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Partner im ländlichen Raum

Brandenburg und die benachbarten Wojewodschaften arbeiten gemeinsam an der Verwirklichung des deutsch-polnischen Verflechtungsraums.

30.03.2023
In der Mitte die Grenze: die Uckermark
In der Mitte die Grenze: die Uckermark © picture alliance/dpa

„Brandenburg weiß ganz besonders, wie wichtig für Polen und Deutschland enge partnerschaftliche Beziehungen sind“, sagte Axel Vogel, Agrar- und Umweltminister des Bundeslandes, im Januar auf der Landwirtschaftsmesse „Grünen Woche“ in Berlin. Gerichtet waren die Worte an Delegationen aus der direkten Nachbarschaft Brandenburgs, den Wojewodschaften Westpommern, Lebuser Land, Niederschlesien und Großpolen.

Axel Vogel, Landwirtschafts- und Umweltminister in Brandenburg, auf der Grünen Woche
Axel Vogel, Landwirtschafts- und Umweltminister in Brandenburg, auf der Grünen Woche © picture alliance/dpa

„Gute Nachbarschaft“ haben sich Deutschland und Polen schon lange vor dem EU-Beitritt Polens versichert, der gleichnamige Vertrag wurde bereits 1991 unterzeichnet. Seither gibt es auch die „Deutsch-Polnische Regierungskommission für regionale und grenznahe Zusammenarbeit“, die 2000 den Ausschuss für Raumordnung gründete. Er versteht sich als Diskussionsgremium, das Kooperationen bespricht und politische Entscheidungen vorbereitet. Sein wichtigstes Konzept ist die „Vision 2030“ zum deutsch-polnischen Verflechtungsraum. Darin geht es auch um ein partnerschaftliches Zusammenwachsen des ländlichen Raumes und seines Hauptwirtschaftszweigs, der Landwirtschaft.

Fünf Partner – viele gemeinsame Ziele

Brandenburg lebt diese Partnerschaft in einer Art Fünfer-Bündnis: „Unsere grenzüberschreitende Zusammenarbeit bezieht sich auf die drei Nachbarschaftswojewodschaften Westpommern, Großpolen und Lebuser Land. Als vierter im Bunde hat sich in den vergangenen Jahren die Wojewodschaft Niederschlesien hinzugesellt“, sagt Jens-Uwe Schade, Referatsleiter Internationale Kooperation im Brandenburger Ministerium. „Mit den Vertretern der regionalen Selbstverwaltung haben wir seit Langem direkt Verwaltungsvereinbarungen abgeschlossen.“ Die gemeinsam vereinbarten deutsch-polnischen Arbeitsprogramme decken alle Themen in Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz ab. Vor allem aber beträfen sie im Agrarbereich Projekte der Ländlichen Entwicklung, der Direktvermarktung oder auch des Landtourismus, so Schade.

Die gelebte Nachbarschaft in der Landwirtschaft bedarf häufig keiner besonderen Regelung, sie wird gelebt. „Es gibt viele betriebliche Kooperationen, von denen wir nichts wissen“, sagt Schade: „Was aber für jeden sichtbar ist, sind die zahlreichen polnischen Saisonkräfte in Brandenburger Obst- und Gemüsebetrieben. Zum Beispiel sind faktisch die Arbeitsbereiche der Spargelbetriebe durchweg polnisch beschriftet.“

Angestellte und Unternehmer – Polen in Brandenburg

Wie wichtig Arbeitskräfte aus Polen für die brandenburgische Landwirtschaft sind, zeigte sich während der Pandemie und den mit ihr verbundenen Hindernissen auch für Berufspendler. „Mit der Einreisesperre zu Beginn der Corona-Krise drohten einige brandenburgische Betriebe nicht mehr arbeitsfähig zu sein“, sagt Schade. Sie zahlten ihren polnischen Beschäftigten Prämien, damit sie über Nacht oder die ganze Woche blieben. Andere Betriebe in Brandenburg werden von polnischen Besitzern geführt, etwa der Vorzeigehof „Lavendel-Grimme“ in der Uckermark, der sein auch zu Corona-Zeiten gut besuchtes jährliches Erntefest 2023 zu einem regelrechten Festival ausbaut.

Auch Berlin verbindet deutsche und polnische Agrarunternehmen – als Konkurrenten. „Gerade in den Grenzwojewodschaften haben Landwirte und Verwaltungen erkannt, dass der Hauptstadtmarkt Berlin-Brandenburg mit seinen rund sechs Millionen Verbrauchern ein wichtiger Markt ist, insbesondere auch, weil es der interessanteste Bio-Markt in Deutschland ist“, sagt Schade. Eine Schwäche im Rahmen des geltenden Rechts ist dabei noch die unkomplizierte Direktvermarktung landwirtschaftlicher Produkte auf der jeweils anderen Seiten der Grenze. Hier für Vereinfachungen zu sorgen, liegt allerdings weder in der Macht Brandenburgs noch der angrenzenden Wojewodschaften.

Noch ein anderes Thema betrifft deutsche und polnische Landwirtschaftsbetriebe gleichermaßen. In vier von fünf Jahren sei Brandenburgs Land- und Forstwirtschaft von Trockenheit und extremen Dürren geprägt gewesen, sagte Vogel zu seinen Gästen auf der Grünen Woche. Vogel: „Ziel ist es für Brandenburg, die Risiken und Schäden durch die Klimaveränderungen und damit zunehmende meteorologische Extremereignisse wie Trockenperioden, Starkregenereignisse und Hitzewellen zu begrenzen und nach Möglichkeit zu verhindern.“ Auch das ist ein Thema ohne Grenzen.