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Nachdenken über Frieden

In Frankfurt treffen sich internationale Friedens- und Konfliktforscher zur Konferenz „World Order and Peace“, unter den Eröffnungsrednern war Dr. Patricia Flor, die Beauftragte der Bundesregierung für Fragen der Abrüstung und Rüstungskontrolle.

Judith Reker, 13.10.2016
© HSFK - Patricia Flor

Das Leibniz-Institut Hessische Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung in Frankfurt (HSFK) hat führende Wissenschaftler geladen, damit sie sich zwei Tage lang auf ihrem Gebiet austauschen. Das größte Friedensforschungsinstitut in Deutschland hatte dafür zwei gute Gründe: Zum einen ist die aktuelle Weltlage so stark von Krisen und Konflikten geprägt, dass fundierte Analysen und Lösungsansätze dringend notwendig sind. Deshalb wirft die Konferenz Fragen auf wie etwa: Welche Themen kann und muss die Friedensforschung in den Blick nehmen?

Zweitens aber verabschiedet die HSFK mit der Konferenz Prof. Dr. Harald Müller, ihr langjähriges Vorstandsmitglied und den Leiter des Programmbereichs Sicherheits- und Weltordnungspolitik von Staaten. Müller, international renommierter Fachmann unter anderem für Abrüstung und Rüstungskontrolle, prägte das Institut so maßgeblich, dass es unter Experten oft schlicht „Müller-Institut“ genannt wurde.

Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung sind Prioritäten deutscher Außen- und Sicherheitspolitik. Aus diesem Grund, und weil Müllers Expertise auch von der Bundesregierung eingeholt wird, gehörte zu den Eröffnungsrednern auch Botschafterin Dr. Patricia Flor, die Beauftragte der Bundesregierung für Fragen der Abrüstung und Rüstungskontrolle. Flor leitet seit März 2015 die neu geschaffene Abteilung Internationale Ordnung, Vereinte Nationen und Rüstungskontrolle des Auswärtigen Amts.

Am Rande der Konferenz wies Flor auf die Aktualität der behandelten Themen hin. „Heute muss man feststellen, dass die internationale Ordnung tatsächlich gefährdet ist. Insbesondere im Bereich Frieden und Sicherheit sowie Abrüstung und Rüstungskontrolle. Man kann das am Sicherheitsrat der Vereinten Nationen sehen, der bei wichtigen Herausforderungen immer wieder handlungsunfähig ist – Stichwort Syrien. Man kann es aber auch im Feld Abrüstung und Rüstungskontrolle sehen. Dort hat der Außenminister gerade eine Initiative ins Leben gerufen zum Neustart der konventionellen Rüstungskontrolle. Warum? Weil wir nach der rechtswidrigen Annexion der Krim durch Russland, aber auch an anderen Entwicklungen sehen, dass die Pfeiler auch der europäischen Sicherheitsordnung heute nicht mehr tragen.“

Mit Blick auf die Konferenz fügte Flor hinzu: „Daraus folgt für uns: Wir müssen uns noch stärker um die internationale Ordnung kümmern. Dabei ist für uns als Auswärtiges Amt auch der Austausch mit Think Tanks und mit den Experten wichtig, die wie Herr Müller ihr Leben diesen Fragen gewidmet haben.“

Harald Müller selbst beendete die Runde der Eröffnungsreden. Mit sehr persönlichen Worten an die versammelten Weggefährten gab er dem abstrakten Konferenzthema – Frieden – eine direkt erfahrbare Dimension. „Das menschliche Element, Empathie, Freundschaft, Solidarität in unserem Handeln“, sagte Müller, „sie sind es, die unsere Seelen intakt lassen und uns helfen, menschlich zu bleiben.“