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Wirtschaft als Herausforderung

Eine Stimme aus Tunesien: Welche dringlichen Themen Imen Ben Mohamed auf der Münchner Sicherheitskonferenz ansprechen will.

16.02.2018
Munich Young Leaders 2018: Imen Ben Mohamed
Imen Ben Mohamed © dpa

Deutschland. Die 33jährige Tunesierin Imen Ben Mohamed ist eine von 25 jungen Politikern und Thinktank-Vertretern, die als Munich Young Leaders an der  Münchner Sicherheitskonferenz 2018 teilnehmen. Sie ist Abgeordnete im tunesischen Parlament und Vize-Vorsitzende des Komitees für Wirtschaft und Finanzen, Soziales und Bildung der Parlamentarischen Versammlung der Union für den Mittelmeerraum.

Frau Ben Mohamed, was sind die bedrohlichsten Konflikte im Jahr 2018 – und warum?

Eine große Bedrohung in vielen Ländern, die sich im politischen Umbruch befinden, ist die wirtschaftliche Lage. Der Trend hoher Ausgaben für das Militär muss umgedreht werden: Wenn stattdessen mehr Geld in Bildung, Gesundheitswesen und Förderung der Industrie fließen würde, könnte das wesentlich die Meinung der Bürger darüber ändern, was Politiker und Entscheidungsträger erreichen können.

Die Wirtschaftslage ist der Grund, warum einige junge Menschen in unserem Land nicht das Gefühl haben, Teil der Gesellschaft zu sein und einen Weg der Gewalt einschlagen. Wenn wir die Gründe und Wurzeln der Radikalisierung bekämpfen wollen, müssen wir eine umfassende Strategie gegen den Terrorismus und insbesondere zur Rückkehr von Kämpfern aus dem Ausland entwickeln. Wir brauchen dafür eine gemeinsame Strategie – nicht nur auf Sicherheits-, sondern auch auf wirtschaftlicher, kultureller und gesellschaftlicher Ebene. Die globale Bedrohung durch den Terrorismus muss Hand in Hand bekämpft werden. Zahlreiche Länder in der Region, aber auch auf verschiedenen Kontinenten waren Opfer terroristischer Anschläge: Deutschland, Frankreich, Belgien, Tunesien, Mali, Türkei, Ägypten, Irak, USA, Kanada und andere haben in diesem Sinne eine gemeinsame Geschichte. Wir müssen dafür sorgen, dass sie sich nicht wiederholt.

Ökonomisches Wachstum ist eine Herausforderung, aber es ist auch eine Lösung – nicht die alleinige Lösung, aber ein wichtiger Teil einer Strategie, zu der auch Maßnahmen auf der Sicherheitsebene, das Aufspüren der Finanzierungsquellen des Terrorismus sowie der Kampf gegen Geldwäsche und Korruption gehören.

Welche Themen möchten Sie auf der Münchener Sicherheitskonferenz auf den Tisch bringen?

Ich würde gerne diskutieren, wie wir die Bedrohungen bekämpfen können, die alle Mittelmeerländer betreffen. Wichtige Themen sind

  • das „Tunesische Modell“ und Demokratisierungsprozesse,
  • Sicherheitsreformen in jungen Demokratien,
  •  die richtige Balance im Spannungsfeld von Menschenrechten und Kampf gegen den Terrorismus,
  • Cyber-Sicherheit,
  • soziale und kulturelle Ursachen der Ausbreitung von Radikalismus auf den nördlichen und südlichen Seiten des Mittelmeeres,
  • der Übergang in Libyen und die Rolle der Nachbarländer bei der Unterstützung des Demokratisierungsprozesses.

Was erwarten Sie von der Konferenz?

Ich sehe die Konferenz als Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen und ein Netzwerk von Interessensvertretern aus verschiedenen Ländern aufzubauen, die die gleichen Ziele verfolgen.

Interview: Tanja Zech

Wer sind die Munich Young Leaders?

Die Munich Young Leaders sind ein gemeinsames Projekt der Körber-Stiftung und der Münchner Sicherheitskonferenz. Es bringt 25 herausragende jüngere Vertreterinnen und Vertreter von Regierungen, Parlamenten, Think Tanks, Medien und Unternehmen zusammen. Alle sind jünger als 40 Jahre. Auf der Münchner Sicherheitskonferenz diskutieren sie mit hochrangigen Politikern über aktuelle Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik. Hier können zukünftige Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger neue Impulse in den sicherheitspolitischen Diskurs einbringen.

Eindrücke aus München: Munich Young Leaders Live Blog

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