Ein Anker für Stabilität in Westafrika
Das Kofi Annan International Peacekeeping Training Center in Ghana hat sich zu einem Hub für Friedens- und Sicherheitsfragen entwickelt.

Hannah Nestor ist voll des Lobes: „Ich habe sehr viel gelernt“, sagt die Expertin für Strafverfolgung in Namibia, „und kann den Kurs wärmstens empfehlen.“ Auch Polizistin Fatour Fofana aus Gambia zeigt sich begeistert: „Ich bin mir meiner Verantwortung als weibliche Führungskraft stärker bewusst als vorher; das nehme ich mit.“ Die ghanaische Offizierin Cecilia Erzuah hat vor allem gelernt, wie sie am besten auf die verschiedenen Kompetenzen und Bedürfnisse ihrer Soldatinnen und Soldaten eingehen kann. Auch sie würde sofort wiederkommen.
Alle drei haben gerade einen zweiwöchigen Kurs zu weiblicher Führung für Frieden und Sicherheit im Kofi Annan International Peacekeeping Training Center (KAIPTC) absolviert und ziehen eine positive Bilanz. Genau wie Hannah Nestor, Fatour Fofana und Cecilia Erzuah haben in den vergangenen 20 Jahren schon tausende von Sicherheitskräften den Weg nach Ghana gefunden, um sich hier qualifiziert fortzubilden.
Warum wurde das KAIPTC gegründet?
Seit 2004 gibt es das KAIPTC, das größte seiner Art in Westafrika und eines der bedeutsamsten auf dem Kontinent. Es wurde gegründet, weil die Mitgliedstaaten der Afrikanischen Union nach den vielen Konflikten der 1990er-Jahre eine eigene afrikanische Friedens- und Sicherheitsagentur aufbauen wollten. Ein Bestandteil davon sollte ein Ausbildungszentrum sein.

Ghana hatte zu diesem Zeitpunkt schon viel Erfahrung mit internationalen Friedenseinsätzen, deshalb entschloss man sich, mit internationaler Unterstützung ein Zentrum in dessen Hauptstadt Accra aufzubauen. Es trägt den Namen des früheren UN-Generalsekretärs Kofi Annan, eines ghanaischen Staatsbürgers, der sich in seiner Zeit bei den Vereinten Nationen sehr für die Fortentwicklung der Friedensmissionen eingesetzt hatte. Deutschland war maßgeblich an der Gründung des Zentrums beteiligt und ist bis heute einer der wichtigsten Unterstützer geblieben.
Mehr als 30.000 Personen weitergebildet
Das KAIPTC schult Militärangehörige, Polizistinnen und Polizisten und zivile Kräfte für internationale Friedenseinsätze. Daneben bietet es akademische Masterprogramme etwa in „Konflikt, Frieden und Sicherheit“ an und ist zudem in der Forschung tätig. Aber den Schwerpunkt bilden Trainings, direkt im Center, digital oder mit Hilfe von mobilen Teams auch an anderen Orten in Westafrika.
Mehr als 30.000 Personen – überwiegend Soldatinnen und Soldaten sowie Polizistinnen und Polizisten – aus 90 Ländern haben sich seit der Gründung des KAIPTC dort weitergebildet. Allein 2024 waren 46 Nationen vertreten. Die Teilnehmenden kommen aus der ganzen Welt, auch aus Europa, aber der Schwerpunkt liegt auf Afrika.
Welche Kurse bietet das KAIPTC an?
Die Palette an Kursen ist so breit wie die Anforderungen an Friedensmissionen, die mit immer komplexeren und herausfordernderen Krisen und Konflikten zu tun haben. Entsprechend reichen die Themen von multidimensionalen Friedensoperationen über Sicherheitstrainings für Hochrisikogebiete und nachrichtendienstliche Aufklärung bis hin zu Entwaffnung, Reintegration, logistischen Fragen und eben Frauen in Friedensmissionen.

Zudem kommen im KAIPTC regelmäßig Sicherheitsfachleute zusammen, um sich über die jüngsten Entwicklungen auszutauschen und Strategien für eine friedlichere Zukunft zu entwickeln. „Das KAIPTC ist mehr als ein Ausbildungszentrum“, sagt Teresa Krafft von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), die im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) seit 2022 ein Team zur Unterstützung des Centers leitet. „Es wurde eigentlich gegründet, um afrikanische Peacekeeper besser auf ihre Rolle in Blauhelmmissionen sowie afrikanisch geführten Friedensmissionen vorzubereiten. Doch inzwischen hat es nicht nur sein Angebot ausgeweitet, sondern ist auch zu einem stabilisierenden Faktor für die ganze Region geworden.“
Warum ist Ghana ein wichtiger Partner für Deutschland?
Ghana gilt als verlässlicher Partner Deutschlands in Westafrika. Anders als verschiedene Länder in der Region, die zuletzt vor allem durch Militärputsche und schwankende politische Systeme von sich reden machten. Ghana gilt als das „sicherste Land in der Region, vermutlich sogar als das sicherste Land in ganz Afrika“, konstatiert Norbert Wienold. Der ehemalige Polizist arbeitet im Auftrag von UNITAR (United Nations Institute for Training and Research) als Partner des Auswärtigen Amts am KAIPTC.
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Einverständniserklärung öffnenGhana verwaltet das Center, aber internationale Expertinnen und Experten wie Teresa Krafft und Norbert Wienold unterstützen es bei seiner täglichen Arbeit. Krafft hilft dabei, das KAIPTC immer weiter zu verbessern und fortzuentwickeln, es zum Beispiel digitaler zu machen und das Kurssystem zu erweitern. Wienold dagegen bringt seine Expertise als Polizist mit großer internationaler Erfahrung in die inhaltliche Arbeit ein.
Warum Ghana Deutschland als Partner schätzt
Die ghanaische Seite schätzt Deutschlands starkes Engagement von Beginn an. Die Rolle und Bedeutung des Partners für das KAIPTC wurde immer wieder und bei den unterschiedlichsten Gelegenheiten hervorgehoben, zuletzt vom scheidenden Kommandanten des Zentrums Richard Addo-Gyane, der Berlin für die „konstante und unermüdliche Unterstützung“ in den vergangenen 20 Jahren dankte.
„Die internationale Unterstützung hat einen zentralen Stellenwert für das Zentrum“, sagen Teresa Krafft und Norbert Wienold unisono. Sie trage dazu bei, Ghana und das KAIPTC als Stabilitätsanker in Westafrika zu stärken – „gerade in unruhigen Zeiten wie diesen“.