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Schlüssel für eine friedliche Welt

Ein Stipendienprogramm vernetzt Nachwuchsführungskräfte aus der MENA-Region mit Europäern und Nordamerikanern aus dem zivilgesellschaftlichen Sektor. Vom Ergebnis profitieren beide Seiten.

Sarah Kanning, 08.11.2016
© United Nations Alliance of Civilizations

Wenn man Rebaz Mohammed fragt, warum er sich in seiner Heimat Irak für Frauenrechte, Minderheiten und Vertriebene einsetzt, sprudelt es aus dem 33-Jährigen nur so heraus. „Der Irak ist ein Land der Vielfalt, hier leben arabische, kurdische, turkmenische und assyrische Ethnien, Sunniten, Schiiten, Jesiden, Christen, Schabak und Manäer. Wenn wir als Zivilgesellschaft uns nicht für den sozialen Frieden stark machen, riskieren wir einen neuen Bürgerkrieg.“ Seit zehn Jahren engagiert sich der promovierte Jurist in Nichtregierungsorganisation und zivilgesellschaftlichen Projekten. Er war einer der ersten, der vertriebene jesidische Familien auf der Flucht vor dem sogenannten Islamischen Staat mit Essen und Wohnraum versorgte. Er kämpft für Menschenrechte. Und er will die Medienlandschaft verändern: Vielfalt abbilden, unterschiedliche Perspektiven fördern, Journalistinnen unterstützen, den Anteil der sogenannten „Hate Speech“ senken.

Als einer von zwölf Nachwuchsführungskräften hat Rebaz Mohammed Anfang November 2016 an einem zweiwöchigen Kulturaustausch-Programm der Allianz der Zivilisationen der Vereinten Nationen (UNAOC) teilgenommen. Im Rahmen eines Stipendiums reisten die Männer und Frauen aus der Mena-Region – aus dem Irak, aus Tunesien, Saudi-Arabien, Ägypten, Jordanien, Algerien, dem Libanon und Marokko – in die Vereinigten Staaten, nach Deutschland, Frankreich und Spanien. Unter dem Motto „Bildung als Prävention vor Radikalisierung und Fremdenhass“ trafen sie mit Vertretern aus Politik, Zivilgesellschaft, Bildungs- und Medienbranche und Religionsvertretern zusammen und erfuhren, wie andere Länder mit Themen wie Einwanderung, Integration und Fremdenfeindlichkeit umgehen. Eine zweite Stipendiatengruppe mit zwölf Teilnehmern aus Europa und Nordamerika (EUNA) reiste nach Marokko, Ägypten und Qatar.

Voneinander lernen

„Der Austausch war hochspannend, wir haben so viele Einblicke erhalten und viel voneinander gelernt“, berichtet Rebaz Mohammed. Im Auswärtigen Amt in Berlin trafen die Teilnehmer mit dem Beauftragten für Auswärtige Kulturpolitik in der Abteilung für Kultur und Kommunikation, Michael Reiffenstuel, zusammen. „Mich beeindruckt, wie sich in Deutschland die Politik dafür einsetzt, zivilgesellschaftliches Engagement und Gleichberechtigung zu fördern“, sagt Rebaz Mohammed. Für ihn war vor allem dem Austausch mit dem „Deutsche Welle“-Moderator Ali Aslan spannend. Aslan wurde in der Türkei geboren, kam dann nach Deutschland, zog weiter in die USA und lebt inzwischen wieder in der Bundesrepublik. Mit Aslan diskutierte die Gruppe, wie Medien verhindern könnten, in der Flüchtlingsdebatte Ängste zu schüren. „Es geht darum, Geflüchtete als Menschen zu begreifen und nicht nur als Zahlen. Sie sind doch Menschen wie wir, das muss sich in der Berichterstattung widerspiegeln“, sagt Rebaz Mohammed.

Geflüchtete als Menschen sehen

Im Irak beobachtet Rebaz Mohammed selbst seit einiger Zeit zusammen mit der dänischen Nichtregierungsorganisation „International Media Support“ das lokale Fernsehen. Er achtet auf den Grad an Hate Speech, den Umgang mit Minderheiten und wie die Sender durch Themengewichtungen Konflikte befeuern. „Wir beobachten das – und bieten den Fernsehstationen dann Trainings an. Das wird auch gut angenommen.“ In seinem aktuellsten Projekt unterstützt Rebaz Mohammed jesidische Nachwuchsjournalistinnen im Nordirak, um ihnen eine Stimme zu geben und ihnen beim Aufstieg in der männlich dominierten Medienbranche zu helfen. „Ihre Perspektive ist wichtig, die Rolle von Frauen trägt entscheidend zum Friedensprozess bei. Aber noch werden sie nicht gehört.“

Seit 2012 hat das Fellowship-Programm 160 jungen Experten aus der MENA- und EUNA-Region ermöglicht, den jeweils anderen Kulturkreis kennenzulernen. Das Auswärtige Amt förderte das Programm seit 2012 mit insgesamt 550.000 Euro.

www.mediasupport.org

www.unaoc.org

fellowship.unaoc.org

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