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„2018 ist ein entscheidendes Jahr“

Eine Stimme aus Indien: Was nach Ansicht von Munich Young Leader Jaiveer Shergill die drei bedrohlichsten globalen Krisenherde sind.

16.02.2018
Munich Young Leaders 2018: Jaiveer Shergill
Jaiveer Shergill © Sandeep Sahdev

Deutschland. Jaiveer Shergill ist Rechtsanwalt am indischen Supreme Court und der jüngste Pressesprecher der indischen Kongresspartei. Er ist einer von 25 jungen Politikern und Thinktank-Vertretern, die als Munich Young Leaders an der Münchner Sicherheitskonferenz teilnehmen.

Herr Shergill, was sind die bedrohlichsten Konflikte im Jahr 2018 – und warum?

Die globale Weltordnung ändert ihre Vorzeichen von liberal hin zu autoritär, und viele Nationen verfolgen einen nach innen orientierten, unilateralen außenpolitischen Ansatz. Das Jahr 2018 ist insofern entscheidend, als sich zeigen wird, wie stark Sicherheitskonflikte internationale Konstellationen verändern und den Weltfrieden neu definieren können. Die folgenden drei bedrohlichsten Konflikte müssen wir wachsam im Auge behalten:
 

  • das Wiedererstarken der Taliban in Afghanistan mit Hilfe des Irans und Russlands, verbunden mit der neuen Definition „guter Taliban“, die von den USA stillschweigend gestützt wird,
  • der von den USA und Nordkorea angefachte nukleare Krisenherd, der von den Launen der höchsten Politiker beider Länder bestimmt wird anstatt von vernünftiger Abschreckungspolitik,
  • Chinas wachsende Präsenz im Indopazifik, die eine großartige Handelsroute in eine Brutstätte für Konflikte verwandeln kann, wenn China weiter unbeschränkt agieren darf.

Welche Themen würden Sie gern auf der Münchner Sicherheitskonferenz diskutieren?

Zwei Fragenkomplexe interessieren mich sehr:

Betrachtet die Europäische Union (EU) Chinas Initiative der Neuen Seidenroute als überambitioniertes Investitionsprojekt oder als mögliches Sicherheitsrisiko – ein „Trojanisches Pferd“ und Instrument der Einflussnahme auf die politische Landschaft der EU?

Ist die NATO eine überflüssige oder ineffektive Organisation, wenn man bedenkt, dass ihre Mitglieder wie aufgeregte Kampfrösser in unterschiedliche Richtungen ziehen? Beispiele dafür sind der getrennte Kampf gegen den IS, die kontinuierliche Missachtung von Nato-Zielen durch Russland und die neueste Entwicklung, dass Türkei und Nato möglicherweise getrennte Wege gehen?

Was erwarten Sie von der Konferenz?

Als junger Politiker aus Indien erhoffe ich mir von der Münchner Sicherheitskonferenz Einblicke in internationale Sicherheitsfragen und Strategien. Indien ist eine der am schnellsten wachsenden Ökonomien der Welt. Es muss als aktiver Interessensvertreter handeln, um in vollem Umfang von den globalen Möglichkeiten zu profitieren, anstatt Geisel der Konflikte zu bleiben, die seine Geopolitik bestimmen.

Interview: Tanja Zech

Wer sind die Munich Young Leaders?

Die Munich Young Leaders sind ein gemeinsames Projekt der Körber-Stiftung und der Münchner Sicherheitskonferenz. Es bringt 25 herausragende jüngere Vertreterinnen und Vertreter von Regierungen, Parlamenten, Think Tanks, Medien und Unternehmen zusammen. Alle sind jünger als 40 Jahre. Auf der Münchner Sicherheitskonferenz diskutieren sie mit hochrangigen Politikern über aktuelle Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik. Hier können zukünftige Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger neue Impulse in den sicherheitspolitischen Diskurs einbringen.

Eindrücke aus München: Munich Young Leaders Live Blog

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