innovation war ein Aufbruch. Heute wickeln viele Menschen ihre Geschäfte über eine Bank ab.

Welche Bedeutung hat im Rahmen zukünftiger Geschäftsbeziehungen das Congolese-German Centre for Microfinance?

Kongo ist reich an Bodenschätzen. Mikrofinanz ist die Möglichkeit für arme Menschen, um Geschäfte zu machen. Aber kaum jemand kannte sich darin aus. Ein Masterprogramm aufzulegen ist die nachhaltige Antwort auf diesen Bedarf. Das 2010 eingerichtete Congolese-German Centre for Microfinance ermöglicht afrikanischen Studierenden einen akademischen Abschluss im Fachbereich Kleinkredite. Dank des Zentrums haben wir nun Graduierte auf im Mikrofinanzsektor, die professionell helfen.

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